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Vernachlässigter Gleisunterhalt geht ins Geld
Aus Espresso vom 08.08.2014. Bild: Keystone
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Umwelt und Verkehr Vernachlässigter Gleisunterhalt geht ins Geld

Über Jahre sparten die SBB beim Gleisunterhalt. Die Folge ist nun ein Nachholbedarf von rund 2 Milliarden Franken. Statt saniert, müssen Gleise über mehrere Kilometer komplett ersetzt werden. Für die Deckung dieser Kosten müssen Bahnkunden und die Allgemeinheit aufkommen.

«Das Schweizer Eisenbahnnetz ist langfristig am Verlottern», warnt Eisenbahnexperte Sepp Moser. Sein Buch «Warnsignal – das Schweizer Bahnnetz in Gefahr» ist seit 2011 auf dem Markt. Die Situation habe sich nicht entspannt, erklärt Sepp Moser gegenüber «Espresso», dem Konsumentenmagazin von Radio SRF 1: «Es fahren immer mehr und immer schnellere und schwerere Züge. Das führt zu einer grösseren Abnutzung.» Die nötigen Unterhaltsarbeiten seien von der SBB jahrelang vernachlässigt worden, kritisiert der Eisenbahnexperte. SBB-Mediensprecher Christian Ginsig wehrt sich gegen diese Vorwürfe: «Moderne Diagnosefahrzeuge können den Zustand heute viel besser erfassen als früher.» So kämen Schäden an den Tag, die man vor Jahren gar nicht habe sehen können.

Auch Neubahnstrecke Olten-Bern betroffen

Gleise müssen regelmässig geschliffen werden. Solche Unterhaltsarbeiten seien auf der 2004 eröffneten Neubaustrecke zwischen Olten und Bern nie durchgeführt worden, weiss Sepp Moser. «Gleise-Schleifen ist wie Zähneputzen, wer darauf verzichtet, hat bald ein grösseres Problem.» Die SBB gibt zu, diese Unterhaltsarbeiten unterschätzt zu haben. «Wir mussten im letzten Jahr über 13 Kilometer Schienen ersetzen», erklärt SBB-Sprecher Christian Ginsig. Und auch in diesem Jahr sind auf der Neubahnstrecke Olten-Bern weitere Ersatzarbeiten nötig.

Mehrkosten betreffen alle

Der zusätzliche Unterhaltsaufwand muss bezahlt werden. Die Kosten für den aufgestauten Unterhaltsbedarf würden aber nicht komplett den Bahnkunden überwälzt, erklärt Andreas Windlinger, Mediensprecher des Bundesamts für Verkehr BAV: «Das Stimmvolk hat im Februar 2014 FABI (Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur) gutgeheissen, dies ermöglicht im Zusammenhang mit dem Unterhalt und Ausbau des Bahnnetzes Billettpreiserhöhungen von rund 2,5 Prozent bis 2017.»

Im Rahmen von FABI zahlen alle Nutzniesser der Bahninfrastruktur an den Unterhaltsaufwand. Konkret zahlen Bund, Kantone, Konsumenten (befristete Mehrwertsteuererhöhung) sowie Langdistanzpendler (Reduktion des Steuerabzugs). FABI sichere die nachhaltige Finanzierung des Gleisunterhalts, zeigt sich Andreas Windlinger vom BAV überzeugt. Ein vorsichtiger Umgang mit den jährlich 5 Milliarden Franken ist allerdings angebracht: Fliesst zu viel Geld in den Unterhalt, muss bei den Ausbauprojekten abgespeckt werden. Von solchen Sparmanövern wären dann vor allem die Bahnfahrer betroffen.

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