So richtig hatte Inter die Stärke seiner Gegner in der letztjährigen Gruppenphase der Champions League nicht einschätzen können. Natürlich, Real Madrid ist per definitionem kein Wunschlos. Doch bei den anderen beiden Kontrahenten fiel die Beurteilung schwerer: Gladbach und Schachtar, keine Freilose, aber auch keine unschlagbaren Teams.
Und diese Ausgangslage blieb auch vor dem letzten Spieltag derart diffus, dass für alle 4 Teams sowohl ein Weiterkommen als auch ein Ausscheiden möglich war. Aus Mailänder Sicht lag der Fall so: Nur mit einem Sieg gegen Schachtar stünde die Türe zur K.o.-Phase offen – unter der Voraussetzung, dass sich Real Madrid und Gladbach in Spaniens Hauptstadt nicht unentschieden trennen.
In 180 Minuten kein Tor gegen Schachtar
So witterten etliche italienische Medien, passend zur Adventszeit, die Gefahr eines «Biscotto»: So wird im Land von Pizza und Pasta nicht nur «Keks» übersetzt, sondern auch eine Absprache zweier Kontrahenten betitelt. Die Hauptsorge rund ums Lager der «Interisti» bestand also nicht darin, dass man womöglich Schachtar nicht bezwingen würde (obwohl das Hinspiel 0:0 geendet hatte). Vielmehr fürchtete man einen Nichtangriffspakt zwischen Real und Gladbach.
In der Retrospektive weiss man, dass sich die «giornalisti» diese Sorge hätten ersparen können. Die Madrilenen schlugen Gladbach 2:0. Weil Inter jedoch abermals nicht über ein 0:0 gegen Schachtar hinauskam, beendeten die Mailänder die Gruppenphase auf dem letzten Platz. Zum 3. Mal in Serie verpassten die «Nerazzurri» die K.o.-Phase, 2011 hatte man letztmals die Achtelfinals erreicht.
Mit neuem Trainer in fast gleicher Gruppe
In 2 von 3 Fällen erhält Inter in dieser Saison die Gelegenheit zur Revanche. Wieder misst man sich mit Real Madrid und Schachtar Donezk. Der Dritte im Bunde ist mit Sheriff Tiraspol der klare Aussenseiter. «Vergangenheit ist Vergangenheit. Wir wollen in der Gegenwart Geschichte schreiben», gab sich Inter-Trainer Simone Inzaghi ambitioniert. Ihm gelang mit Lazio bereits in der letzten Kampagne der Vorstoss unter die letzten 16 Teams.
Inter-Captain Samir Handanovic pflichtet seinem Chef bei: «Wenn, dann ist das Vergangene Motivation für uns. Früher waren andere Teams besser, nun fängt alles wieder bei Null an.» So auch am Mittwochabend, wenn im heimischen San Siro gleich die richtungsweisende Partie gegen Real Madrid auf dem Programm steht.