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Schweizer Hopfenproduzenten unter Druck

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Schweizer Hopfenproduzenten unter Druck

Laufzeit 6 Minuten 46 Sekunden. , Matthias Schmid

Schweizer Bier wird nur zu einem kleinen Teil aus Schweizer Hopfen und Braugerste gemacht. Der Grossteil der Zutaten stammt aus Deutschland und Nordamerika. Obwohl Schweizer Hopfen und Gerste im Vergleich zu den ausländischen Produkten viel teurer ist, nehmen die Bierbrauer den Bauern die Ernte ab - auch aus Imagegründen. Beim Hopfen geraten die Preise in der aktuellen Preisrunde jedoch unter Druck.

Nur noch 9 Produzenten bauen in der Schweiz rund 20 Hektaren Hopfen an. Im Vordergrund steht dabei die Hopfensorte «Perle», die bei Bieren für eine Grundbitterkeit sorgt. Schweizer Hopfen unterscheidet sich in der Qualität praktisch nicht vom Hopfen aus Deutschland und den USA. «Der Schweizer Hopfen hebt sich eigentlich nur durch seine Herkunft aus der Region vom anderen Hopfen ab», erklärt Stefan Ullrich, Präsident des Vereins Schweizerischer Hopfenproduzenten. Er betreibt einen eigenen Hof in Stammheim (ZH). 

Preisrunde als Existenzgefährdung
Die Bierkonzerne Carlsberg und Heineken nehmen den Hopfenproduzenten 80 Prozent der Ernte ab. Der Rest geht an kleinere Brauereinen. Diesen Herbst wird der Preis für die nächsten Jahre abgemacht. Da es weltweit ein Überangebot an Hopfen gibt, fürchten die Hopfenproduzenten einen tieferen Preis. «Einige Betriebe stehen vor einem Generationenwechsel. Ich kann mir vorstellen, dass einige Produzenten nicht zu jedem Preis weitermachen», sagt Stefan Ulrich. 

Die Bierkonzerne geben sich bedeckt, was die Preissituation angeht. Der grösste Abnehmer von Schweizer Hopfen ist Feldschlösschen, das zum Carlsberg-Konzern gehört. Zur aktuellen Preisrunde wollte man sich im Vorfeld gegenüber «Espresso» nicht äussern. Ein weiterer grosser Abnehmer ist Heineken Schweiz. Sprecher Olivier Burger erklärt auf Anfrage lediglich, die Unterstützung für Schweizer Hopfenproduzenten sei Tradition. Auch er wollte aber keine Angaben zu den laufenden Verhandlungen machen. 

Beim Hof von Stefan Ulrich im Zürcher Weinland ist die Nachfolge bereits gesichert, ein Sohn möchte die Familientradition weiterführen. «Der Hopfen ist eine faszinierende Pflanze und der Hopfenanbau ist eine Leidenschaft. Weil aber der Aufwand und die Investitionen relativ gross sind, gibt es in nächster Zeit eher weniger als mehr Produzenten.» 

Nischenprodukt Schweizer Braugerste
Stabil ist die Situation zurzeit beim Schweizer Braugersten, der als Malz für Bier verwendet wird. Wegen der ausländischen Konkurrenz wurde in der Schweiz während Jahrzehnten keine Braugerste angebaut. Erst seit Mitte der 90er Jahre gibt es wieder eine einheimische Ernte. Es handelt sich jedoch nach wie vor um ein Nischenprodukt, welches in wenigen Schweizer Bieren verwendet wird. 

Der grösste Schweizer Braugersten-Abnehmer ist die Appenzeller Brauerei Locher. Knapp 40 Bauern liefern dem Betrieb ihre Gerste, ein grosser Teil aus hochgelegenen Feldern im Engadin. «Es ist schlicht eine Preisfrage, ob wir mehr Schweizer Gerste beziehen können. Für konventionelles Bier ist Schweizer Gerste bis zu drei Mal teurer als Braugerste aus dem Ausland», sagt Karl Locher, Mitinhaber der Brauerei. Wenn man mehr Schweizer Gerste verwenden möchte, wären Preisanpassungen unumgänglich.

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