Die Erleichterung ist spürbar in den Fankurven der SSC Napoli. Gegen Hellas Verona läuft am Samstag die 73. Minute, als im Diego-Armando-Maradona-Stadion kollektiver Jubel aufbrandet. Denn in diesem Moment hat sich einer an die Seitenlinie gestellt, den die Tifosi zuletzt schmerzlich vermisst hatten: Victor Osimhen.
Der 24-jährige Stürmer ist überlegener Topskorer der Serie A mit 21 Treffern, 7 Tore vor Inters Lautaro Martinez. Im Ensemble von Luciano Spalletti hat er massgeblichen Anteil daran, dass die Süditaliener in den nächsten Wochen ihren 3. Scudetto bejubeln dürften, den ersten seit 33 Jahren.
Länderspiel-Ausflug mit Folgen
Die letzten 3 Partien verpasste Osimhen aufgrund einer Adduktoren-Verletzung, die er sich in der Länderspielpause mit dem nigerianischen Nationalteam zugezogen hatte. In der Meisterschaft ist seine Absenz aufgrund des komfortablen Polsters verkraftbar.
Bei den Neapolitanern ist der Fokus aber längst auf eine grössere Bühne geschweift, und da gab es am vergangenen Mittwoch einen Rückschlag zu verkraften. Napoli verlor das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Milan 0:1 und erlebte so eine missglückte Premiere im Kreis der besten 8 Mannschaften Europas.
Osimhen ist der Hoffnungsträger dafür, dass Napoli im Nord-Süd-Duell die Wende gelingt. Wenig überraschend sah sich Spalletti in den letzten Tagen mehrmals mit Fragen nach dem Gesundheitszustand seines Topskorers konfrontiert. Nach dem 0:0 am Samstag gegen Hellas Verona verkündete der 64-Jährige: «Ja, Osimhen wird gegen Milan von Anfang an spielen.»
In den knapp 20 Minuten seines Comebacks dauerte es nicht lange, bis der Nigerianer seinen Wert andeutete – und beinahe zum Matchwinner gegen Hellas avanciert wäre. Sein Abschluss landete jedoch an der Latte. Eine Reihe weiter hinten tun sich bei den «Partenopei» jedoch Probleme auf: Mittelfeldspieler André-Frank Zambo Anguissa und Abwehrchef Kim Min-Jae fehlen gesperrt.
Teure Tickets, stumme Supporter
Doch Spalletti spricht lieber über Osimhen und die Hoffnung, dass dessen Rückkehr das Maradona-Stadion in einen Hexenkessel verwandelt. Wobei: Mit der Stimmung war das zuletzt in Neapel so eine Sache. Die Fans befinden sich wieder einmal in einem Konflikt mit dem ungeliebten Besitzer, dem Film-Mogul Aurelio De Laurentiis, der den Klub 2004 übernommen hat.
Aus Protest gegen hohe Ticketpreise verzichteten die Tifosi zuletzt auf aktiven Support und blieben still. Das billigste Ticket für das Rückspiel gegen Milan wird für 90 Euro verkauft. Das widerspricht dem Gedanken der Fans, dass sich auch Familien mit wenig Geld einen Matchbesuch leisten können sollten.