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Auch Schweizer Hersteller zocken ab
Aus Kassensturz vom 23.08.2011.
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Konsum Auch Schweizer Markenhersteller zocken ab

Testkäufe beim Deutschen Grossisten Edeka und beim Schweizer Detailriesen Coop zeigen: Schweizer Markenprodukte kosten in der Schweiz auch ohne Abzug der hohen deutschen Mehrwertsteuer massiv mehr als im Ausland.

Kassensturz-Testkäufe bei Edeka in Konstanz und beim Detailhändler Coop zeigen: Schweizer Markenprodukte kosten in der Schweiz oft massiv mehr als im Ausland.

Zum Beispiel Caffè Latte von Emmi:  Es kostet umgerechnet bei Edeka in Deutschland 1.48 Franken, bei Coop in der Schweiz 1.80 Franken.  Auch Mövenpick-Kaffee oder Lindt Schokolade ist in der Schweiz teurer.

Wer ist schuld?

Die Preise würden nicht die Hersteller, sondern die Detailhändler festlegen, betonen die betroffenen Firmen. Es sei zudem bekannt, dass Schweizer Detailhändler höhere Margen hätten als deutsche Ladenketten.

Doch die Detailhändler bestreiten das: Die Warenkosten würden den höchsten Anteil der Kosten eines Produktes ausmachen, betont Jürg Peritz, Einkaufschef von Coop. Dort liege die grosse Differenz. «Wir müssen teurer bei den Konzernen einkaufen  als deutsche Detaillisten.» Schuld an den hohen Preisen sei nicht Coop, sondern die Lieferanten. Selbst bei Schweizer Markenprodukten.

Auch Schweizer Firmen schöpfen ab

Kassensturz konfrontiert Preisüberwacher Stefan Meierhans mit dem Preisvergleich. «Diese Unterschiede sind  erklärungsbedürftig», sagt er. Für den Preisüberwacher ist klar: «Nicht nur böse ausländische Unternehmen schöpfen die Kaufkraft in der Schweiz ab, sondern auch Schweizer Unternehmen.» Der Preisüberwacher fordert von den Schweizer Herstellern mehr Transparenz.

Sehr hoch ist der Preisunterschied bei der Beba-Säuglingsnahrung von Nestlé: Nestlé, Beba Pro 1 bei Edeka 10.31 Franken, bei Coop zahlen Schweizer Eltern 19.70 Franken.  Nestle sagt, sie hätten ihre Preise gesenkt. Coop und Migros werden die Preise um 10 Prozent senken.

Charles Vögele: Doppelter Preis

Ein weiteres Beispiel für Preisabschöpfung in der Schweiz: Charles Vögele verkauft eine Jeans-Jacke der Marke Biaggini im deutschen Online-Shop für 39 Euro 99. Im Schweizer Online-Shop kostet die exakt gleiche Jacke fast 70 Franken. Über 52 Prozent mehr.

Konfrontiert mit der happigen Preisdifferenz der Jeans-Jacke, sagt Marketingleiter Rudolph Peter Scheben, die höheren Preise hätten nichts mit der höheren Kaufkraft der Schweizer Kundschaft zu tun. «Das liegt zum einen an den höheren Kosten für Miete, Personal und weiteres, die wir in der Schweiz haben», diese liegen 20 bis 30 Prozent über denjenigen im Euro-Raum.

Auch im Kosmetikbereich bezahlen Schweizer Kunden massiv mehr als Deutsche: Die Creme von  Louis Widmer «Remederm»  verkauft Edeka 20.64 Franken, im Coop ist sie für 31.50 Franken erhältlich. Louis Widmer und Weleda begründen den aktuellen Unterschied mit dem stark gefallenen Euro. Der Preisunterschied Schweiz-Deutschland sei in der Regel tiefer.

Kein Profit vom starken Franken

Hersteller wie Ricola betonen, dass sie die Leidtragenden der Währungskrise seien. «Vor der Währungskrise sei der Abgabepreis  an den Handel in der Schweiz und in Deutschland absolut vergleichbar waren», schreibt Ricola. Umgerechnet in Schweizer Franken sei der Preis in Deutschland heute eigentlich zu tief.

Einige Firmen künden an, die Preise in Deutschland in den nächsten Monaten zu erhöhen, beispielsweise Emmi und Sackmesser-Hersteller Victorinox.

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