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Tabuthema Mundgeruch
Aus Puls vom 11.01.2016.
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Gesundheit Mundgeruch – muss nicht sein

Mundgeruch ist lästig und wird gerne totgeschwiegen. Dabei wäre es meist einfach, wieder zu frischem Atem zu kommen. Dazu muss die zuständige Bakterienanzahl verkleinert werden. Blosses Überdecken mit irgendwelchen Mitteln bringt auf die Länge keinen Erfolg.

Er wird als unangenehm bis abstossend empfunden. Gilt in der Gesellschaft sowie bei der Partnersuche als Killerkriterium und trotzdem hat ihn ab und zu jeder vierte Erwachsene. Jede 15. Person verströmt sogar permanent schlechten Atem.

So abschreckend der Mundgeruch ist, so wenig wird darüber gesprochen. Den meisten ist es peinlich und die Betroffenen selber riechen ihn nicht. Ein Teufelskreis, der sich eigentlich leicht durchbrechen liesse.

Übeltäter Bakterien

«Mundgeruch kommt vom Magen», ist eine weit verbreitete Meinung, die nicht stimmt: In neun von zehn Fällen liegt die Ursache in der Mundhöhle. Darum ist die erste Anlaufstelle in Sachen Mundgeruch der Zahnarzt.

Einige Zahnärzte bieten spezielle Mundgeruch-Sprechstunden an. Bei dieser Abklärung erhalten die Patienten einen Fragebogen. Es geht dabei um die eigene Einschätzung des Mundgeruchs, die Lebensgewohnheiten und ob ein Patient Medikamente einnimmt. Denn einige Präparate reduzieren den Speichelfluss, und Bakterien haben ein leichtes Spiel, sich dann zu vermehren.

Verantwortlich für den Mundgeruch sind in erster Linie Bakterien. Beim Zersetzen von Speiseresten und abgestorbenen Zellen produzieren sie übelriechende Gase wie Aceton, Buttersäure oder flüchtige Schwefelverbindungen. Die Mikroorganismen vermehren sich besonders gut bei mangelhafter Zahnpflege, entzündetem Zahnfleisch und vor allem auf der Zunge.

Zungenbelag ist die häufigste Ursache für schlechten Atem.

Halimeter und Spürnase

In der Mundgesundheits-Sprechstunde kommt man den Übeltätern auf die Spur. Mit einem Halimeter wird gemessen, ob Schwefelmoleküle aus dem Mund kommen (was meistens der Fall ist) oder aus der Nase. Dann können auch Nebenhöhlen, Rachen oder die Mandeln den Geruch verursachen. Dies ist aber bei weniger als fünf Prozent der Betroffenen der Fall.

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Habe ich Mundgeruch?
aus Ratgeber vom 11.01.2016. Bild: Colourbox
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Seine eigene Nase gibt dem Experten einen wichtigen Anhaltspunkt: Bemerkt er den Mundgeruch aus einem Meter Distanz, liegt der höchste Schweregrad der Halitosis vor.

Sind andere Krankheiten ausgeschlossen und ist die Ursache klar, geht es darum, die Bakterien von der betroffenen Stelle zu entfernen. Meist mit einer ausgedehnten Dentalhygiene, dem Behandeln von entzündetem Zahnfleisch und Paradontitis und schliesslich der Instruktion, wie sich die Mundhygiene optimieren lässt.

Ein trockener Mund hebelt die Mundhygiene aus

Viele Geschäftsleute und auch Lehrer sind im Mund top gepflegt und haben trotzdem einen übel riechenden Atem. Das liegt dann meist am hohen Kaffeekonsum. Der trocknet den Mund aus, was den Mundgeruch-Bakterien eine ideale Umgebung bereitet.

Gegenmittel: viel Wasser trinken, wasserhaltige Früchte essen oder zahnschonende Kaugummis kauen (regt die Speichelproduktion an).

Hilfsmittel für die Mundhygiene

Die richtige ZahnbürsteVon Zahnärzten wird oft die Schallzahnbürste empfohlen, da diese leicht besser als normale Handzahnbürsten reinigt. Vor allem wer schon Paradontitis oder Gingivitis hat und die Handzahnbürste falsch einsetzt, profitiert von ihr. Zudem schont sie das Zahnfleisch.

Es gibt viele verschiedene elektrische Zahnbürsten, und dementsprechend gibt es auch Unterschiede in der Putzleistung und der Gewebeverträglichkeit. Wenn man sich für eine elektrische Zahnbürste entscheidet, empfiehlt sich eine Schallzahnbürste.

ZungenschaberMit einer speziellen Bürste oder einem Schaber wird der Belag auf der Zunge entfernt, je nach dem zusätzlich mit einer  Zungenpaste. Mittelharte Zahnbürsten lassen sich ebenfalls zum Putzen der Zunge verwenden; es ist aber manchmal schwierig, den hinteren Teil der Zunge zu erreichen, ohne einen Würge-/Brechreiz auszulösen.

Im Handel findet sich eine Vielzahl spezieller Zungenreiniger. Das Gerät der Wahl sollte möglichst flach sein, damit man den hinteren Teil der Zunge gut erreichen kann.

Anwendung: Vor dem Spiegel die Zunge ganz herausstrecken (evtl. mit einem Taschentuch oder Handtuch an der Spitze fassen und zusätzlich leicht nach vorne ziehen). Den Schaber ganz hinten auf dem Zungenrücken aufsetzen und mehrfach von hinten nach vorn ziehen. Den Zungenschaber nach jedem Zug unter fliessendem Wasser abspülen.

Zwischenraumbürstchen / ZahnseideDa die Zahnbürste nicht tief genug in die Zahnzwischenräume eindringen kann, ist die tägliche Anwendung von Zahnseide oder speziellen Zahnzwischenraumbürstchen ratsam. Dies gilt besonders für Parodontalerkrankte oder Implantatträger.

MundspülungenAntibakterielle Mundspülungen sollten nicht über längere Zeit verwendet werden. Bei zu häufiger Anwendung zerstören sie die Bakterienkultur in der Mundhöhle und können das Mundgeruchproblem sogar noch verschlimmern.

DentalhygieneEine professionelle Reinigung ist normalerweise einmal im Jahr empfohlen. Bei einer problematischen Zahnstellung, Mundgeruchsproblemen oder Zahnfleischentzündung können es jedoch auch vier Behandlungen pro Jahr sein.

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Mundgeruch selber aufspüren
Aus Puls vom 07.01.2016.
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Mundgeruch selber feststellen

Es gibt keinen 100-prozentig verlässlichen Selbsttest. Am besten funktioniert noch die «Airbag-Methode»:

  1. Eine geruchsneutrale Plastiktüte an den Mund halten und sie vollatmen. (Durch die Nase ein- und durch den Mund ausatmen.)
  2. Die Tüte verschliessen.
  3. Um den Geruchssinn zu schärfen, an die frische Luft gehen und fünf Minuten durchatmen.
  4. Danach den «Airbag» vor der Nase ausdrücken.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, mit einem Wattestäbchen kräftig am Zungenrücken zu reiben und dann daran zu riechen. Das bringt aber nur etwas, wenn der Zungenbelag für den Mundgeruch verantwortlich ist. Viel sicherer als diese Methoden ist aber die «neutrale» Nase des untersuchenden Spezialisten beziehungsweise dessen elektronisches Messgerät, dem Halimeter.

Was definitiv nichts bringt: in die hohle Hand atmen und daran schnuppern.

Eingebildeter Mundgeruch

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Jede vierte Person, die einen Termin in der Mundgeruch-Sprechstunde vereinbart, hat überhaupt keinen Mundgeruch. Das Phänomen nennt sich Halitophobie: Betroffene fürchten sich davor, Mundgeruch zu entwickeln und damit ihr soziales Umfeld zu belästigen. Die Zwangsstörung stellt im Alltag eine grosse Belastung dar und treibt sie oft in die Isolation.

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