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Bonus Card: Scherereien trotz Kündigung
Aus Espresso vom 11.10.2017. Bild: visa.ch
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Ehemalige Gratis-Kreditkarte Bonus Card: Scherereien trotz Kündigung

Der Kreditkarten-Ärger begann Anfang 2016: Die Herausgeberin Bonus Card stellte ihren Kunden ungefragt eine neue, kostenpflichtige Karte zu. Der Gipfel: Das Unternehmen deckt nun auch solche Kunden mit Rechnungen und Mahnungen ein, die die Karte sofort gekündigt haben. «Espresso» rät: Nicht zahlen.

Weil die SBB die Kooperation mit Bonus Card beendete, schickte das Unternehmen den Kundinnen und Kunden Anfang 2016 ohne Einwilligung eine neue, kostenpflichtige Kreditkarte zu. Wer die Karte nicht wollte, musste kündigen. Dieses Vorgehen sorgte schon damals für Ärger («Espresso» vom 25.01.16: «Bonus Card: Nicht alles Gold, was glänzt»). Betroffen waren alle SBB-Halbtaxbesitzer mit integrierter Kreditkarte.

Nun geht der Ärger weiter: Die Kreditkartenherausgeberin schickt auch Rechnungen und Mahnungen an Kunden, die diese Visakarte umgehend gekündigt haben.

Unerwünschte Visa Liberty Card

So auch Halbtaxbesitzer Marcel Probst. Er erhielt per Post ungefragt eine Visa Liberty Card von Bonus Card. Und kündigte erst per Telefon, dann auf Wunsch von Bonus Card auch noch schriftlich. Und zerschnitt die unerwünschte Kreditkarte anschliessend mit der Schere.

Jahresgebühr trotz Kündigung

Ein Jahr später dann die Überraschung: Bonus Card schickt trotz Kündigung eine Rechnung für die Jahresgebühr – von knapp 50 Franken. Als Probst den vermeintlichen «Irrtum» aufklären will, folgt postwendend die erste Mahnung. Und als der Kunde auch gegen diese protestiert, folgt die dritte.

Und jedes Mal wird eine Mahngebühr von 20 Franken auf die Rechnung geschlagen. Am Schluss beläuft sich diese auf über 130 Franken. Bonus Card sagt zu Marcel Probst, man habe nie eine Kündigung erhalten. Weder telefonisch noch schriftlich.

Mehrere Beschwerden

Dasselbe erleben auch andere Halbtax-Kunden, die sich beim SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» melden. Das Vorgehen sei «penetrant»: «Ständig kommen Briefe und Mahnungen, dann Betreibungs-Drohungen» erzählt Markus Alder.

«Am Schluss bot mir Bonus Card als ‘Kompromisslösung’ an, ich könne das Ganze mit einer Zahlung von 50 Franken beenden.» Alder stieg nicht auf das Angebot ein, ignorierte fortan sämtliche Briefe und hat nun seit vier Monaten Ruhe.

Auch Marcel Probst hat seit Juli nichts mehr von Bonus Card gehört. Das mulmige Gefühl, ob im Briefkasten nicht irgendwann die Betreibung wartet, bleibt. Er findet das Vorgehen von Bonus Card «eine Sauerei».

Bonus Card sagt: «Kündigung ist nie eingetroffen»

Bonus Card schreibt gegenüber SRF, abgesehen von wenigen Ausnahmen würden alle schriftlichen und telefonischen Anfragen der Kunden «zu deren vollen Zufriedenheit berücksichtigt und bearbeitet». Und man nehme die Anliegen der Kundinnen und Kunden ernst.

Zum Fall von Marcel Probst ergänzt Bonus Card, er habe zwar telefonisch gekündigt, die schriftliche Kündigung sei bei ihnen jedoch nie eingetroffen. Da steht Aussage gegen Aussage. Trotzdem hat die Kreditkartenfirma seine Rechnung nun storniert.

«Espresso» rät: Nicht zahlen

Grundsätzlich ist es nicht zulässig, Kundinnen und Kunden ein neues oder geändertes Produkt zuzustellen und zu verlangen, dass man zahle oder kündige, sagt SRF-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner. Deshalb solle man in einem solchen Fall die Forderung von Bonus Card schriftlich bestreiten und schreiben, man habe nie in einen neuen Vertrag eingewilligt.

Dasselbe gilt übrigens auch für Kunden, die gar nicht realisiert haben, dass eine Kündigung nötig ist. Sofern sie die neue Karte nie eingesetzt haben, können auch sie die Rechnung von Bonus Card bestreiten.

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