Zum Inhalt springen

Header

Baur und Bindschädler machen einen Spaziergang durch Olten.
Legende: Baur und Bindschädler machen einen Spaziergang durch Olten. Flickr/Vasile Cotovanu
Inhalt

«Toteninsel» von Gerhard Meier 1/7

Er war ein Solitär in der jüngeren Schweizer Literatur: Gerhard Meier. Zeitlebens verwurzelt in seinem Heimatort Niederbipp, begann er erst spät mit dem Schreiben. Und schuf, schöpfend aus dem Lokalen, eine Prosa, die nichts weniger ist als Weltliteratur. Es lesen Fritz Lichtenhahn und Franz Matter.

Es ist der 11. November 1977, der Tag des «Martini», des Heiligen Sankt Martin. Zwei ältere Männer, Baur und Bindschädler, befreundet seit der gemeinsamen Militärzeit, machen einen Spaziergang durch Olten. Am Schluss fängt es an zu schneien.
Das Gespräch, das Gerhard Meier seinen Protagonisten in den Mund legt, ist im Grunde unendlich, unbestimmt und frei wie der Fluss der Gedanken durch den Kopf. Baur, ein lebhafter Gedankenspieler, lässt sich vom heimatlichen Ambiente des Spaziergangs zu Beobachtungen und Erinnerungen anregen, die sein eigenes Leben betreffen: die Kindheit, das Schicksal von Familienmitgliedern und Freunden, die Lebenswelt des Dorfes, in dem er heranwuchs. Bindschädler, der stillere Ich-Erzähler, kommentiert, hört zu und stellt seine eigenen Betrachtungen an.
Über die lokalen Verhältnisse hinaus werden aber auch immer wieder Werke aus der Literatur, der Musik und der bildenden Kunst herbeizitiert. Böcklins titelgebendes Gemälde ist nur ein Bezugspunkt unter vielen. Der Tod jedoch ist immer präsent im ruhigen und unspektakulären Mäandrieren dieser Assoziationen. «Entstanden aus der Mitte und Fülle eines Daseins, das den Tod nicht fürchtet und dennoch das Leben feiert, sind Gerhard Meiers Bücher geprägt von jener Art unerschöpflicher Poesie, mit der man nie ganz wird zu Rande kommen können noch wollen.» (Roman Bucheli)
«Toteninsel», erschienen 1979, ist der erste Teil von Gerhard Meiers Hauptwerk, der «Amrainer Tetralogie». Stephan Heilmann hat den zweistimmigen Text 1997 als integrale, radiophonische Lesung für SRF eingerichtet, mit Originalmusiken des Schlagzeugers Fritz Hauser.

Mit Fritz Lichtenhahn (Baur) und Franz Matter (Bindschädler)
Musik: Fritz Hauser - Regie: Stephan Heilmann - Produktion: SRF 1997 Dauer: 34‘

Diese Produktion ist im Christoph Merian Verlag als Hörbuch (CD mit MP3-Dateien) erschienen und kann im SRF-Shop bestellt werden.

Mehr von «Lesung»