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Genetische Vorbelastung «Sind Parkinson und MS vererbbar?»

Anita Rauch und Karl Heinimann haben Ihre Fragen im «Puls»-Chat beantwortet.

Fachpersonen im «Puls»-Chat und am Telefon

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Prof. Anita Rauch

Direktorin und Ordinaria für Medizinische Genetik

Institut für Medizinische Genetik

Universität Zürich

Prof. Karl Heinimann

Stv. ärztlicher Leiter und Laborleiter Molekulargenetik

Medizinische Genetik

Universitätsspital Basel

+++

Dr. Silvia Miranda Azzarello-Burri

Fachärztin für Medizinische Genetik

Institut für Medizinische Genetik

Universität Zürich

Dr. Benno Röthlisberger

Abteilungsleiter Medizinische Genetik

Zentrum für Labormedizin

Kantonsspital Aarau

Dr. Dorothea Wand

Oberärztin

Medizinische Genetik

Universitätsspital Basel

Chatprotokoll

Sehr geehrte Damen und Herren. Meine heutige Frage beschäftigt mich schon lange! Ist Parkinson vererbbar? Vielen Dank für Ihre Antwort und einen schönen Tag.

Karl Heinimann: Bei der Parkinson-Krankheit sind zahlreiche Gene (polygen) bekannt, die die Erkrankung beeinflussen und einzeln nur geringe Effekte ausüben. Seltenerweise sind auch Familien/monogene Erbfaktoren (mit grösseren Effekten) beschrieben worden.

Wie steht es um die Vererbung psychischer Krankheiten? Könnte ich das in irgendeiner Art und Weise genau ausmessen, aufspüren, definieren, ob und was, wieviel ich eben ich geerbt hätte? Wo und wie? Keine Bange. Mir geht es gut. Bin stabil. Reflektiert. Das ist eine grosse Frage, die ich mir immer wieder stelle und wohl kaum einfach so beantwortbar. Aber ich freue mich auf jeden Hinweis. Besten Dank und freundliche Grüsse.

Karl Heinimann: Psychische Erkrankungen wurden in den letzten Jahren mit zahlreichen Gen-Orten assoziiert (sog. Genom-weite Assoziationsstudien). Diese sind m.W. bislang jedoch nur für die Erforschung der zugrundeliegenden Ursachen von grosser Bedeutung; für den Einzelnen sind diese Ergebnisse bislang ohne unmittelbare klinische oder therapeutische Relevanz.

Guten Abend, vor zwei Jahren bekam ich die Diagnose MS. Es ist mir in meiner grosser Verwandtschaft niemand bekannt, der diese Krankheit hat. In letzter Zeit hört man jedoch öfters, dass ein Gendefekt die Ursache sein könnte. Muss ich bei meinen Kindern vorsorglich darauf achten, damit sie genügend Vitamin D aufnehmen oder kann ich das Risiko anderweitig minimieren? Man kann sich ja nicht das Hirn oder Rückenmark amputieren, wie A.Jolie bei Brustkrebs. Dieses Risiko trage ich zudem auch noch

Anita Rauch: Bei MS vermutet man zwar, dass auch genetische Faktoren eine Rolle spielen, aber diese sind nicht so stark wie zum Beispiel in Brustkrebsfamilien. Das Risiko für Ihre Kinder an MS zu erkranken ist nur leicht höher als bei unauffälliger Familiengeschichte. Eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und insgesamt eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sind zur Vorbeugung vieler Erkrankungen sinnvoll. Ich würde mir aber wegen der MS für Ihre Kinder keine schlaflosen Nächte machen. Wenn Sie wirklich in der Familie eine vererbliche Form des Brustkrebses haben, sollten Sie mit Ihren Kindern jedoch darüber sprechen, wenn diese im jungen Erwachsenenalter sind.

Mein Vater ist mit 50 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Den führe ich zwar auf seinen Lebenswandel zurück (starkes Übergewicht, Bewegungsmangel, regelmässiger Alkoholkonsum), aber so ganz beruhigt mich das nicht. Wie finde ich ohne Gentest heraus, ob ein genetisches Risiko besteht?

Anita Rauch: Wenn ihr Vater in der Familie der einzige ist, der früh an einem Herzinfarkt verstorben ist, dann ist es wahrscheinlicher, dass wirklich der Lebenswandel wesentlich zu seiner Erkrankung beigetragen hat. Wenn Sie darüber hinaus Ihr individuelles Risiko näher eingrenzen möchten, können Sie sich beim Hausarzt auf die bekannten Risikofaktoren untersuchen lassen (z. B. Bluthochdruck, erhöhte Blutfette etc.)

Meine Grossmutter väterlicherseits ist im Alter von 85 Jahren an Brustkrebs gestorben, bei meiner Mutter wurde in ihrem 47 Lebensjahr Brustkrebs diagnostiziert. Mit welcher Wahrscheinlichkeit werde auch ich erkranken und welche prophylaktischen Massnahmen können in meinem konkreten Fall getroffen werden?

Karl Heinimann: Bei Krebserkrankungen, die vor dem 50. Lebensjahr oder gehäuft in der Familie aufgetreten sind, lohnt es sich, die eigene Familiengeschichte vertieft zu erheben und diese dann dem Hausarzt/der Hausärztin resp. Facharzt/Fachärztin vorzulegen; diese(r) kann Sie dann zur näheren Abschätzung bezüglich Erkrankungsrisiko, Sinnhaftigkeit eines "Gentests" und möglichen Konsequenzen eines solchen zu einer genetischen Beratung bei einem Facharzt/ärztin für Medizinische Genetik anmelden.

Ist Lungenkrebs verärblich? Und Darmkrebs?Und Diabetischen tyb2 kann ich das auch bekommen.

Anita Rauch: Prinzipiell können alle Krebserkrankungen ohne Veranlagung zufällig auftreten oder aufgrund einer Veranlagung begünstigt sein. Je mehr Erkrankte in einer Familie und je früher das Erkrankungsalter, desto wahrscheinlicher ist eine vererbliche Veranlagung. Ähnliches gilt für den Typ2 Diabetes. Wenn es mehrere und relativ früh Erkrankte in der Familie gibt, dann besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass eine starke genetische Veranlagung vorliegt. Wenn diese Erkrankungen also bei Ihnen in der Familie gehäuft und relativ früh auftreten, dann könnten Sie sich in einer genetischen Sprechstunde genauer darüber informieren lassen und allenfalls auch einen Gentest machen.

Mein Vater ist in Folge eines Hirnschlags (nach 5 Tagen) gestorben. Sind mein Bruder und ich auch gefährdet einen Hirnschlag zu bekommen?

Karl Heinimann: Um diese Frage beantworten zu können, bräuchte es nähere Informationen (Ursache des Hirnschlags beim Vater, weitere Betroffene in der Familie?).

Grossvater väterlicherseits, Vater und Mutter erkrankten an Demenz. Muss ich auch damit rechnen, dement zu werden?

Anita Rauch: Es kommt darauf an, wie alt Ihre Eltern und der Grossvater bei der Erkrankung waren. Im hohen Alter kommt es bei vielen zur Demenz, wenn die Demenz aber schon relativ früh auftritt, ist die Wahrscheinlichkeit für einen starken genetischen Faktor erhöht. Insgesamt haben Sie aufgrund der Familiengeschichte wahrscheinlich schon ein erhöhtes Risiko, aber selbst wenn in Ihrer Familie ein genetisches Risiko vorliegt, müssen sie dieses nicht geerbt haben und somit auch nicht unbedingt daran erkranken.

Sehr geehrte Ärzte. Ich bin 18 Jahre alt.Ich wollte Sie fragen ob Brustkrebs vererbbar ist. Meine Oma hatte Brustkrebs und Sie konnte es operativ entfernen lassen und ist geheilt. Die Schwester von meiner Oma hatte auch Krebs und ist daran Gestorben als ich noch klein war. Meine Mutter hat keinen Brustkrebs.Könnte das Vererbbar sein und könnte ich das auch bekommen wenn ich älter werde? Wie hoch ist die Wahrscheindlichkeit? Herzlichen Dank :)

Anita Rauch: Prinzipiell ist es möglich, dass in Ihrer Familie eine vererblich Veranlagung für Brustkrebs vorliegt. Da nicht jede Frau mit erblicher Veranlagung auch tatsächlich erkrankt, könnten Sie auch erkranken, wenn Ihre Mutter zeitlebens keine Krebserkrankung bekommt. Um das Risiko genau anzugeben, müsste man noch wissen, in welchem Alter die Tumoren aufgetreten sind und ob es noch andere Tumoren in der Familie gibt. Am besten, Sie wenden sich an eine genetische Beratungsstelle bzw. genetische Sprechstunde und lassen dort die Familiengeschichte nochmals genau analysieren.

Meine Mutter litt an Gebärmutterkrebs, mein Bruder hatte Prostatkrebs, Lymphdrüsenkrebs und Hautkrebs und mein Vater COPD. Gibt es da bestimmte Vorsorgeuntersuchungen, die ich beachten muss und die sinnvoll sind?

Anita Rauch: Die regelmässige Vorsorge für Gebärmutterkrebs sollten Sie ohnehin beim Frauenarzt machen lassen. Ansonsten wäre es gut, wenn Sie sich mit Ihrem Bruder vielleicht einmal in einer genetischen Sprechstunde vorstellen, damit die Art der Tumoren, Alter bei Auftreten und die weitere Familiengeschichte genauer angeschaut werden kann und Ihnen dann entsprechend Vorschläge gemacht werden können.

Hallo. Ummich kurz zu fassen. Mein opa-> mutterseite hatte darmkrebs. Die muttermeiner mutter hatte brustkrebs auf beiden brüsten. Mein vater hatte einen herzinfarkt. Seinvater hatte auch eine. Herzinfarkt und die mutter von meinem vater ist auch an darmkrebs gestorben. Ist das nun jetzt so schlimm wie es klingt oder kann ich da auch glück haben durch gesundes leben?

Karl Heinimann: Krebserkrankungen und Herz-Kreislauferkrankungen sind grundsätzlich in unseren "Breitengraden" sehr häufig. Wenn Krebs um/vor dem 50. Lebensjahr, gehäuft in der Familie vorkommt und/oder eine Person mehrfach an Krebs erkrankt, so empfiehlt es sich, einen Familien-Stammbaum (mit Krebsart und Alter bei Diagnose) zu erheben und diesen einem Arzt zur näheren Beurteilung vorzulegen (und ggf. Zuweisung zu einer genetischen Beratung).

Was kostet ein Gentest und wird dieser von der KK übernommen?

Anita Rauch: Die Kosten für Gentest sind unterschiedlich und hängen davon ab, was und wieviel getestet wird. Wenn es eine entsprechende Indikation dafür gibt, werden die Tests meist von der Krankenkasse übernommen. In der genetischen Sprechstunde wird mit Ihnen genau besprochen, welche Tests sinnvoll sind, was sie kosten und ob die Krankenkasse dies übernimmt. Im Zweifelsfalle kann dann auch ein Kostengutsprachegesuch and die Krankenkasse gestellt werden.

Mein Mann, seine Schwester und unser gemeinsamer Sohn leiden an Multipler Sklerose. Unsere Tochter ist gesund.Wie kann man die Zusammenhänge verstehen. Besten Dank

Anita Rauch: Bei Multipler Sklerose gibt es genetische Risikofaktoren, die das Erkrankungsrisiko bei Verwandten erhöhen, aber nicht so stark sind, dass z. B. alle Kinder erkranken.

Ich bin Adoptiert und Bin Mutter. Ist es in meinem Fall möglich einen Test zu machen, obwohl man von meiner Seite nichts weiss.

Karl Heinimann: Ja: Wenn bei Ihnen aus ärztlicher Sicht ein konkreter Verdacht auf eine Veranlagung besteht, so kann Ihnen, natürlich abhängig von der spezifischen Fragestellung und nach entsprechender genetischer Beratung, ein "Gentest" angeboten werden.

Mein Grossvater mutterseits hatte Magenkrebs meine mutter hatte im höheren Alter Brustkrebs,bei einer Magenuntersuchung hatte ich polypen die entfernt wurden aber nicht bö sartig waren auch fanden sie Polypen im Darm. Kann man auch Gelenkschmerzen in den Genen erben ?

Anita Rauch: Gelenkschmerzen können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Sie können aufgrund mangelnder Bewegung auftreten, aufgrund von Fehlbelastung, aufgrund von Verschleiss, aufgrund von Entzündungen und vieles andere mehr. Prinzipiell gibt es auch vererbliche Erkrankungen, die mit Gelenkschmerzen einhergehen, jedoch sind die nicht-erblichen Formen häufiger. Wenn Sie in der genetischen Sprechstunde vorstellig werden, könnte man anhand des Familienstammbaumes und verschiedener körperlicher Merkmale abschätzen, ob es Hinweise auf eine erbliche Form gibt.

Ist Alzheimer vererbbar. Mein Vater litt darunter, ebenso sein Bruder und seineSchwester?

Anita Rauch: Es gibt vererbbare Formen von Alzheimer, an die man vor allem denkt, wenn die Erkrankung relativ früh einsetzt. In einer genetischen Sprechstunde könnte dies genauer angeschaut werden und wenn Sie dies wünschen allenfalls auch ein Gentest veranlasst werden.

Zwei Fragen: 1. Kann man mit Vasektomie das Risiko von Prostatakrebs vermindern? 2. Mein Bruder ist an Prostatakrebs gestorben. Wie oft soll ich mich überprüfen lassen. (z.b. psa Wert). Ich bin jetzt 67 Jahre alt, mein Bruder war zwei Jahre älter, ist vor gut zwei Jahren gestorben.

Karl Heinimann: Zu 1.: Ist mir so nicht bekannt. Zu 2.: Als "Faustregel" empfiehlt man, ca. 5-10 Jahre vor der frühesten Krebserkrankung in der Familie mit den entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen zu beginnen. Beim Prostatakrebs wird diese ab dem 50. Lebensjahr (klinische Untersuchung, ggf PSA-Bestimmung) allen Männern empfohlen.

Schwester an Brustkrebs, 2 Brüder an Lungenkrebs gestorben, meine Eltern haben keinen Krebs. Ich habe Morbus Basedow und Neuropatische Nervenschmerzen. Ich bin Jahrgang 54, habe 3 Töchter. Eine Tochter leidet sehr unter Migräne. Währe für mich ein Gentest sinnvoll. Besten Dank

Anita Rauch: Es kommt ein bisschen darauf an, wie alt Ihre Geschwister bei der Diagnose waren. Bei Vorstellung in einer genetischen Sprechstunde könnte dies genauer angesehen und Ihnen die Aussagekraft eines allfälligen Gentests genauer eingegrenzt werden.

Vor 10 Jahren wurde bei mir (68 jährig) Leukämie (CLL) diagnostiziert. Keine familiäre Vorbelastung. Sind meine Kinder genetisch vorbelastet ? PS : meine beiden Eltern starben an Krebs (Mutter Bauchspeicheldrüse, Vater Dickdarm).

Anita Rauch: Im höheren Alter tritt bei vielen Krebs auf, weil in allen Menschen Krebszellen entstehen und mit zunehmenden Alter die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich eine Krebszelle über das Immunsystem hinwegsetzt und übermässig wächst. Wenn Ihre Eltern bei Erkrankung im höheren Alter waren, dürfte für Ihre Kinder kein speziell hohes Risiko bestehen. Bei Vorstellung in einer genetischen Sprechstunde könnten sie den Stammbaum und die Krebserkrankungen genauer anschauen lassen und allenfalls die Erfolgschancen eines Gentests genauer eruieren lassen.

In meiner Familie väterlichetseits haben die meisten an Krebs gelitten. Bei mir wurde bereits zum dritten mal in der Brust ein gutartiger Knoten entdeckt. Nun möchte ich fragen ob weitere Abklärungen nötig sind?

Anita Rauch: Dies lässt sich nicht so pauschal sagen. Es kommt darauf an, welche Krebserkrankungen in der Familie aufgetreten sind und in welchem Alter. Je nachdem könnte ein Gentest bei Ihnen sinnvoll sein oder nicht. Am besten liesse sich dies in einer genetischen Sprechstunde genauer anschauen und man könnte dann die Erfolgschancen mit Ihnen besprechen.

Mein Schwiegervater ist an einem Herzinfarkt mit 64 Jahren gestorben und sein Vater wiederum mit 59. Mein Mann ist 41. Sollte er sich auch am Herz untersuchen lassen? In letzter Zeit hat er auch ziemlich am Bauch zugenommen. Ist das ein Warnsignal? Vielen Dank für Ihre Antwort

Anita Rauch: Es gibt verschiedene Risikofaktoren für Herzinfarkt. Der Hausarzt Ihres Mannes kann z. B. durch Messen des Blutdruckes, von Blutfetten und anderen Faktoren das Risiko besser abschätzen und bei allfälligen Auffälligkeiten auch vorbeugende Massnahmen ergreifen. Übergewicht und Bewegungsmangel sind für viele Volkskrankheiten Risikofaktoren.

Guten Abend.Meine Eltern(76,80,starke Raucher)sind beide kürzlich an Krebs erkrankt.Mutter an Lungenkrebs und Vater an Bauchspeicheldrüsenkrebs.Ich bin 43, Nichtraucherin,sportlich und fühle mich gesund.Wie ist es mit der Vorbelastung für eine Krebserkrankung bei mir und wäre es sinnvoll,irgendwelche Vorsorgeuntersuchungen machen zu lassen?

Karl Heinimann: Grundsätzlich ist Krebs eine "Erkrankung des Alters" und seine Entstehung wird durch genetische und Umwelt-Faktoren bedingt. Rauchen gilt sowohl beim Lungen- als auch beim Bauchspeicheldrüsen-Krebs als Risikofaktor. Ihre Schilderung spricht mehr für eine nicht-erbliche (sporadische) Ursache der Krebserkrankungen der Eltern. Für eine vertiefte Beurteilung könnten Sie ggf. einen Stammbaum mit allen an Krebs erkrankten Angehörigen (Krebsart, Alter bei Diagnose) erstellen und diesen Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin für eine erste Beurteilung vorlegen.

Ich (38) hatte eine lungenembolie, meine mutter thrombosen und meine schwester gefährlich hohe gerinngswerte in der schwangerschaft und musste fragmin spritzen. Grosstanten hatten auch lungenembolien und der onkel eine apoplexie. Eine gerinnungsstörung wurde nicht nachgewiesen, wird jedoch aufgrund der gehäuften vorfälle vermutet. Kann ich meine kinder (5&7) irgendwie testen? Man sollte ja algifor nicht geben bei erhöhter emboliegefahr.

Anita Rauch: Wenn bei den Betroffenen in Ihrer Familie keine Gerinnungsstörung nachweisbar war, ist es schwierig einen Test bei Ihren Kindern zu machen, weil man nicht weiss, was man suchen soll. Wann wurden die Gerinnungs-Tests gemacht? Möglicherweise gibt es mittlerweile neue Tests. Je nachdem wo die Gerinnungstests gemacht wurden, könnte es allenfalls auch sinnvoll sein einmal ein Spezialzentrum z. B. an einem Universitätsspital aufzusuchen.

Bin heute aus dem Spital entlassen worden nach TIA. Ich habe keine Risikofaktoren, aber mein Vater hatte Herzprobleme, Herzinfarkt und hoher Blutdruck. Ich bin besorgt, dass ich Gefässerkrankungen erhalten könnte.

Anita Rauch: Wenn sich keine Ursache für die TIA finden liess, könnten ausser äusserliche Faktoren wie zu wenig Trinken, aber auch versteckte Herzrhythmusstörungen verantwortlich sein, die erst bei wiederholten und längeren EKG-Untersuchungen festgestellt werden können. Am besten Sie wenden sich an Ihren Hausarzt.

Ich wurde aus südkorea adoptiert. Wie kann ich etwas über evtl. genetische Vorbelastungen erfahren? Danke

Anita Rauch: Ohne Kenntnis der Familiengeschichte könnte man allenfalls direkt Gentests machen. Da man nicht weiss, was man suchen müsste, müsste man sehr breit testen, was sehr teuer wäre und von der Krankenkasse auch nicht bezahlt würde. Bei manchen Adoptions-Programmen kann man aber etwas über die Familie in Erfahrung bringen. Vielleicht können Sie mit Ihren Adoptiveltern darüber sprechen.

Ich erkrankte mit 62 Jahren an Brustkrebs. Meine Mutter ist mit 32 Jahren an Brustkrebs verstorben. Die Mutter meines Mannes erkrankte ebenfalls mit 48 Jahren an Brustkrebs, hat den Krebs aber besiegt. Wir haben 3 Söhne, also keine Brustkrebsgefahr. Die Söhne haben jedoch 3 Töchter und 2 Söhne, also unsere Grosskinder. Besteht bei diesen jungen Frauen auch genetisches Risiko?

Karl Heinimann: Bei solch einer eindrücklichen Familiengeschichte mütterlicherseits empfiehlt es sich, dass Sie einen detaillierten Stammbaum mit sämtlichen betroffenen Familienmitgliedern (Krebsart, Alter bei Diagnose) erheben (und Ihr Mann das Gleiche für seine Seite macht) und diesen dann einem Facharzt/einer Fachärztin zur ersten Beurteilung vorlegen (diese(r) wird Sie dann ggf in eine genetische Beratung weiterweisen). Entgegen der "landläufigen Meinung" können bei bestimmten Krebsveranlagungen auch Männer an Brustkrebs erkranken.

Meine Mutter hatte Magen/Darmbeschwerden, ich habe Reizdarm und -magen, mein Sohn hat das leider auch. Wird das nun immer weitervererbt und spielt da die Genetik auch eine Rolle?

Karl Heinimann: Persönlich sind mir bezüglich Reizdarm/-magen keine spezifischen Erbfaktoren bekannt - es ist aber anzunehmen, dass die Ursachen multifaktoriell sind, also sowohl genetische als auch Umwelt-Faktoren dabei eine Rolle spielen.

Guten Abend, meine Grossmutter starb, als mein Vater 10 Jahre alt war. Sie starb an Brust- bzw Unterleibskrebs, natürlich ist das schon so lange her und in dieser Zeit wurde nicht so darüber gesprochen. Also weiss niemand so genau, woran sie wirklich gestorben war, nur dass es Krebs war ist sicher. Ich bin 44 Jahre alt und habe meinen nen Frauenarzt gefragt, ob ich weitere Untersuchungen machen muss. Er verneinte dies mit der Aussage, ich sei kein Risikopatient. Was soll ich glauben und tun?

Anita Rauch: Ihr Frauenarzt hat dahingehend Recht, dass man aufgrund der Angaben statistisch kein erhöhtes Risiko ableiten kann. Trotzdem lässt sich nicht ganz ausschliessen, dass Ihre Grossmutter eine erbliche Form des Brust- und/oder Eierstockkrebses gehabt hatte und dass Sie diese dann über Ihren Vater geerbt haben könnten. Die offiziellen Empfehlungen gehen deshalb dahin, dass sie die üblichen Vorsorgeuntersuchungen durchführen lassen. Wenn Sie trotzdem mehr unternehmen möchten, würde die Krankenkasse dies wahrscheinlich nicht übernehmen. Auch wenn Sie einen Gentest für erblichen Brustkrebs bei sich machen lassen würden, würde dies von der Krankenkasse normalerweise nicht übernommen.

Ist die Hörbehinderung bzw. die hochgradige Schwerhörigkeit vorbelastet und zu vererben? Ich bin von Geburt an schwerhörig. Soviel ich weiss, gibt es in meinem Stammbau mütterlicherseits weitere Hörbehinderte, mehrere Generationen zurück. Gibt es einen Zusammenhang? Bei meinem zweiten Kind gibt es einen Verdacht auf Noonan Syndrom. Hat die Hörbehinderung und der Noonan Syndrom in den Genen einen Zusammenhang?

Anita Rauch: Ein von Geburt an vorhandene hochgradige Schwerhörigkeit ist oft genetisch bedingt, jedoch gibt es auch z. B. Infekte in der Schwangerschaft, die eine angeborene Schwerhörigkeit verursachen können. Menschen mit Noonan Syndrom sind auch häufiger schwerhörig, so dass es hier schon einen Zusammenhang geben könnte, jedoch kann es sein, dass die Schwerhörigkeit bei Ihnen nicht mit dem Noonan Syndrom im Zusammenhang steht. Es wäre daher sinnvoll, dass Sie mit Ihrem zweiten Kind in einer genetischen Sprechstunde vorstellig würden, damit Ihre Fragen geklärt werden können.

Beide Grossväter meines Sohnes sind an einem Hirntumor verstorben. Mein Vater schon mit 37 J. der Andere mit etwa 55 J. Muss mein Sohn mit einem erhöhten Risiko rechnen?

Karl Heinimann: Für eine nähere Beurteilung wäre es hier einerseits wichtig, die Art des jeweiligen Hirntumors (sog. histopathologischer Befund) zu kennen, und andererseits auf beiden Familien-Seiten einen Stammbaum mit allfälligen weiteren, an Krebs erkrankten Angehörigen (Krebsart, Alter bei Diagnose) zu erheben. Diese Informationen könnten Sie dann mit einem Arzt/einer Ärztin besprechen (mit ggf Zuweisung in eine genetische Beratung).

Mein Vater ist mit 80 Jahren an Prostatakrebs, bzw. dann an Knochenkrebs gestorben. Ich selber bin 73 jährig und lasse mich jährlich von einem Urologen untersuchen. Der PSA Wert liegt seit Jahren bei 2.2 bis 2.9, momentan bei 2.5. Würden sie weitere, bzw. andere Untersuchungen empfehlen oder gibt es Risikofaktoren, welche es zu meiden gibt. Bin Nichtraucher und trinke gelegentlich Alkohol im normalen Rahmen. Gewicht 62 kg bei einer Grösse von 167 cm. Bewege mich viel und fühle mich fit!

Anita Rauch: Der Beschreibung nach machen Sie alles richtig und ich kann nur sagen, weiter so!

Meine Schwester ist mit 39 Jahren an einem Ovarial-Ca gestorben. Ich selbst hatte vor 11 Jahren im Alter von 61 ein Mamma-Ca. Ist es möglich, dass meine beiden Söhne die genetische Mutation für ein Prostata-Ca tragen ?

Anita Rauch: Aufgrund Ihrer Familiengeschichte besteht ein relativ hohes Risiko von ca. 50%, dass tatsächlich eine vererbliche Form des Brust- und Eierstockkrebses vorliegt und somit Ihre Söhne eine genetische Mutation für Prostata-Ca aber auch für männlichen Brustkrebs und anders in sich tragen könnten. Wenn Sie diese Möglichkeit abklären lassen wollen, wäre es sinnvoll, zunächst bei Ihnen oder Ihrer Schwester einen Gentest zu machen und wenn sich eine Mutation nachweisen lässt, diese bei Ihren Söhnen, sofern diese volljährig sind und dies wissen wollen, die Mutation gezielt untersuchen lassen. Der Gentest bei Ihnen kann in einer genetischen Sprechstunde besprochen und veranlasst werden.

Ich 25 jahre alt kam mit grauem star zur welt. Meine 2 geschwister nicht...Vor 8 jahren kam mein sohn ebenfalls mit grau star zurwelt.Meine frage kann dies ein gendefekt wie kann ich erfahren woran dies liegt da ich die erste person der familue soweit wir zurück denken kònnen bin? Besten dank Freundliche grùsse

Karl Heinimann: Der angeborene graue Star ist genetisch heterogen und es wurden bislang mehrere Gene identifiziert, die ihrerseits unterschiedlichen Erbgängen folgen und zum Teil auch mit weiteren Symptomen vergesellschaftet sein können. Wenn Sie sich über die genetischen Test-Möglichkeiten näher informieren möchten, so empfehle ich Ihnen eine genetische Beratung.

Guten Abend 1. Frage: mein Vater (85) hat ein multiples Myelom ist das auch vererbbar? 2. Frage unsere beiden Kinder Sohn (38) und Tochter (36) leiden unter Hashimoto Schilddrüsen Unterfunktion kann man das erben? 3. Frage in unserer Verwandtschaft gibt es mehrere Fälle von Kardiomyopathie wäre es sinnvoll abklären zu lassen ob ich davon betroffen bin? Herzlichen Dank für Ihre Antwort

Anita Rauch: 1.) In der Regel kann man in dieser Konstellation keine starken Erbfaktoren nachweisen; 2) Die Hashimoto Erkrankungen gehört zu den Autoimmunerkrankungen, für die es polygene Risikofaktoren gibt und deshalb eine familiäre Häufung, aber die Vererbung erfolgt nicht so regelmässig wie bei monogenen Erkrankungen; 3.) Kardiomyopathien folgen häufig einem autosomal dominanten Erbgang, d. h. Betroffene können die Erkrankung mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% weiter vererben. Sie können entweder bei sich einmal eine Herz-Ultraschallkontrolle machen lassen, oder mit den Betroffenen sprechen, ob diese einen Gentest machen wollen oder vielleicht schon gemacht haben, um die verursachende Genmutation zu finden, nach der dann gezielt bei Risikoverwandten gesucht werden kann.

Meine Grossmutter vaterseits hatte Brustkrebs, mein Grossvater Prostatakrebs. besteht für mich (weiblich, 27) ein erhöhtes Risiko?

Anita Rauch: Es hängt davon ab, wie alt die Grosseltern waren, als sie die Krebserkrankung bekommen haben und ob es noch weitere Erkrankte in der Familie gibt. In einer genetischen Sprechstunde, könnte dies genauer angeschaut werden.

Im normalen Zellkern befinden sich 46 Chromosomen, eine Hälfte stammt von Vater, die andere von der Muter. In den Geschlechtszellen (Ei, Spermium) gibt es nur 23 Chromosomen. Ist es zufällig, welche der 46 Chromosomen in die Geschlechtszellen kopiert werden?

Anita Rauch: Von jedem Chromosomen-Paar eines, aber welches der beiden ist zufällig.

Meine Mutter ist mit 60 an einem Ovarialkarzinom verstorben. Ich habe verschiedene Mikroverkalkungen in der Brust und frage mich, ob evtl. ein genetischer Zusammenhang (hormoneller Krebs) bestehen könnte. Besten Dank!

Karl Heinimann: Hier lohnt es sich, einen detaillierten Stammbaum mit allfälligen weiteren, an Krebs erkrankten Angehörigen zu erstellen und diesen Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin zur Beurteilung vorzulegen. Auch das Wissen um die (feingewebliche/histopathologische) Art des Ovarialkarzinoms der Mutter wäre hierfür hilfreich.

Gehört Diabetes (Typ 2) zu den polygenen Erkrankungen? Kann bei erblicher Vorbelastung das Erkrankungsrisiko mittels Gentest beurteilt werden? Was für eine Rolle spielt nebst der erblichen Vorbelastung die Ernährung?

Anita Rauch: Typ 2 Diabetes ist häufig polygen, aber es gibt auch mindestens 11 monogene Formen, an die vor allem zu denken ist, wenn es mehrere und jüngere Erkrankte in der Familie gibt. Ein Gentest wäre hierfür möglich. Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel sind Risikofaktoren für Diabetes.

Chat-Admin: Der Live-Chat ist beendet. Leider war es in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich, alle Fragen zu beantworten. Mehr Infos zum Thema finden Sie auf http://www.srf.ch/gesundheit/koerper/hinsehen-wenn-krankheiten-in-der-familie-liegen

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