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Kaspar Villiger.
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Alt Bundesrat Villiger: «Es geht um den Finanzplatz Schweiz»

Alt Bundesrat Kaspar Villiger übernimmt fünf Jahre nach seinem Rückzug aus der Politik mit dem Präsidium des Verwaltungsrats der UBS einen der absoluten Spitzenjobs der Schweizer Wirtschaft.

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Die UBS ist schwer angeschlagen und befindet sich in der grössten Krise ihrer Unternehmensgeschichte. Warum übernimmt der 68-Jährige diese Aufgabe und wie will er die UBS retten?

Eine wichtige Aufgabe

«Es ist eine Aufgabe, die es wert ist, noch einmal eine Anstrengung zu leisten», sagte Villiger.  «Es geht nicht nur um eine Bank, es geht um den Finanzplatz als Ganzes, es geht um Arbeitsplätze.»

Der Finanzsektor habe zum Wohlstand der Schweiz seit Jahren sehr viel beigetragen, sagte Villiger. Und wenn eine Bank wie die UBS zusammenbrechen würde, wäre das eine unvorstellbare Katastrophe.

Gründlich überlegt

Zuerst habe er das Angebot der UBS abgelehnt. Doch die Grossbank sei wieder auf ihn zugekommen, so Villiger. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass Oswald Grübel Konzernchef der UBS werden würde.

Nach einem längeren Gespräch mit Grübel sei er dann zum Schluss gekommen, «mit einem Mann, der so zupacken kann, mit einem Banker aus Fleisch und Blut» brauche es im Präsidium des Verwaltungsrats nicht noch einen mit den gleichen Bankkenntnissen.

Guten Ruf zu verlieren

Er habe mit Grübel wöchentliche Treffen vereinbart, um sich gegenseitig zu informieren. «Und so glaube ich, dass es mit dem guten Team in der Bank möglich sein sollte, Fortschritte zu machen», sagte Villiger.

Er sei sich jedoch bewusst, dass er einen guten Ruf zu verlieren habe. Doch in seinem Alter müsse er ja keine Karriere mehr machen, so Villiger. Ausserdem sei er in seinem Leben schon manche Risiken eingegangen. Ein vergleichbares Risiko sei die Entscheidung gewesen, Bundesrat zu werden.

Vertrauen des Staates in die Bürger

Zum Stichwort Bankgeheimnis sagte Villiger: «Der Bürger und die Bürgerin haben das Recht auf Privatsphäre.» Das Bankgeheimnis sei ein Zeichen des Vertrauens des Staates in seine Bürger. Und dadurch steige das Vertrauen des Bürgers in den Staat.

Aber das Modell des Bankgeheimnis sei nicht auf alle anderen Staaten zu übertragen. Deshalb habe man mit der EU bereits vor einiger Zeit eine Lösung in Form der Zinsbesteuerung gefunden. Dass die Tonalität jetzt wieder schärfer werde, hänge mit der schwierigen Wirtschaftslage zusammen.

Bankgeheimnis bleibt bestehen

Seiner Meinung nach wird das Bankgeheimnis bestehen bleiben. Doch das Bankgeheimnis habe sich schon immer entwickelt.

Die Unterscheidung zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung müsse weiterhin aufrecht erhalten werden. «Es ist doch ein Unterschied, ob jemand einmal etwas vergisst oder ob jemand wirklich ein Lügengebäude aufbaut und Dokumente fälscht.» Die kriminelle Energie sei nicht dieselbe, so Villiger. Doch er wolle sich nicht konkret in diese Diskussion einmischen.

Bescheidener Präsident

Als vollamtlicher Präsident des UBS-Verwaltungsrates erhält Villiger auf eigenen Wunsch einen Jahrslohn von 850 000 Franken ohne Bonus und ohne Aktien. International gesehen sei das beinahe ein Problem, da am Lohn des Chefs die Bedeutung der Bank gemessen werden, sagte Villiger.

Aber die Bank musste öffentliche Mittel in Anspruch nehmen und er selbst müsse ja keine Karriere mehr machen. Deshalb sei es nun wichtiger, das Vertrauen der Schweizerinnen und Schweizer wiederherzustellen. Ein Nachfolger werde aber wohl kaum zu den gleichen Bedingungen arbeiten.

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