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Konsum So halten Autofirmen ihre Preise hoch

BMW verbietet in EU-Ländern den Verkauf von Autos an Schweizer Kundschaft. Das hat «Kassensturz» aufgedeckt. Kein Einzelfall: Auch andere Autokonzerne behindern den günstigen Kauf im Ausland. Zudem bremsen bürokratische Hürden den Direktimport. Mit Experten-Chat.

Der Basler Fahrlehrer Bruno Zollinger wollte in Deutschland ein neues Fahrschulauto kaufen. Der Garagist der offiziellen Renault-Vertretung im süddeutschen Eimeldingen winkte ab: Ein Autoverkauf in die Schweiz sei nicht möglich, Renault Deutschland untersage solche Geschäfte. Wochen später blitzte auch «Kassensturz» ab. Als sich der Reporter bei der gleichen Garage nach einem Neuwagen erkundigte, erhielt auch er die Antwort, dass ein Verkauf nicht möglich sei.

Fahrlehrer Bruno Zollinger kann sich einen solchen Verkaufsboykott gut erklären: «Renault verdient wahrscheinlich an Schweizer Kunden besser als an den Deutschen.» Renault Schweiz dementiert in einer schriftlichen Stellungnahme, dass Deutsche Händler nicht in die Schweiz verkaufen dürfen: «Dies ist schon rein rechtlich nicht zulässig.» Der deutsche Händler habe nicht die Wahrheit gesagt, schreibt Renault Schweiz.

Unzulässige Gebietszuweisung

Gebietszuweisungen sind kartellrechtlich unzulässig. Die Wettbewerbskommission (Weko) hat gegen BMW Ende Oktober 2010 eine Untersuchung eröffnet. Für Andreas Burgener von AutoSchweiz sind Verkaufsverbote nicht illegal. Ausserdem würden Schweizer Kunden nicht gemolken: «Das ist in keiner Weise der Fall. Normalerweise ist der Schweizer Kunde sehr anspruchsvoll. Dementsprechend werden die Autos mit Zusatzpaketen ausgerüstet.» Oft würden bei den Preisvergleichen auch die Importsteuer von vier Prozent vergessen gehen, betont Burgener.

Wo er sein neues Fahrzeug zu kaufen hat, lässt sich Fahrlehrer Bruno Zollinger nicht vorschreiben. Der deutsche Renault-Händler findet eine Lösung. Er löst das Auto einen Tag lang in Deutschland ein: Aus dem Neuwagen wird eine Occasion. Auf diese Weise klappt es mit dem Verkauf.

Aber: Das neue Auto muss in der Schweiz in die Motorfahrzeugkontrolle MFK. Für den nächsten freien Termin muss sich Bruno Zollinger wochenlang gedulden. Der Fahrlehrer ärgert sich: «Es ist mühsam. Ich finde es nicht in Ordnung, dass beim Direktimport solche Sperren aufgestellt werden. Wir werden benachteiligt.»

Bürokratische Bremsklötze

Der Zürcher Autohändler Marco Belfanti ist auf den professionellen Direktimport spezialisiert. Auch er kennt die bürokratischen Bremsklötze. Dass in der EU zugelassene Fahrzeuge in der Schweiz nochmals in die Kontrolle müssen, sei eine Schikane: «In ganz Europa können Konsumenten ein neues Auto mit der europäischen Typengenehmigung, dem sogenannten COC Papier, ohne Prüfung einlösen. Wir hingegen müssen mit jedem Auto zum Strassenverkehrsamt fahren.»

Solche bürokratische Hürden bremsen den Wettbewerb. Das kritisiert Roger Zäch, der ehemalige Vizepräsident der Wettbewerbskommission. Auf diese Weise werde künstlich ein Aufwand kreiert, um ein Produkt zu importieren. Das schalte den Preisdruck aus dem Ausland aus.

Bürokratische Hürden und Verkaufsverbote der Autokonzerne: Wer von günstigen Preisen im Ausland profitieren will, muss aufpassen, dass er nicht unter die Räder kommt.

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