Ein 10jähriger Junge aus einer wohlhabenden deutschen Familie mit jüdischen Wurzeln wird 1938 ohne Nennung der Gründe weggeschickt ins Exil. Seine Eltern verstecken ihn und seinen Bruder vor den Nazis. Er überlebt die Zeit des Nationalsozialismus. Aber er empfindet Zeit seines Lebens Verlorenheit und Scham. Der Junge ist der Autor Georges-Arthur Goldschmidt. In seinem autobiografischen Buch «Vom Nachexil» erinnert er sich noch heute, im Alter von über 90 Jahren, glasklar an den Tag des Abschieds.
Ein anderer gleichaltriger Junge kehrt Ende des 20. Jahrhunderts aus dem Exil in Deutschland zurück in das kriegsversehrte Beirut. Er findet sich in einem Land wieder, in dem ein unheilvolles Schweigen herrscht. Es wird nicht über die vielen Menschen gesprochen, die im Krieg spurlos verschwunden sind. Im Roman «Ein Lied für die Vermissten» erzählt der Autor Pierre Jarawan, der selber libanesische Wurzeln hat, wie der Bürgerkrieg im Libanon noch heute nachwirkt, auch wenn in Beirut heftig gebaut wird und die Kriegs-Spuren an den Gebäuden langsam verschwinden.
Die Kritikerrunde diskutiert in der Sendung «Literatur im Gespräch» über «Vom Nachexil» von Georges Arthur Goldschmidt und «Ein Lied für die Vermissten von Pierre Jarawan sowie den neu übersetzten Roman «Der USB-Stick» des französischen Autors Jean-Philipp Toussaint über die Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Gesellschaft.
Gäste: Stefanie Leuenberger, Thomas Hunkeler