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Gegen Karies ohne Bohrer - eine neue Methode weckt Hoffnung
Aus Puls vom 07.03.2011.
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Zahnarzt ohne Bohrer – Eine neue Methode weckt Hoffnung

Findet der Zahnarzt bei der Kontrolle Karies, greift er meist zum Bohrer. In einigen Fällen müsste das nicht sein: Wenn Karies noch nicht zu weit fortgeschritten ist, kann eine sogenannte Infiltration mit einem Kunststoff helfen.

Ein Zahnarztbesuch ist für viele mit starkem Unbehagen oder gar mit Angst verbunden. Einer der Hauptverursacher dafür ist der Bohrer - sein surrendes Pfeifen verheisst nichts Gutes. Deshalb wird fieberhaft an Zahnbehandlungsmethoden gearbeitet, die ohne Bohrer auskommen.

Forscher der Charité in Berlin sind dabei vor einigen Jahren auf eine neue Methode gestossen: Die Karies-Infiltration. Und sie setzen viel Hoffnung darauf. Ein Medizinalunternehmen, das die Methode für den Markt bereitstellt, wirbt gar unter der Internetadresse «bohren-nein-danke». Zu Recht? Ja... aber!

Die Methode

Bei einer gängigen Behandlung gegen Karies wird der befallene Zahnschmelz weggebohrt und das entstandene Loch mit einer Füllung dichtgemacht. Bei der Kariesinfiltration hingegen ätzt Salzsäure den Schmelz an der betroffenen Stelle weg. Danach wird die Stelle mit Alkohol getrocknet und gereinigt. Abschliessend wird ein Kunststoffgel tief in die Zahnporen eingelassen und mit Licht gehärtet. Das Gel füllt die Hohlräume auf und verhindert ein Weiterwachsen der Karies.

Bei der Anwendung wird der Zahn kaum beschädigt und gleichzeitig vor neuem Kariesbefall geschützt. «Zu Hause pflegen und in der Praxis bohren. Zwischen diesen beiden Zuständen war eine Riesenlücke. Mit der Kariesinfiltration haben wir diese geschlossen», sagt Andrej Kielbassa von der Charité, einer der Erfinder der Methode.

Die Eingrenzung

Die Karies-Infiltration kann jedoch nicht in jedem Fall angewendet werden. Denn nur wenn die Karies in einem Frühstadium erkannt wird, macht das neue Verfahren den Bohrer wirklich unnötig. Es kommt dann zum Einsatz, wenn ein Defekt den Zahnschmelz betrifft und bereits etwas in das Zahnbein hineinreicht – aber nicht zu weit. Sonst muss nach wie vor gebohrt werden. Wird die Karies aber noch sehr früh erkannt – also bevor das Zahnbein betroffen ist –, dann kann wie bis anhin gezielt mit Fluorid-Zahnpflege gearbeitet werden. Dabei bleibt abzuwarten ob sich die kleinen Schäden wirklich weiterentwickeln.

Die Karies-Infiltration schliesst also die Lücke zwischen Fluoridieren und Bohren. Doch genau diese ist nicht immer einfach zu erkennen für Zahnärzte. Nach einer Behandlung kann der Erfolg zudem im Röntgenbild nicht sichtbar gemacht werden, da sich der Kunststoff nicht erkennen lässt. Es muss also wie beim Fluoridieren weiter beobachtet werden. Ausserdem fehlen aufgrund der erst kurzen Anwendungszeit die Langzeiterfahrungen.

Die Infiltration ist als mikro-invasive Methode für den Zahn sehr schonend und auch für Kinder und Jugendliche geeignet. Und auch das Portemonnaie dankt's: Der Eingriff kostet nur rund die Hälfte von herkömmlichem Bohren.

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