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Pestizide in Schweizer Erdbeeren: Gespritzt wird fast überall
Aus Kassensturz vom 21.06.2016.
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Umwelt und Verkehr Pestizide in Schweizer Erdbeeren: Gespritzt wird fast überall

Trotz Regenwetter sind die Läden jetzt voll mit Schweizer Erdbeeren. Ein aktueller Test von Greenpeace Schweiz zeigt, wie flächendeckend auf Schweizer Erdbeerfeldern Pestizide eingesetzt werden. Das Labor fand in einer Stichprobe Rückstände von zehn verschiedenen Pestiziden.

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Pestizide in Schweizer Erdbeeren: Gespritzt wird fast überall
aus Espresso vom 22.06.2016. Bild: SRF
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Die kleinen Roten sind unglaublich verführerisch. Erdbeeren gehören zu den beliebtesten Früchten in der Schweiz. Trotz des nassen Wetters werden in den Läden aktuell praktisch ausschliesslich Schweizer Erdbeeren angeboten.

Die Umweltorganisation Greenpeace kaufte bei Coop, Migros und anderen Detailhändlern eine Stichprobe von Erdbeeren und schickte die Früchte ins Labor zum Pestizidnachweis.

Die Wissenschaftler fanden auf den Erdbeeren zehn verschiedene Pestizide. Die gesetzlichen Grenzwerten wurden bei allen Proben klar eingehalten. Trotzdem warnt Philippe Schenkel von Greenpeace Schweiz vor zu viel Chemie im Essen: «Wir essen ja nicht nur Erdbeeren. Das Problem ist die Kumulation, Tag für Tag nehmen wir Pestizidrückstände auf.»

Ein Pestizid kommt selten allein

Auffallend: in der Hälfte der Stichproben fand das Labor gleich vier oder noch mehr verschiedene Pestizide. Greenpeace-Experte Schenkel spricht in diesem Zusammenhang von einem «Pestizid-Cocktail». Wie dieser Mix auf den Körper wirke, sei noch überhaupt nicht erforscht.

Das bestätigt auch die Branche. «Man weiss nicht, wie Pflanzenschutzmittel zusammen genau wirken,» sagt Josef Christen vom Schweizer Obstverband gegenüber «Espresso». Die Obstproduzenten verlassen sich auf Wissenschaft und Behörden, welche die Grenzwerte festsetzen.

Testergebnisse: Das Wichtigste zusammengefasst

Die gesetzlichen Grenzwerte pro einzelnes Pestizid wurden eingehalten.
Alle drei Proben von Bio-Erdbeeren enthielten keine Pestizidrückstände.
Die Hälfte (8) aller Proben enthielt vier oder mehr Pestizide.
Eine Probe enthielt sechs verschiedene Pestizide!

Die aktuelle Greenpeace-Studie freut die Produzenten, sie bestätige die internen Kontrollen: «Alle Grenzwerte wurden sehr deutlich eingehalten, Schweizer Erdbeeren können bedenkenlos gegessen werden», sagt Obstverbandsprecher Josef Christen.

Mehr als ein Sturm im Erdbeeren-Körbli

Ernsthafte Bedenken äussert allerdings Greenpeace mit Blick auf die kleinsten Erdbeeren-Liebhaber. In Relation zum Körpergewicht würden Kinder am meisten Erdbeeren essen. «Kinder sind empfindlicher auf Pestizide, für sie sind die gemessenen Werte zweier Proben toxikologisch bedenklich», warnt Philippe Schenkel von Greenpeace.

Bio-Produkte ohne Pestizide

In den total 16 Proben fand das Labor nur gerade in vier Erdbeerkörbchen überhaupt keine Pestizidrückstände. Darunter sind drei Proben aus dem Bio-Anbau. Dass das Labor hier keine Pestizide gefunden habe, bedeute nicht, dass aufs Spritzen von Fungiziden und Insektiziden verzichtet werde, erklärt Agronom Hagen Thoss vom Landwirtschafts-Kompetenzzentrum Strickhof des Kantons Zürich.

«Mir ist kein Erdbeerproduzent bekannt, der ohne Pflanzenschutz arbeitet. Weder im biologischen noch im konventionellen Landbau.» Wichtig sei, dass die Dosierung stimmt und dass man nach dem Pestizidspritzen genügend lange bis zur Ernte wartet.

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