In der Heimat hatte man den Finnen an der WM gar keinen Kredit eingeräumt. Nur gerade 2 Spieler aus der NHL figurierten im Kader von Trainer Jukka Jalonen. Insgesamt befanden sich 18 WM-Debütanten im Aufgebot. Die finnischen Medien sprachen deshalb von der «schlechtesten Mannschaft aller Zeiten».
Spott aus der Heimat als Antrieb
Nach dem grossen Triumph vom Sonntag ist beim nun dreifachen Weltmeister Finnland deshalb nicht nur die Freude gross, sondern auch die Genugtuung. Zudem habe sich der mediale Spott positiv auf das Team ausgewirkt. «Das hat uns eine Menge Energie gegeben», sagte Captain Marko Anttila.
Der Stürmer war die grosse Figur auf dem Weg zum überraschenden Titel. Anttila, bei Jokerit Helsinki in der KHL alles andere als ein Torjäger, führte seine Mannschaft mit seinen Toren in der K.o.-Phase zum Triumph. Im Viertel- und Halbfinal traf er je einmal, im Final gegen Kanada war er gar zweimal erfolgreich.
Dass ausgerechnet der seit Montag 34-jährige Anttila bei seiner erst 3. WM-Teilnahme dermassen einschlug, war für das finnische Märchen bezeichnend. Bevor er ab dem Viertelfinal so richtig durchstartete, hatte er in 22 WM-Spielen nur 2 Mal getroffen. Anttila passte damit als überraschender Held perfekt zu dieser Mannschaft von «Namenlosen». «Wir hatten vielleicht nicht die besten Einzelspieler, aber wir waren das beste Team», sagte Lausanne-Verteidiger Petteri Lindbohm treffend.
Mein Gott, wenn jemand das verdient, ist er es.
Und so freuten sich die Mitspieler auch überschwänglich über die Leistungen des 2,03 Meter-Hünen Anttila. «Er ist jetzt ein Nationalheld. Ein unglaublicher Captain», sagte Lindbohm. Florida-Stürmer Juho Lammikko ging noch weiter: «Mein Gott, wenn jemand das verdient, ist er es. Er hat während seiner gesamten Karriere hart gearbeitet und es nicht immer leicht gehabt. 4 Tore in 3 K.o.-Spielen – was kann man mehr tun? Er wies den Weg.»
Anttila selbst konnte es nach dem gewonnenen Final kaum fassen: «Es war eine unglaubliche Reise. Ich hoffe, die Leute in Finnland hatten genauso viel Spass wie wir.»
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 26.05.2019, 20:00 Uhr