Biber: Die Verdammten
- Donnerstag, 16. Mai 2013, 20:05 Uhr
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Erste Ausstrahlung:
- Donnerstag, 16. Mai 2013, 20:05 Uhr, SRF 1
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Wiederholung:
- Freitag, 17. Mai 2013, 2:00 Uhr, SRF 1
- Freitag, 17. Mai 2013, 11:10 Uhr, SRF 1
Ein Rückkehrer sorgt für Emotionen
- Schweizerdeutsche Film Version (CH)
- Hochdeutsche Film Version (3sat)
- SRF mySchool Version (für Schulen)
- Produktion und wissenschaftliche Beratung
Die Biber haben die Schweiz zurückerobert. Sie fällen Bäume, stauen Bäche und gestalten gepflegte Landschaften in Wildnis um - nicht zur Freude aller. Was für die Natur ein grosser Gewinn ist, passt manch einem Landbesitzer nicht ins Konzept.
Ein Fichtenwald steht unter Wasser, hunderte junge Eichen liegen kreuz und quer am Boden und im Zuckerrübenfeld klafft ein grosses Loch. Was den Naturfreund in fasziniertes Staunen versetzt, tut dem Förster oder Bauern in der Seele weh. Seit der letzten Sendung von «NETZ NATUR» über Biber vor 13 Jahren hat sich einiges getan. Von damals rund 350 Tieren hat sich der Bestand in der Schweiz stark entwickelt, und man rechnet heute mit über 2000 Tieren. Viele Flüsse und Seen sind besiedelt, und immer öfter suchen junge Biber ein Zuhause in kleineren Seitenbächen. Dort ist ihr gestalterischer Einfluss um ein Vielfaches höher, denn anders als am grossen Fluss bauen sie hier Dämme und stauen das Wasser je nach Topographie der Landschaft kilometerweit - zum Beispiel im Berner Seeland, wo die Biber die Drainagen der Felder sabotieren und so das Wasser in ein Gebiet zurückbringen, das früher einmal Sumpfland war.
Eine neue Jagdverordnung weicht den strengen Schutz der Biber auf, und der Ruf nach deren Regulierung wird immer lauter. Man will es machen wie in Bayern, wo sich die Biber nach der Wiederbesiedlung besonders rasch verbreitet haben. Biber werden dort in Fallen gefangen und geschossen. So will man ganze Gebiete biberfrei halten. Doch sobald ein Revier leer ist, kommt ein neuer Biber nach, und das ganze Spiel beginnt von vorne.
So stark wie der Widerwille Einzelner gegen den Biber und dessen Gestaltungskraft ist, so gross ist auch die Faszination, die dieses Tier bei vielen Menschen auslöst. Über zwei Jahre hat Bruno Schelbert an einem kleinen Bach im Aargau eine Biberfamilie beobachtet. Seine Infrarotaufnahmen zeigen die nachtaktiven Tiere beim Burgbauen, beim Bäumefällen und wie sie sich gegenseitig das Fell kraulen. Und sogar Aufnahmen von der Mutter mit den Jungen beim Säugen im Bau sind ihm gelungen. Auch Vincent Chabloz haben es die Biber angetan. In einem Naturschutzgebiet am Neuenburgersee hat sie der Tierfilmer zwei Sommer lang begleitet. Die Tiere haben sich rasch an seine Anwesenheit gewöhnt und so gelangen ihm noch bei Tageslicht sensationelle Aufnahmen der Biberfamilie - über und unter Wasser. Gar nicht scheu ist eine ältere Biberdame am Rhein bei der Tössegg. Pünktlich um sieben Uhr verlässt sie abends ihren Bau und lässt sich unter staunenden Blicken von Badegästen dem Ufer entlang zum nahe gelegenen Zuckerrübenfeld treiben. Dort gelang es dann auch, die Biberdame beim Rübenklau zu filmen.
Im Nordosten Polens gibt es noch Flusslandschaften, die weitgehend von Begradigungen und Entwässerungen verschont geblieben sind, und es gibt Wälder, wo nicht jeder Baum einen Besitzer hat. Wie in den Naturparks Polens war Europa einst dicht von Bibern besiedelt. Wo es Wasser gab, gab es Biber. Ihre Dämme stauten Abertausende kleine und grosse Seen umgeben von offenem Grasland. So sorgten die Biber für ein abwechslungsreiches Mosaik aus Wald, Wasser und Wiesen - Weideland für die grossen Huftiere wie Rothirsch, Elch und Wisent und Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Die Landschaft, die sie heute in der Schweiz antreffen, könnte anders nicht sein, und Konflikte sind quasi programmiert. «NETZ NATUR» zeigt diese Konflikte auf, sucht nach Lösungen im In- und Ausland und bietet einen tiefen Einblick in das Leben eines Tieres, von dem man normalerweise nur eindrucksvolle Spuren wie gefällte Bäume und gestaute Bäche sieht.
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Unterwasserballett: An kleinen Bächen stauen Biber Teiche und graben Kanäle, damit sie ihr Futter besser transportieren können und die Eingänge ihrer Bauten unter Wasser liegen. NETZ NATUR ¦ SRF DOK
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Lebensmüde: Im Herbst und Winter fällen Biber Bäume, um an die schmackhaften Äste zu gelangen. Auch für den Menschen wertvolles Nutzholz wird nicht verschont. NETZ NATUR ¦ SRF DOK
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Biberkunst: Die Spuren der Biber sind nicht zu übersehen - will man jedoch die nachtaktiven Tiere beobachten, braucht es Geduld und viel Zeit. NETZ NATUR ¦ SRF DOK
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Auf frischer Tat: Eigentlich fressen Biber Rinde und Sprosse von Bäumen, doch wenn ein Zuckerrübenfeld an ihr Revier grenzt, können sie nicht widerstehen. NETZ NATUR ¦ SRF DOK
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Rübendieb: Die Zuckerrübe vom Feld verspeist der Biber am liebsten im Wasser. Hier kann er bei Gefahr mühelos flüchten. NETZ NATUR ¦ SRF DOK
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Familienbande: Ein Biber-Revier wird meist von einem Elternpaar und ihren Jungen bewohnt. Eindringlinge werden rabiat vertrieben. NETZ NATUR ¦ SRF DOK
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