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Champions League Ancelotti und Juventus werden keine Freunde mehr

Carlo Ancelotti und Juventus Turin haben eine gemeinsame Vergangenheit. Beide Seiten würden dieses Kapitel wohl am liebsten ungeschehen machen.

Der Leistungsausweis von Carlo Ancelotti kann sich sehen lassen. 3 Mal hat der 54-Jährige bisher die Champions League gewonnen, was einzig Bob Paisley gelang. 2003 und 2007 gelang ihm dies mit Milan, im Vorjahr gleich in seiner ersten Saison mit Real Madrid. In Italien, Frankreich (Paris St-Germain) und England (Chelsea) wurde er Meister.

Doch bevor Ancelotti im Jahr 2001 bei Milan anheuerte, waren Titel Mangelware. Bei Juventus, seiner dritten Trainerstation nach Reggiana und Parma, wollte sich der grosse Erfolg nicht einstellen. 1999 gewann Ancelotti den unbedeutenden Intertoto-Cup, in der Serie A wurde er zweimal Zweiter.

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Das Halbfinal-Hinspiel der Champions League zwischen Juventus Turin und Real Madrid zeigen wir Ihnen am Dienstag ab 20:00 Uhr auf SRF zwei und auf www.srf.ch/sport.

(K)ein Schwein in Turin

Zur mageren sportlichen Bilanz gesellten sich atmosphärische Störungen. In seiner Autobiografie liess Ancelotti deshalb kein gutes Haar an Juventus. «In meiner ersten Woche in Turin fuhr ich auf dem Weg ins Büro an der Piazza Crimea vorbei. Auf den Obelisken, der dort stand, hatte jemand ‹ein Schwein kann nicht Trainer sein› hingesprayt.»

Den Spruch musste sich der schon damals etwas füllig wirkende Ancelotti auch aus der Fankurve anhören. Seiner Leibspeise, den Tortellini, schwor er deshalb aber nicht ab. Mit den Ultras der Juve wurde er hingegen nie warm. Für sie blieb der ehemalige Spieler der Roma und von Milan stets ein Feindbild. Die Fehde fand später eine Fortsetzung: Als er als Coach der Mailänder nach Turin zurückkehrte, zeigte Ancelotti den Ultras in der Curva Scirea des Delle-Alpi-Stadions den Stinkefinger.

Zuerst gelobt, dann entlassen

«Juventus ist ein Klub, den ich nie mochte und wahrscheinlich nie mögen werde», schrieb Ancelotti in seinem Buch. Seinen Abgang bei der «Vecchia Signora» schilderte er ohne Umschweife: «Eines Tages bat mich Giovanni Agnelli zum Gespräch. Er meinte: ‹Wir sind zwar nicht Meister geworden, aber wir haben eine gute Saison gespielt. Du bist ein guter Mensch, Carlo. Und denk daran, das ist das Wichtigste.› Klar doch, am nächsten Tag war ich entlassen.»

Das Juventus-Hausblatt Tuttosport hat Ancelottis Erinnerungen vor dem Halbfinal-Hinspiel genüsslich wieder hervorgekramt. «Ich bin bei Juventus gereift», versuchte «Carletto» an der Medienkonferenz zu beschwichtigen. Er ist keiner, der sich gerne Feinde macht. Dennoch dürfte Ancelotti so etwas wie Genugtuung empfunden haben, als er letzte Saison mit Real seinen einstigen Arbeitgeber in der Gruppenphase auf den 3. Rang verwies und später den Titel holte. Das nächste Duell ist weit brisanter.

Sendebezug: Radio SRF 3, Morgenbulletin, 05.05.15, 07:00 Uhr

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