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Carl Spitteler – der grosse Unbekannte

Als erster Dichter aus der Schweiz erhielt Carl Spitteler 1919 den Nobelpreis für Literatur. Trotz der hohen Auszeichnung geriet er in Vergessenheit. Zu Unrecht. Bei keinem Schweizer Klassiker gibt es noch so viel Neues zu entdecken.

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Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zeichnete die Schwedische Akademie den damals gefeierten, aber auch umstrittenen Carl Spitteler (1845-1924) mit dem Nobelpreis für Literatur aus. Nicht weil er sich in seiner berühmten Rede «Unser Schweizer Standpunkt» von 1914 für Völkerversöhnung ausgesprochen hatte. Im Gegenteil: Diese Rede, die den Neutralitätsdiskurs prägte, war lange eher ein Verhinderungsgrund. Bekommen hat Spitteler den Literaturnobelpreis 1920, rückwirkend für das Jahr 1919, vor allem für sein monumentales Versepos «Olympischer Frühling», das heute allerdings nur noch wenige Spezialisten kennen.

Carl Spitteler ist einer der eigenwilligsten Dichter, die die Schweiz hervorgebracht hat. Und zugleich einer der verkanntesten. Er hat keine literarischen Moden mitgemacht, ging immer seinen ganz eigenen Weg. 8 Jahre lang hat er im Ausland gelebt, im damals sehr weltläufigen St. Petersburg. Und als er in die Heimat zurückkehrte, hat er sich einen kritischen Blick von aussen auf die Schweiz bewahrt.

Auf der einen Seite steckt er noch tief im 19. Jahrhundert: Er ist Weggefährte von Jacob Burckhardt, Friedrich Nietzsche und Gottfried Keller. Die literarischen Bewegungen der Moderne nach 1900, ob Futurismus, Expressionismus oder Dadaismus liessen ihn kalt. Andererseits genoss er innerhalb der psychoanalytischen Bewegung und besonders bei Sigmund Freud und C.G. Jung Kultstatus. Spitteler ist ein Autor voller Rätsel und schwer zu fassen. Aber es lohnt sich, diesen Dichter und Denker neu zu entdecken.

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