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Werbesperrliste: Datacom kennt kein Pardon
Aus Espresso vom 09.06.2015. Bild: Colourbox
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Multimedia Werbesperrliste: Datacom kennt kein Pardon

Um Kunden für ihre Werbesperrliste zu gewinnen, macht Datacom selbst Werbeanrufe. Wer sich darauf einlässt, den lässt die Firma so schnell nicht mehr los. Widerrufe werden ignoriert, stattdessen wird ein umtriebiges Inkassobüro aktiv.

Die Frau von «Espresso»-Hörer Antoine Sanzi liess sich am Telefon überreden und schloss ein zehnjähriges Abo ab, damit in Zukunft keine Werbeanrufe mehr am Telefon erfolgen würden. Kurz darauf teilten sie der Anbieterin (Datacom) telefonisch und schriftlich mit, dass sie auf diese Dienstleistung verzichten wollen. Knapp zwei Monate später meldete sich das Inkassobüro «Inkassolution» beim Ehepaar Sanzi und fordert im Namen von Datacom den Betrag von CHF 257.30 ein. Zu der Grundforderung von knapp 107 Franken schlägt Inkassolution damit weit über hundert Franken dazu, und begründet dies mit dem grossen Aufwand für die Adressverifizierung und den Verzugsschaden.

«Ein Riesenbluff»

Auf der Redaktion des Konsumentenmagazins «Espresso» von Radio SRF 1 sammeln sich seit zwei Wochen zahlreiche Beschwerden von Kunden, die wie das Ehepaar Sanzi eine telefonische Zusage gegenüber Datacom zurückgezogen haben – und prompt Post von Inkassolution erhalten. Es melden sich aber auch Hörerinnen und Hörer, die dasselbe erleben und beteuern, dass sie niemals einem Vertrag zugestimmt haben!

Antoine Sanzi (77) ist pensionierter Wirtschaftsprüfer und regt sich über das Geschäftsgebaren der beiden Firmen auf: «Der Brief des Inkassobüros ist nicht unterschrieben, die Forderung wird grundlos erhöht, es werden viel zu hohe Gebühren verlangt. Das alles ist ein absoluter Bluff.» Sanzi überlegt sich nun rechtliche Schritte.

Auch Marlise Bühler hat sich bei «Espresso» gemeldet. Seit vielen Jahren hilft sie ihren betagten Eltern bei administrativen Fragen. Ihr Vater ist vor mehr als zwei Jahren gestorben. Das hinderte Datacom/Inkassolution nicht daran, ihn als Kunden anzuschreiben und rund 260 Franken einzufordern: «Ich finde das eine Schweinerei. Sie gehen auf ältere Leute zu, was schon fragwürdig ist. Im Fall von meinem Vater schreiben sie dazu noch eine tote Person an. Die Daten wurden längst gelöscht.»

Datacom bezeichnet sich eigentlich als Unternehmen, das sich auf das Löschen von Daten spezialisiert hat. Und Inkassolution begründet ihre hohen Gebühren u.a. damit, dass für das Verifizieren der Adressen ein sehr grosser Aufwand betrieben werde. Im Fall des Vaters von Marlise Bühler klappte das offensichtlich nicht optimal…

«Alles rechtens und bestens»

Datacom-Chef Patrick Dütschler reagierte schriftlich auf die Fragen von «Espresso» und stellte die Vorwürfe in Abrede: «Wer die Bestellung korrekt storniert hat, erhält selbstverständlich keine Mahnung.» Inkassolution bezeichnet die erhobenen Gebühren wie folgt: «Natürlich sind diverse administrative Aufwendungen notwendig, womit die Kosten im Allgemeinen und branchenüblich zu begründen sind.»

Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco sammelt Beschwerden und lässt zurzeit offen, ob gegen Datacom vorgegangen wird.

Melden Sie Ihren Fall dem Seco!

Für eine Anzeige muss beim Seco eine gewisse Anzahl Beschwerden vorliegen. Idealerweise sind diese Beschwerden mit entsprechenden Nachweisen belegt. Haben auch Sie Ärger mit der Firma Datacom, dann schreiben Sie dem Seco. Ein spezielles Formular dazu finden Sie hier.

Die Adresse:

Staatssekretariat für Wirtschaft

Holzikofenweg 36

CH-3003 Bern

Fax: 058 462 27 49

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