Nach der Vorrunde an der 23. WM werden die Karten neu gemischt. Das ist für die Schweizerinnen keine gängige Sportler-Floskel, sondern das Geheimnis ihres Erfolgs in Calgary. In der leistungsstärkeren von zwei Gruppen resultierte für sie in der 1. Turnierphase nichts Zählbares. Weil es das Team von Headcoach Colin Muller aber schaffte, auf den Punkt genau bereit zu sein, verblüffte es mit dem Halbfinal-Einzug.
So war die Nati der russischen Auswahl in ihrem 2. Gruppenspiel zwar mit 1:3 unterlegen, gewann aber das gleiche Duell im Viertelfinal mit 3:2 nach Verlängerung trotz frühem 0:2-Rückstand. «2:0 ist die schlimmste Führung im Eishockey», meinte Leaderin Lara Stalder hinterher. «Alle wussten, dass wir einfach weiterrollen und uns niemand aufhalten kann, sobald wir ein Tor erzielt haben.» So war es denn auch ...
Was zählt schon die Vorrunde
Entsprechend stehen die Schweizerinnen zum 3. Mal nach 2008 und 2012 an einer Weltmeisterschaft in den Top 4. Gegen Kanada könnten sie den erstmaligen Final-Einzug bewerkstelligen. Mit der Ausgangslage sind sie bestens vertraut: Wie Russland waren auch die «Ahornblätter» in der Vorrunde beim 5:0 der SIHF-Equipe deutlich überlegen.
Doch in der Nacht auf Dienstag beginnt alles wieder bei null. Kommt dazu, dass Kanada an seinen letzten WM-Halbfinal 2019 keine guten Erinnerungen hat. Das 2:4 gegen Finnland kam damals einer Schmach gleich. Die Nordamerikanerinnen sind zwar mit 10 Titeln Rekord-Weltmeisterinnen, das letzte Gold eroberten sie allerdings 2012.
Der volle Druck liegt also auf Seiten der Gastgeberinnen, während Mullers Schützlinge befreit aufspielen können – und aus den bisher in Calgary gemachten Fehlern weiter die richtigen Lehren ziehen wollen.
Nebst der 2. Chance gegen Kanada winken den Schweizerinnen aber auch generell 2 Chancen auf Edelmetall. Es wäre dies nach Bronze im Jahr 2012 die zweite Auszeichnung an einer WM und nach ebenfalls Bronze bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi die dritte Medaille an einem Grossanlass.