Der ehemalige Nationalcoach Ralph Krueger prägte an der Heim-WM 2009 den Begriff «Heimnachteil». Aktuell sieht man sich versucht, ihn wieder etwas zu bemühen. Zumindest wenn man sich die letzten Playoff-Resultate anschaut. «Ich konnte das schon damals nicht unterschreiben, auch jetzt sage ich: Der Heimvorteil ist immer noch viel wert», meint SRF-Experte Mario Rottaris. Wer zuhause spiele, kenne schliesslich jede Ecke in der Halle und fühle sich auf dem heimischen Eis besonders wohl.
Warum die Teams auswärts befreit aufspielen
Seine Erklärung für die beiden Auswärtssiege in dieser Finalserie lautet wie folgt: «Gerade zu Beginn einer Serie ist es für die gegnerische Mannschaft befreiend, auswärts anzutreten.» Das liege primär an den jeweiligen Heim-Fans, so Rottaris.
Kari Jalonen ist ein Eisklotz. Aber ...
Wenn man als Spieler schon vor dem Anpfiff ausgepfiffen werde, dann wirke dies beflügelnd. «Dann will man es den Fans umso mehr zeigen und denkt sich: ‹Pfeift ihr nur, ihr treibt uns eigentlich nur an›.» Er selber habe es geliebt, mit Freiburg in Bern anzutreten. «Die müden Beine waren wie weggeflogen. Denn die Stimmung überträgt sich auch auf dich als Auswärtsspieler.»
Es wird Heimsiege geben
Das werde sich nun aber einpendeln. Prognosen seien zwar schwer und die Serie bleibe eng, so Rottaris. Sicher sei aber, dass es in den nächsten Spielen Heimsiege geben werde.
7 Auswärtserfolge wären hierzulande denn auch ein absolutes Final-Novum. 2009 gab es immerhin nach 2 Heimsiegen noch 5 Auswärtssiege in Folge (Davos rang Kloten in 7 Spielen nieder). Und 7 Heimsiege bot die Finalserie 2007, als Davos den SCB mit 4:3 schlug.
Lernprozess half dem SCB
Heim-Nimbus hin oder her: Den Ausschlag für den Berner Auswärtssieg hat für Rottaris vor allem ein Lernprozess gegeben. «Sie haben versucht, dass Zug nicht mit Tempo durch die Mittelzone kommen kann.» Ein Justin Krueger habe die blaue Linie verlassen und Forechecking im gegnerischen Drittel betrieben. So etwas habe er vorher nicht gesehen.
Dass SCB-Trainer Kari Jalonen stur an seinem Gameplan festhalte, verneint Rottaris. «Er ist zwar an der Bande weiterhin ein Eisklotz. Aber man muss zwischen Coach, der an der Bande Anweisungen gibt, und Trainer unterscheiden.» Seine Arbeit im Vorfeld der Partie erledige der Finne durchaus, so Rottaris.
Im Final stünden sich ohnehin die beiden lernfähigsten Teams gegenüber. Sowohl Zug als auch Bern seien in der Lage, innerhalb von zwei Tagen taktische Änderungen umzusetzen. Man darf also gespannt sein.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 13.04.2019, 19:45 Uhr