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Ein stillgelegter Bach kommt ans Tageslicht
Aus Mission B vom 06.08.2020.
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Im Einsatz für Biodiversität Ein stillgelegter Bach kommt nach 70 Jahren wieder ans Tageslicht

Das Ehepaar Rossel aus Homburg/TG grub auf seinem Grundstück einen 90 Meter langen Bach. Keine verrückte Idee: Denn das Wasser war schon immer da – im Sumpfgebiet, das zugunsten der Landwirtschaft trockengelegt wurde. Nun bringt das Wasser eine Vielzahl von Tieren und einheimischen Pflanzen zurück.

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Legende:Grundstück der Rossels vor und nach den Renaturierungsarbeiten.

«Unsere Vorgänger würden sich an den Kopf fassen, wenn sie sehen würden, dass wir das zerstören, was sie damals in Rohre gelegt haben», sagte Johannes Rossel im Frühling 2019, als der Bagger auf seinem Grundstück auffuhr, um nach Wasser zu suchen. Wasser, das die vorgängigen Besitzer in Entwässerungsrohre geleitet hatten, um daraus Ackerland zu machen.

Heute ist das Grundstück nicht mehr wiederzuerkennen. Wo früher eine gewöhnliche Wiese war, reihen sich sieben längliche Teiche aneinander. Das Grundstück wurde modelliert, der Lehmboden verdichtet, erste einheimische Pflanzen am Bach angesiedelt.

Frau und Herr Rossel an ihrem Teich
Legende: Annemarie und Johannes Rossel freuen sich über jede neu gesichtete Art auf ihrem Grundstück. SRF

Es dauerte nicht lange, da tauchten die ersten Stockenten auf, Vögel nahmen ein Bad, Spuren im Lehm verrieten nächtliche Rehbesuche. Gross war die Freude auch diesen Frühling, als die Natur erwachte. Die Rossels entdeckten einen ersten Froschlaich, der Igel erwachte aus seiner Winterruhe und ein Dachs huschte vor ihrer Wildkamera hindurch. Mohn und Margeriten begannen zu blühen. Unzählige Libellen legten ihre Eier auf den Wasserpflanzen ab und ein erster Ruf des Laubfrosches war zu hören.

Es war die Vielfalt, die sich Annemarie und Johannes Rossel so sehr gewünscht hatten, als sie das Renaturierungsprojekt starteten. Die Natur in ihrer Üppigkeit und ganzen Pracht machte sich hör- und sichtbar in ihrem Garten. Auf missionb.ch, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen konnten sie bis zum heutigen Tag ganze 2700 Quadratmeter neu geschaffene, naturnahe Fläche eintragen.

Rossels Teiche vernetzen Laichgebiete

Nicht nur in Homburg, unter der Oberfläche der ganzen Schweizer Landschaft befindet sich ein dichtes Netz an Dränagen. Diese Entwässerungsröhren entstanden im Zuge der Meliorationen ab dem 19. Jahrhundert. Um die Lebensmittelversorgung zu gewährleisten, entwässerten Bund und Kantone unzählige Feuchtgebiete. Die nassen Böden waren wertvoll für die Biodiversität, aber bedingt brauchbar für die intensive Landwirtschaft. Mit den Sumpfböden verschwanden auch wichtige Feuchtlebensräume für Amphibien und viele andere Tiere und Pflanzen.

Rund 90 Prozent der Moore in der Schweiz sind zerstört. Obwohl seit 1987 durch die Verfassung geschützt, sind sie heutzutage immer noch akut bedroht. Die Kantone sind in der Pflicht, die Schutzziele für Moore und Feuchtgebiete umzusetzen. Dazu gehört auch der Schutz von Amphibienlaichgebieten nationaler Bedeutung. Im Kanton Thurgau befinden sich 65 solcher Laichgebiete. Fünf davon liegen allein in der Gemeinde Homburg – so viel wie in keiner anderen Gemeinde des Kantons.

Frösche bei der Paarung
Legende: Amphibien sind auf Wasserstellen angewiesen, um zu laichen. Keystone

Doch gerade zwischen den Laichgebieten fehlt zum Teil die Vernetzung für Amphibien. Konkret: Es fehlt überall an Tümpeln, Bächen und Sümpfen. Rossels Grundstück liegt in so einem kantonalen Vernetzungskorridor. Hier ist die Erhaltung und die Schaffung von Feuchtgebieten besonders wichtig – und wird vom Kanton nach Möglichkeit finanziell gefördert. Aus Sicht des Naturschutzes sind Rossels neu geschaffene Tümpel von grosser Bedeutung. Aus diesem Grund sprach der Kanton im Nachhinein einen einmaligen Unterstützungsbeitrag von 8'500 Franken.

Amphibien fördern geht auch einfacher

Nicht jeder hat eine so grosse Fläche zur Verfügung, um ein Stück einer Dränage auszubuddeln und daraus einen Bachlauf zu gestalten. Doch Amphibien lassen sich auch in bescheidenerem Rahmen fördern.

Amphibien fördern

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Info fauna, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, die Koordinationsstelle für Amphibien- & Reptilienschutz in der Schweiz (karch) gibt umfangreiche Auskünfte zum Thema sowie praktische Tipps rund um die Förderung von Amphibien.

Wer gerne einen Teich bauen möchte, sollte als erstes klären, ob sich der Standort wirklich eignet. Wasserfrösche quaken von April bis Juni. Es kann daher von Vorteil sein, mitten im Siedlungsraum die Nachbarn in die Pläne eines Teiches vorgängig einzuweihen.

Amphibienschutz geht sogar noch einfacher. Es braucht dazu nicht einmal unbedingt Wasser. Denn Amphibien verbringen einen grossen Teil ihres Lebens an Land. Die meisten Arten gehen nur für kurze Zeit ins Wasser zum Laichen. Auch der Landlebensraum sollte daher amphibienfreundlich gestaltet sein.

Das bedeutet, potentielle Fallen wie Schächte zu sichern oder zu entfernen und genügend Strukturen wie Stein- oder Holzhaufen zu schaffen, wo sich Amphibien vor ihren natürlichen Feinden verstecken können. Stachelige Ruten von Rosen oder Brombeeren obenauf stören die Frösche nicht, schützen sie jedoch zusätzlich vor Fressfeinden. Ein strukturreicher, giftfreier Garten mit Lesesteinhaufen, Trockenmauern oder Hecken fördert Amphibien – auch ohne Teich!

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