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National League Jeannin: «Wenn du Angst hast, darfst du nicht spielen»

Sandy Jeannin ist am vergangenen Wochenende nach einer langwierigen Kopfverletzung auf das Eis zurückgekehrt. Im Interview spricht der Gottéron-Stürmer über seine Schmerzen, seine schwierige Rückkehr und die defensiven Schwächen seiner Mannschaft.

Vier Jahre ist es her, seit sich Sandy Jeannin nach einem Crosscheck und einem Stockschlag am Kopf verletzt hatte. Seither kämpfte der Center von Fribourg-Gottéron immer wieder mit Schwindelanfällen sowie Kopf- und Nackenschmerzen.

Comeback nach drei Monaten

In dieser Saison verstärkten sich die Leiden beim bald 38-jährigen Neuenburger in einem solchen Ausmass, dass zwischenzeitlich sogar das Karriereende drohte. Bis ein Besuch bei einem Neurologen in den USA die Ursache seines Leidens aufzeigte.

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Ausblick auf die 38. NLA-Runde
01:27 min
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Nach einer Augentherapie konnte Jeannin vor drei Wochen das Training wieder aufnehmen. Am vergangenen Wochenende gab er in den beiden Spielen gegen den EHC Biel (3:2; 2:7) nach fast drei Monaten sein Comeback auf Schweizer Eis. Ob er am Dienstag gegen Genf erneut aufläuft, wird erst kurzfristig entschieden.

Sandy Jeannin, wie geht es Ihnen?

Jeannin: Es geht mir viel besser. Ich darf jedoch nicht zu viel Gas geben, denn mein Körper und mein Kopf sind noch nicht so weit wie in der letzten Saison. Ich darf mich nicht kaputt machen, sondern muss vorsichtig sein. In erster Linie hoffe ich, dass ich in den nächsten Wochen wieder regelmässig spielen kann.

Gleich im ersten Spiel gegen Biel gelang Ihnen beim 3:2-Sieg ein Tor. Das ist doch ein schönes Comeback?

Auf dem Eis fühlte ich mich tatsächlich gut. Am Sonntag jedoch, nach den beiden Spielen gegen Biel, war ich extrem müde und ausgelaugt. Ich muss mir bewusst sein, dass ich viele Wochen nicht trainieren konnte und darum ein Defizit habe. Zudem bin ich nicht mehr der Jüngste (lacht).

Habe mein Glück in Atlanta gefunden

Ihre Verletzung erwies sich als äusserst hartnäckig. Erst ein Arzt in den USA konnte Ihnen helfen. Wie kam es dazu? Und was hat er herausgefunden?

Ich war in Atlanta in einer Spezialklinik für Nervenprobleme. Auch Julien Sprunger war nach seiner schweren Verletzung vor zwei Jahren in diese Klinik gereist. Nach vielen erfolglosen Anläufen in der Schweiz war ich froh um die Adresse. Dort versuchte ich mein Glück und habe es gefunden - auch wenn ich mich noch lange nicht in Topform fühle. Die dortige Therapie war sehr hilfreich, sie behandelte meine Augen und ein Problem in meinem Gehirn.

Wie schaffen Sie es, auf dem Eis die Angst vor einem weiteren Rückschlag auszublenden?

Wenn du Angst hast, dann darfst du nicht spielen. Ich weiss natürlich nicht, wie mein Körper auf Checks reagiert, aber das wird sich weisen. Falls mein Körper «Nein» sagt, dann muss ich die Konsequenzen daraus ziehen.

Gottéron steckt in einer schwierigen Phase

Zur Person

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Sandy Jeannin debütierte 1995 im Alter von 19 Jahren für den ZSC in der NLA. Anschliessend spielte er auch für Davos (1997-2000), Lugano (2000-2008) und seit 2008 für Gottéron. Mit Lugano wurde er zweimal Schweizer Meister (2003 und 2006). Für die Schweiz nahm der Vater zweier Töchter unter anderem an den Olympischen Spielen 2002 und 2006 teil.

Haben Sie zwischenzeitlich tatsächlich Ihr Karriereende in Betracht gezogen?

Wenn du Probleme hast und keine Lösung siehst, dann musst du dich zwangsläufig mit deiner Zukunft befassen. Die eigene Gesundheit geniesst immer erste Priorität. Meine Motivation und mein Wille aber sind noch immer riesig, ich liebe das Eishockey. Ich wünsche mir, den Zeitpunkt meines Rücktritts selber bestimmen können.

Zu Ihrem Team: Was lief am Samstag beim 2:7 gegen Biel schief?

Nach dem 5. Gegentor fielen wir komplett auseinander. Das darf uns im eigenen Stadion einfach nicht passieren. Wir stecken als Mannschaft in einer schwierigen Phase.

Vor allem die Defensive ist schwächer als letztes Jahr, Freiburg erhält bedeutend mehr Gegentore als in der Vorsaison. Woran liegt das?

Es läuft einfach nicht so rund wie noch zu Beginn der Saison. Wenn man einige Spiele verliert, dann beginnt man sich Gedanken zu machen. Wir spielen momentan ohne Selbstvertrauen und ohne Energie, das muss sich ändern! Das ändert sich aber nur, wenn wir mit mehr Disziplin, mehr Konsequenz und vor allem mehr Kampfgeist zu Werke gehen.

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