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Kaspar Villiger.
Keystone
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Villiger sorgt sich um die Willensnation Schweiz

In seinem neuen Buch über das Verhältnis von Staat und Markt sieht alt Bundesrat Kaspar Villiger Tendenzen, die das einzigartige politische System der Schweiz und damit den Zusammenhalt im Land schwächen könnten.

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Anders als viele andere Länder habe die Schweiz ihren inneren Zusammenhalt nie über eine Sprache oder eine gemeinsame Kultur herstellen können, sagte Villiger im «Tagesgespräch».

Der Zusammenhalt der Schweiz habe sich zu einem grossen Teil immer auch aus der politischen Kultur des Landes ergeben. Damit die direkte Demokratie weiterhin funktioniere, müssten die Menschen ihre Möglichkeiten zur Teilnahme aber auch wahrnehmen, so Villiger. «Und da gibt es im heutigen Umfeld durchaus Kräfte, die eine schwächende Wirkung haben».

Mit «Eine Willensnation muss wollen» hat Villiger symbolisch sein Leben in der Politik abgeschlossen, wie er bei der Buchpräsentation am Freitag betonte. Wenige Tage zuvor war er zum Präsidenten des UBS-Verwaltungsrats gewählt worden.

Kritik an Gleichgültigkeit

Nach Ansicht des alt Bundesrats ist Gleichgültigkeit eine der grössten Bedrohungen der Willensnation Schweiz. Villiger verteidigte das politische System der Schweiz gegen Vorwürfe, es sei nicht krisenfähig. «Mit einer gewissen Distanz betrachtet, haben wir die Krisen in der Vergangenheit immer recht gut gemeistert», sagte Villiger.

Er sei fest überzeugt, dass es einen Platz für das «Biotop Schweiz» in der Welt geben müsse, so Villiger weiter. Die direkte Demokratie habe sich bewährt. Rückblickend betrachtet, seien in der Vergangenheit meistens sehr gute Entscheidungen getroffen worden - «nicht schlechter als die, die in anderen Ländern von politischen Eliten getroffen wurden».

Bei einem allfälligen Beitritt zur EU müsste sich die Schweiz damit abfinden, dass sehr viel ausserhalb der Schweiz entschieden würde, gab Villiger zu bedenken.

Alt Bundesrat, UBS-Präsident und Buchautor

Villiger, der am vergangenen Mittwoch zum neuen Verwaltungsratspräsidenten der Grossbank UBS gewählt worden war, hat seine Gedanken zur Schweiz in einem Buch niedergeschrieben.

In «Eine Willensnation muss wollen» äussert er sich auch zum Verhältnis von Staat und Markt. Als neuer UBS-Präsident werde er sich nun natürlich auch selbst an den Massstäben messen lassen müsse, die er in dem Buch formuliere, sagte Villiger im «Tagesgespräch». (ank)

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