Als am 1. Dezember überall im Land das erste Türchen des Adventskalenders geöffnet wurde, schlossen sich die Tore des SC Bern für Headcoach Don Nachbaur. Das Experiment mit dem Austro-Kanadier galt als gescheitert. Die Resultate passten nicht, die Stimmung im Team, so war zu hören, konnte ebenfalls nicht als heiter bezeichnet werden. Es folgte die «Trennung in beidseitigem Einvernehmen». Für Nachbaur übernahm der 33-jährige Mario Kogler, bis dato U20-Trainer in Bern.
Die Premiere 48 Stunden später, direkt aus der Quarantäne kommend, gelang nach Mass. Kogler startete sein Engagement mit einem 2:1-Erfolg n.V. beim EV Zug. Tags darauf fehlte bei der Reprise wiederum die Durchschlagskraft – 1:4 zuhause gegen den EVZ.
Einige Spieler sind älter als ihr Chef
Vorschusslorbeeren von ehemaligen Weggefährten standen einer gewissen Grundskepsis gegenüber. Ein 33-Jähriger, der auf diesem Niveau noch nie als Headcoach amtete, als Cheftrainer beim grossen SC Bern? Eric Blum, Thomas Rüfenacht und Beat Gerber sind im von Alphatieren durchsetzten Team älter als ihr neuer Chef.
Ist das ein Problem? Nein, findet Christian Weber. «Sein Alter, seine Unerfahrenheit sehe ich überhaupt nicht als Problem. Ich bin überzeugt, dass er Respekt geniesst», ist sich der SRF-Eishockey-Experte und langjährige Wegbegleiter von Kogler sicher. Mit Alex Reinhard, Alex Chatelain und Mark Streit habe der Kärntner zudem viel wertvolle Unterstützung.
Er ist sehr zielorientiert. Ein guter Zuhörer, der aber seinen Weg konsequent geht.
Dass der frühere Verteidiger derart jung schon einen äusserst beachtlichen Aufstieg im Trainer-Business schaffte, hat einen tragischen Hintergrund. Drei Kreuzbandrisse bewegten ihn dazu, 2008 neben seinem Engagement als Spieler bei den Boston JR. Shamrocks die Trainerausbildung zu beginnen.
Noch im selben Jahr kehrte er als Nachwuchs-Coach in seine Heimat Klagenfurt zurück. Dort wurde der Vertrag nach 3 Jahren und unter einigen Nebengeräuschen aufgelöst. Kogler heuerte als Cheftrainer bei Mora in Schwedens höchster U18-Liga an.
Ohne Weber stünde Kogler heute wohl nicht an der Bande der «Mutzen». Die beiden lernten sich bei Webers Engagement in Klagenfurt kennen. Wenngleich Kogler damals erst 24-jährig war, konnte er Weber umgehend von seinem Potenzial überzeugen. «Ich habe ihn als jungen Trainer mit grossen Zielen und viel Motivation kennengelernt. Mir war schnell klar, dass ich ihn an meiner Seite will», erzählt Weber. Und so holte er den Österreicher 2013 als Assistent zum HC Thurgau.
Wo liegen Koglers Stärken? «Er ist sehr zielorientiert. Ein guter Zuhörer, der aber seinen Weg konsequent geht. Er saugt alles, was mit Eishockey zu tun hat, auf», schwärmt Weber. Auch bei Tristan Scherwey hat der Neo-Coach einen positiven ersten Eindruck hinterlassen: «Die Spieler schätzen seinen Auftritt sehr. Er bringt mit seiner Ausstrahlung wichtige, positive Energie ins Team. Er ist ein sehr cleverer Coach, der erst viel nachdenkt, bevor er redet», urteilte der SCB-Haudegen.
Im Fussball setzen bereits etliche Spitzenklubs auf junge Trainer. Ist das auch im Eishockey denkbar? «Wenn es mit Kogler funktioniert, könnte das auch für andere Klubs Symbolwirkung haben», ist sich Weber sicher. Doch dazu muss Kogler nun erst einmal den SC Bern in ruhigere Fahrwasser steuern. Es gibt unkompliziertere Aufgaben ...