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Multimorbidität
Aus Musikwelle Magazin vom 10.06.2013. Bild: istockphoto
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Ein Unglück kommt selten allein

Ab 60 wird es kritisch. Dann häufen sich die Krankheiten, einige davon sind chronisch, andere akut, vor allem aber: gleichzeitig. «Multimorbidität» nennt das der Mediziner.

Die Patientin über 70 lebt allein und ist leicht dement. Vor kurzem hat sie sich bei einem Sturz die Hüfte gebrochen. Bei der Behandlung hat der Arzt zudem festgestellt, dass sie unter Blutarmut leidet, als Folge schlechter Essgewohnheiten aufgrund ihrer Demenz. Behandelt der Arzt in diesem Fall nur den Hüftbruch, ist das Problem nicht gelöst. Die Frau wird in geraumer Zeit vermutlich wieder stürzen und sich dann vielleicht den Arm brechen. Deshalb ist es wichtig, die Gesamtkonstellation zu berücksichtigen. Lässt sich etwas an der Blutarmut oder an der leichten Demenz verbessern? Was ist gegen Vereinsamung zu tun oder wie können die Essgewohnheiten verbessert werden? Nur so lässt sich die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Sturzes verringern.

Behandlung unter Berücksichtigung aller Erkrankungen

Für den Arzt ist die Betreuung eines mehrfach erkrankten Menschen nicht einfach. Es ist wichtig zu wissen, wie die Behandlung der Krankheit A die Entwicklung der Krankheit B beeinflusst. Gegen eine entzündliche Erkrankung der Arterie würde ein Arzt zum Beispiel mit einer hohen Dosis Cortison behandeln. Leidet der multimorbide Patient aber auch unter Diabetes, würde sich die Zuckerkrankheit durch die Einnahme von Cortison verschlechtern.

Auch wenn Multimorbidität keine einfache Diagnose und die Behandlung kompliziert ist: Edouard Battegay, Präsident des neuen Kompetenzzentrums zur Erforschung von Multimorbidität, hält fest, dass multimorbide Menschen trotz allem ganz normal funktionieren, den Alltag meistern und glücklich durchs Leben gehen können.

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