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Kleider-Label: Keine eindeutige Hilfe
Aus Espresso vom 26.10.2016. Bild: Keystone
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Konsum Kleider-Label: Keine eindeutige Hilfe

Wer fair und ökologisch produzierte Kleider kaufen will, sucht Hilfe bei Labels und einschlägigen Apps. Das Problem: Häufig gaukeln diese einem mehr Fairness und Aktualität vor, als sie wirklich bieten können.

Es gibt ganz viele – eigentlich zu viele – Kleiderlabels. Allein das Internetportal labelinfo.ch listet über 20 auf. Diese bewerten allerdings ganz unterschiedliche Dinge: Die einen Labels achten auf Ökologie, andere auf Schadstoffe und wieder andere auf faire und, soziale Produktion. Schon das macht es für Konsumentinnen und Konsumenten schwierig.

Hinzu kommt, dass viele Labels nur einen bestimmten Abschnitt in der Produktion eines Kleidungsstücks bewerten. So beurteilt bei einem T-Shirt das Label «Fairtrade Cotton» lediglich die Produktion der Baumwolle für das Shirt. Darüber, unter welchen Bedingungen es später in einer Fabrik genäht wurde, sagt es bereits nichts mehr aus.

Dennoch gibt es Marken und Labels, welche von sich sagen, dass bei allen Arbeitsschritten der Produktionskette fair und ökologisch gearbeitet wurde. Laut labelinfo.ch ist dies zum Beispiel das Label BioRe der Kleiderfirma Remei, welche auch Coop Naturaline und Mammut beliefert. Es wäre aber vermessen, hier eine Rangliste der fairsten und ökologischsten Label zu präsentieren. Zu kompliziert und undurchschaubar ist die internationale Textilbranche mit all ihren Zulieferern.

Es gibt auch faire Mode ohne Label

Daher sagen auch Organisationen wie «Public Eye» (die frühere Erklärung von Bern) oder die «Fairwear Foundation», es gebe derzeit keine Kleider, die 100-prozentig garantiert fair und ökologisch hergestellt seien.

Diese Organisationen stehen Labels deshalb kritisch gegenüber. Ein Label steht immer nur für das entsprechende Kleidungsstück. Es sagt nichts aus über die Geschäftspolitik der gesamten Kleidermarke oder des Ladens, der es verkauft.

So kann eine Firma einige Kleidungsstücke fair produzieren lassen und sich dann mit einem Label schmücken, obwohl der Rest des Sortiments weniger fair hergestellt wurde. Dasselbe gilt auch für Läden wie Coop, der neben Naturaline-Textilien Kleider vieler anderer, weniger fairer Marken verkauft.

«Public Eye» will den Konsumentinnen und Konsumenten mit der App «Fair Fashion?» mehr Orientierung bieten. Diese bewertet Kleidermarken aufgrund dessen, wie sie gesamthaft faire Produktion fördern und einhalten, beispielsweise mit der Garantie existenzsichernder Löhne. Die Bewertungen der App stammen allerdings aus dem Jahr 2013 und sind daher ein Stück weit veraltet. Eines zeigt die App aber schon: Nicht jedes fair produzierte Kleidungsstück trägt ein Label. Es gibt fortschrittliche Marken ohne entsprechende Labels.

Drei Tipps für faire Mode

  1. Achten Sie auf Fairtrade- und Bio-Labels und konsultieren Sie die «Fair Fashion?»-App, auch wenn diese nicht über jeden Zweifel erhaben sind. Das ist immer noch besser als Mode zu tragen, die keinen Standards entspricht.
  2. Sprechen Sie beim Einkauf das Ladenpersonal auf faire Mode an und fragen Sie nach Arbeitsbedingungen und Löhnen der Näherinnen. Das macht Druck auf Läden und Marken, die Situation zu verbessern.
  3. Tragen Sie langlebige Mode. Machen Sie nicht jeden Modetrend mit. Flicken Sie Kleider oder lassen Sie sie flicken. Kaufen Sie auch auf Kleiderbörsen und in Secondhand-Shops ein.

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