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Durchgefallen: Schlechte Noten für Fernkurs
Aus Kassensturz vom 01.09.2009.
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Geld Durchgefallen: Schlechte Noten für Fernkurs

Trotz teurem Fernkurs rasselte ein Koch durch die Prüfung. Das Lehrmaterial war mangelhaft, wochenlanges Lernen umsonst. Wie erkennen Leute, die sich weiterbilden lassen wollen, ob sie ihr Geld in ein seriöses Fortbildungsinstitut investieren? «Kassensturz» sagt, worauf man achten sollte.

Ein eigenes Restaurant führen, alles nach eigenen Vorstellungen gestalten, sein eigener Herr und Meister sein – diesen Traum hegt Stephane Furst. Seit vielen Jahren arbeitet der Elsässer in Schweizer Küchen. Gerne würde er ein eigenes Lokal aufmachen. Dafür braucht er im Kanton Bern das Wirtepatent, den sogenannten Fähigkeitsausweis.

Anstrengung umsonst

Vor zwei Jahren sieht Stephane Furst ein Inserat in einer Gastrozeitschrift: Die Gastrowirt AG wirbt für einem Fernkurs zur Erlangung der Wirteprüfung. Das Informationsmaterial verspricht den Fähigkeitsausweis. Genau das, was Stephane Furst will. Er meldet sich an und zahlt 7000 Franken. Stephane Fürst erhält die Unterlagen per Post. Während seiner Zimmerstunden büffelt er die 24 Lektionen.

Beim Lernen beschleicht Furst ein ungutes Gefühl. Er sei stutzig geworden, aber weil er eine solche Weiterbildung zum ersten Mal in der Schweiz mache, habe er gedacht, es sei alles in Ordnung. Furst: «Wenn man soviel Geld zahlt für Unterlagen, erwartet man professionelles Material.» Doch dem ist nicht so: Stephane Furst fliegt durch die Prüfung und erhält kein Wirtepatent. Alle Anstrengungen waren umsonst.

«Es fehlen viele Teile»

Konrad Gerster ist Fachlehrer und leitet die betriebswirtschaftliche Abteilung von GastroBern. Der Verband bietet eine Wirteausbildung an, die rund 7000 Franken kostet. Im Auftrag des Kantons führt GastroBern auch Fähigkeitsprüfungen durch. Prüfungsexperte Gerster schaut sich die Unterlagen an, die Gastrowirt AG Stephane Furst zur Verfügung gestellt hat.

«Kassensturz» will wissen, ob sie genügen, um den Berner Fähigkeitsausweis zu erlangen. «Nein, ganz klar nicht», sagt Prüfungsexperte Konrad Gerster,. Die Unterlagen seien einerseits sehr küchen- und servicelastig und andererseits würden sehr viele Unternehmerfunktionen wie Marketing, Mitarbeiterführung oder Betriebsorganisation ausgelassen. «Es fehlen viele Teile, die bei uns in der Prüfung vorkommen und man hiermit nicht lernen kann», sagt Gerster.

Masslose Enttäuschung

Die Gastrowirt AG lehnt ein Interview vor der Kamera ab. Die Schule schreibt, ihr Lernmaterial sei weder lückenhaft noch veraltet. «Kassensturz» darf weder wissen wie viele Absolventen Gastrowirt hat noch wie viele die Fähigkeitsprüfung bestanden haben. Die Unterlagen seien inzwischen überarbeitet worden. Und: Die Gastrowirt AG sei bereit, die Kosten der zweiten Prüfung zu übernehmen.

Davon weiss Stephane Furst allerdings nichts. Er ist masslos enttäuscht: «Ich fühle mich betrogen, musste ich doch sehr viel Geld investieren, mehrere hundert Stunden von meiner Freizeit opfern und lernen.» Im Endeffekt habe er keine Chance gehabt, die Prüfung zu bestehen. Jetzt versucht er, von Gastrowirt wenigstens einen Teil seines Geldes zurückzubekommen.

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