Seit 1989 schon ist «Un'estate italiana» in unserem Nachbarland dank Edoardo Bennato und Gianna Nannini ein Ohrwurm. In der Sportwelt erfährt der Evergreen – zu deutsch «ein italienischer Sommer» – aktuell eine ganz neue Bedeutung. Denn die «Azzurri» erleben «Notti magiche» – «magische Nächte» – schon fast in Hülle und Fülle.
Den Ausgangspunkt zum italienischen Hochgefühl markierte bei der Europameisterschaft am 11. Juli im Londoner Wembley der Titel der Fussballer. Dank gewonnenem Penalty-Krimi gegen England stemmte die Auswahl von Roberto Mancini nach 1968 den 2. EM-Pokal in die Höhe.
Es folgten Rekord-Spiele bei Olympia in Tokio (mehr dazu weiter unten). Doch Italien hat noch lange nicht genug. Alleine am Sonntag ergänzten innert Kürze zwei weitere bedeutende Titel die lange Erfolgsliste:
- Der 25-jährige Piemonteser Filippo Ganna verteidigt in Flandern an der Rad-WM im Einzel-Zeitfahren seine Goldmedaille von 2020.
- Zum 7. Mal schon küren sich die Volleyballer zum Hallen-Europameister. Der Topfavorit gewinnt das Endspiel im polnischen Katowice gegen Slowenien nach 1:2-Satz-Rückstand mit 3:2. Die Frauen-A-Auswahl des italienischen Verbands hat 2 Wochen zuvor die gleiche Affiche im EM-Final ebenfalls für sich entschieden (mit 3:1).
Die Tageszeitung La Repubblica aus Rom konstatiert und kokettiert am Montag wie folgt:
Wir sind eine Supermacht im Sport geworden. (...) Findet ein Wettkampf statt? Sind Italiener dabei? Okay, der Sieg ist unser.
In Tokio im Konzert der Grossen mitgespielt
Dabei glaubten im kollektiven Freudentaumel rund um die Sommerspiele wohl viele, am Stiefel sei das Ende der Fahnenstange erreicht. Wir rufen ein paar Kennzahlen zum grossartigen Abschneiden der Italiener und Italienerinnen in Tokio in Erinnerung:
- Die «Azzurri» erkämpften sich an jedem der 16 Wettkampftage im Minimum eine Medaille.
- In der Schlussbilanz ergab dies 40 Olympia-Podestplätze, verteilt auf 19 Disziplinen – so viele wie noch nie. Mit je 10xGold und Silber sowie 20xBronze resultierte Rang 10 im Nationenranking. Die Medaillen-Ausbeute wurde im Vergleich zu Rio 2016 um 12 Exemplare angehoben.
- Vor Tokio lag der olympische Rekord für die azurblaue Equipe bei 36 Medaillen (errungen 1932 in Los Angeles und 1960 zu Hause in Rom).
- In der japanischen Metropole räumte Italien in der Weltsportart Leichtathletik im grossen Stil ab. Von 5xGold ragten diese 3 Olympiasiege heraus: Marcell Jacobs über 100 m, das Sprint-Quartett der Männer sowie Hochspringer Gianmarco Tamberi.
Noch mehr Erfolg mit Bällen, nicht aber mit dem Puck
Italien kann übrigens auch Tennis. Matteo Berrettini (25) stand bei den letzten 3 Grand-Slam-Turnieren stets mindestens im Viertelfinal. Das (unvollendete) Meisterstück lieferte der ATP-Siebte auf dem «heiligen Rasen» in Wimbledon ab, wo er Novak Djokovic forderte.
Eine Antithese zum Erfolgsmärchen «made in Italy» gibt es doch noch. Die Eishockeyaner beendeten die A-WM in Riga abgeschlagen als Gruppenletzter mit 0 Punkten und einer Tordifferenz von 11:41. Klar, wir sprechen von Wintersport. Und doch fand die WM heuer spät erst ab dem 21. Mai statt. Aber eben: «Un'estate italiana» hatte dann noch nicht Einzug gehalten ...
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