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SCB-Sportchefin gibt Einblick Schelling: «Frauen denken nicht immer gleich wie Männer»

Im «sportpanorama» resümiert Florence Schelling ihre ersten turbulenten Monate als SCB-Sportchefin. Sie räumt Fehler ein und will ihrer gut dotierten Mannschaft ein besseres Umfeld schaffen.

Eine junge, unerfahrene Frau in der Pionierrolle: Ihre Nomination zur Sportchefin beim SC Bern im April dieses Jahres warf hohe Wellen. «Meine Bekanntgabe hat tatsächlich einiges ausgelöst. Kam dazu, dass sie mitten in die Corona-Zeit gefallen war», blendet Florence Schelling zurück.

Die heute 31-jährige Funktionärin und frühere Spitzen-Eishockeyanerin im Goal (Olympia-Bronze 2014 in Sotschi) verweist auf eine äusserst intensive Zeit. Dabei spielt für sie überhaupt keine Rolle, welchem Geschlecht sie angehört oder welchen Jahrgang sie hat. «Mein Anspruch ist es – ganz unabhängig davon – die bestmögliche Arbeit zu machen», betont sie.

Bei ihrem Besuch im «sportpanorama» am Sonntagabend musste kurzfristig improvisiert werden. Denn auf der Anfahrt ins Studio erfuhr Schelling von einem Corona-Fall im Team. Die Berner mussten eine 10-tägige Quarantäne antreten. Die Sportchefin stellte sich den Fragen von Rainer Maria Salzgeber abgeschottet in einem separaten Raum.

Überhaupt war Flexibilität in ihren Anfangsmonaten das Zauberwort – was in erster Linie den Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit Corona geschuldet ist. Es entspricht ihrer Philosophie, stets auf einen ausgeklügelten Plan zurückgreifen zu können. «Ich hatte einen Plan A, B und C. Allerdings musste ich oftmals wieder bei Null anfangen und bin jetzt sicher schon bei Plan D.»

Fehler sind schnell passiert

Schelling nimmt für sich als langjährige und erfolgreiche Nationalspielerin in Anspruch, sich bestens in die Profis, die sie mittlerweile zu führen hat, hineinfühlen zu können. Und wie einst auf dem Eis ist sie nun auch in der Teppichetage von einem enormen Ehrgeiz getrieben.

Eine Zeugnisnote für ihr erstes absolviertes Semester möchte sich die 31-Jährige noch nicht geben. «Dafür ist es noch zu früh. Ich wachse immer noch in meine Position hinein und werde täglich mit Neuem konfrontiert.»

Zu ihren ersten Erfahrungen gehören auch Fehler. So etwa sagte sie unlängst nach einer sportlichen Durststrecke beim SCB öffentlich, dass nun etwas passieren müsse. Besser wäre gewesen, sie hätte das Problem identifizieren können und tiefgründiger analysiert.

Nun geht es darum, das optimale Umfeld zu schaffen, damit die Spieler ihr volles Potenzial ausschöpfen können.
Autor: Florence Schelling

Wie sie befindet sich aktuell auch die Mannschaft noch in der Findungsphase. Rang 10 und erst 13 Punkte aus 12 NL-Spielen sind eine magere erste Zwischenbilanz. Schelling führt aus: «Wir haben eine Mannschaft, die unglaublich gut ist. Sie ist sehr talentiert und gespickt mit interessanten Spielertypen. Nun geht es darum, das optimale Umfeld zu schaffen, damit die Spieler ihr volles Potenzial ausschöpfen können.»

Ein Job, den sie nicht gesucht hat

Die Zürcherin ist überzeugt, dass sie neue Sichtweisen einbringen kann. «Wir Frauen denken nicht immer gleich wie die Männer.» Sie macht diese Aussage gänzlich frei von allen Wertungen – nach dem Motto: «Nicht besser, aber eben anders.» So packe sie etwa gewisse Aufgaben pragmatischer an.

Im Alltag führt dies zu einem spannenden Austausch mit ihren männlichen Kollegen. Abschliessend platziert Schelling einen doppelten Appell:

  • An Frauen, die mehr Mut haben sollen, sich Herausforderungen zu stellen.
  • Aber auch an Männer, die den Mut aufbringen sollen, Frauen in wichtigen Positionen zu lancieren.

Die SCB-Sportchefin räumt nämlich ein: «Ich selbst hätte mich nie für diese Aufgabe beworben, weil sie überhaupt nicht auf meinem Radar war.»

SRF zwei, «sportpanorama», 22.11.2020 19:00 Uhr ; 

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