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Anlageberater: Provision steigt, Erspartes schrumpft
Aus Kassensturz vom 19.11.2013.
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Geld Anlageberater kassieren mit Umschichten

Mancher Vermögensverwalter oder Bankberater investiert das Geld seiner Kunden so, dass er vor allem hohe Provisionen kassiert. Zum Beispiel, indem er das Geld unnötig umschichtet. «Kassensturz» zeigt, wie sich so 100‘000 Franken in Luft auflösen und wie Kunden ihre eigene Depots überprüfen können.

Beim Butterherstellen rührt man den Rahm so lange, bis Butter entsteht. Ähnlich ist die Taktik von manchen Finanzfirmen: Sie führen mit dem Geld der Kunden viele Käufe und Verkäufe durch, so dass sie möglichst fette Kommissionen kassieren. Das heisst im Fachjargon «churning», englisch für Buttern.

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Prüfen Sie auf der Webseite der Stiftung für Konsumen- tenschutz ihr Wertschriften-Depot.

«Am Schluss hat man kein Geld mehr»

Für die Kunden sind häufige Transaktionen nachteilig. Das sagt Wirtschaftsprofessor Josef Marbacher von der Fachhochschule Nordwestschweiz. Der Finanzexperte erklärt gegenüber «Kassensturz»: «Das Hauptproblem bei den Transaktionen ist, dass man jedes Mal Gebühren zahlt.»

Man könne diese Gebühren nehmen und diese mit der Zahl der Transaktionen multiplizieren. «Am Schluss hat man kein Geld mehr», so Marbacher.

Auch das aktive Auswählen von vermeintlichen Renditeperlen sei beim Anlegen die falsche Strategie. «Experten bringen keine Anlageperlen mit überdurchschnittlichen Renditen. Das ist gar nicht möglich im Kapitalmarkt», erklärt Marbacher.

Hohe Provisionen

Hohe Kommissionen und das aktive Auswählen von einzelnen Aktien wurden einem jungen Mann zum Verhängnis, der sich an «Kassensturz» gewandt hat. Er überwies über die Jahre über 100'000 Franken, um sie gut anzulegen. Im Jahr 2000 schloss er einen Vertrag mit einer Vermögensberatungsfirma ab.

Nach kurzer Zeit übernahm eine andere Firma die Betreuung seiner Anlagen: die Capital Management AG in Tägerwilen. Sie vermittelte amerikanische Wertpapiere. Er habe der Firma vertraut, sagt der Kunde.

Im Vertrag mit der Firma steht: Die Provision beträgt bei Käufen und Verkäufen bis zu 5 Prozent der Auftragssumme.

Zum Teil erhielt die Firma gemäss Vertrag noch zusätzliche Provisionen: Bei amerikanischen Aktien, die für Kapitalerhöhungen ausgeben wurden, standen ihr gemäss Vetrag Retrozessionen von bis zu 30 Prozent zu.

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Retrozessionen
Aus ECO vom 21.10.2013.
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Von Anfang an führten Berater zahlreiche Transaktionen durch. Sie kassierten dadurch Kommissionen und Gebühren, insgesamt rund 10'000 Franken.

100‘000 Franken weg

Insgesamt hat der Kunde über die Jahre 109'000 Franken einbezahlt. 2012 waren nur noch 2500 Franken übrig, wegen der hohen Kommissionen und weil verschiedene Aktien an Wert verloren hatten. «Die Firma hat mein Vertrauen missbraucht und nur in die eigene Tasche gewirtschaftet», kritisiert der Kunde.

Die Capital Management AG widerspricht. Der Kunde habe bei den Anlagen bewusst ein hohes Risiko gewählt. Die Firma schreibt: «Die Anzahl der Transaktionen steht im Entscheidungsermessen des Kunden. Der Kunde entscheidet, welche Transaktion er ausführen will und welche nicht.»

Die Kosten und Gebühren jeder Transaktion seien auf dem Bankauszug aufgeführt und für den Kontoinhaber ersichtlich gewesen. Zudem sei am Anfang eine andere Firma zuständig gewesen sei. Viele Verluste seien in dieser Zeit entstanden.

Problem: Interessenkonflikte

Häufige Umschichtungen in Wertschriftendepots von Kunden sind weit verbreitet. Das beobachtet auch Stefan Heitmann, Geschäftsführer von Moneypark. Die Firma ist spezialisiert auf die Analyse von Kundenportfolios.

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Stefan Heitmann über Nachteile beim Anlegen in Fremdwährungen
Aus Kassensturz vom 19.11.2013.
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Heitmann sagt: «Es fällt auf, dass sehr häufig Produkte gekauft werden, die sehr teuer sind. Das sind Produkte, die für den Anlageberater sehr hohe Provisionen geben, aber für den Kunden zu teuer sind.»

Zudem würden diese Produkte zu häufig umgeschichtet. All das generiere Provisionen für den Anlageberater und gehe von der Performance des Portfolios auf der Anlegerseite ab, erklärt Heitmann. Das Problem ist, dass Banken und Vermögensverwalter Interessenkonflikte haben und bei den Anlagen der Kunde eigene Interessen in den Vordergrund stellen.

Das eigene Depot überprüfen

Kunden haben jetzt die Möglichkeit, ihr eigenes Wertschriftendepot zu überprüfen auf der Webseite der Stiftung für Konsumentenschutz. Dabei können sie sich an einem grossen Depotcheck zu beteiligen.

Die Stiftung will herausfinden, ob Anleger ihr Geld zu ihrem Vorteil angelegt haben oder ob es eher dem Interesse der Bank dient. Wer mitmacht, kann dabei auch einen kostenlosen, persönlichen Depotcheck bestellen.

Bis Ende Januar können Anleger ihre Informationen anonymisiert der SKS zustellen. Im Frühjahr 2014 werden die Ergebnisse veröffentlicht. Der Depotcheck wird von der SKS, Moneypark und der Vergleichsplattform Mydepotcheck durchgeführt.

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