Gross war die Euphorie in Zürich nach dem 28. Spieltag gewesen. Soeben hatte GC mit Vaduz den gefährlichsten Konkurrenten um den Kampf um Rang 2 bezwungen und um 5 Punkte distanziert. Zugleich war der Rückstand auf Leader Lausanne innert 5 Partien nach dem Restart von 15 auf 5 Zähler geschmolzen.
Minimalziel ist der 2. Platz. Ganz klar wollen wir den 1. Platz angreifen.
Wenngleich sich die Zürcher Akteure nicht die ganz grossen Angriffsparolen entlocken liessen, war die Stossrichtung klar: Wir greifen Rang 1 an. In Bezug auf den Barrageplatz wurde der Begriff «Minimalziel» zum geflügelten Wort in Niederhasli. Mit der Planungssicherheit dank chinesischer Investoren sollte der Rekordmeister wieder dorthin, wo er hingehört: ins Oberhaus des Schweizer Fussballs.
Doch während sich die Grasshoppers stets nach oben orientierten, pirschte sich von hinten still und leise der FC Vaduz an. Ohne das grosse Spektakel, das GC etwa gegen Schaffhausen (5:3) oder Kriens bot (4:4), reihten die Liechtensteiner gegen Lausanne, Wil und Chiasso dreimal einen 2:1-Erfolg aneinander. Und fanden sich 2 Spieltage vor Saisonende plötzlich auf dem Barrageplatz wieder.
Das Restprogramm der Barrageplatz-Aspiranten
Vaduz | GC | |
---|---|---|
30. Juli | Schaffhausen (h) | Aarau (a) |
2. August | Kriens (a) | Winterthur (h) |
Innert 3 Wochen von direkten Aufstiegs-Träumen zum Bangen um die Barrage-Teilnahme. Was lief bei GC schief? Augenfällig sind aktuelle Schwächen in der Defensive, 12 Gegentore setzte es in den letzten 4 Partien ab. Keeper Mirko Salvi unterliefen zuletzt einige Patzer. Erstmals seit dem 26. Spieltag hat es das Team von Zoltan Kadar nicht mehr in den eigenen Füssen, die Barrage zu erreichen.
Die Partie gegen Wil (2:3) war für das derzeitige GC symptomatisch: Viel Spass, viel Spektakel, wenig Ertrag. Mit 2 Lattentreffern und einem nicht gepfiffenen vermeintlichen Penalty bekundeten die Zürcher zudem Pech. Einen Punkt (und je nachdem noch ein Tor) muss GC auf das Team aus dem «Ländle» gutmachen. Nur mit Schützenhilfe kann Platz 2 noch erreicht werden.
Hatte man nach dem letztjährigen Abstieg betont, der direkte Wiederaufstieg sei kein Muss, rief man in einer Phase der Euphorie das «Minimalziel Barrage» aus. Und rein ökonomisch betrachtet ist klar: Verpasst man seine Mindestziele, ist das eindeutig ein Rückschritt.