Unter dem Leidensdruck der Corona-Krise sind viele Verantwortliche im Breiten- und Spitzensport dazu gezwungen kreativ zu denken. «Man muss sich jetzt neu erfinden und weiterentwickeln», meint Baspo-Direktor Matthias Remund.
Ihre Kreativität unter Beweis gestellt haben die Entwickler der «viRace-App». Die Applikation fürs Smartphone ermöglicht den rund 250'000 Hobbyläufern in der Schweiz trotz der Corona-Pandemie an einem Volkslauf teilzunehmen, wenn auch nur virtuell.
So können die Läufer ortsunabhängig auf den Originaldistanzen der abgesagten Veranstaltungen gegeneinander antreten und sich sogar mit Spitzenathleten wie Viktor Röthlin messen. Die Benutzer der App starten dabei gleichzeitig und werden nach dem Start per GPS getrackt.
«The impossible Games»
Das Messen mit der Konkurrenz fehlt nicht nur den Amateursportlern, sondern auch den Profiathleten. Nach der Absage der Hallen-WM in China, der EM in Paris sowie der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio sind die Leichtathletik-Cracks auf der Suche nach Zielen, auf die sie hinarbeiten können.
Die Veranstalter der Bislett Games in Oslo versuchen, die schwierige Situation zu meistern, indem sie ein neues Format auf die Beine stellen. Der Event in Norwegens Hauptstadt nennt sich dieses Jahr «The impossible games» und verspricht den Sportfans vor den Bildschirmen einiges an Spektakel.
Dabei soll u.a. Karsten Warholm alleine den Weltrekord über 300 Meter Hürden angreifen. Stabhochspringer Renaud Lavillenie misst sich derweil im heimischen Garten mit Armand Duplantis, der im Stadion antreten soll.
Redimensionierte Leichtathletik-Events in der Schweiz?
In der Schweiz ist der nationale Leichtathletikverband ebenfalls bestrebt, seinen Top-Athleten zumindest auf nationaler Ebene eine Startmöglichkeit zu bieten. «Wir wollen unbedingt, dass die Leichtathletik diesen Sommer präsent ist», meint Peter Bohnenblust, der Geschäftsführer von Swiss Athletics.
Mit redimensionierten Meetings und Meeting-Serien im kleinen Stil in der Schweiz will Swiss Athletics seinen Athleten die Chance geben, sich in diesem Sommer an Wettkämpfen präsentieren zu können.
Die Abstandsregeln lassen sich in den technischen Disziplinen besser umsetzen als auf der Bahn. Hürden-Läufer Kariem Hussein sieht aber auch hier nur bedingt Probleme und schlägt vor, man könne zwischen den Athleten jeweils eine Bahn Abstand lassen. Der Ostschweizer glaubt fest daran, dass es für ihn bald wieder losgeht, denn: «Wenn es in der Leichtathletik keinen Weg gibt, dann wird es auch in den anderen Sportarten schwierig.»