Der FC Bayern München hat sein Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Paris St-Germain 4:1 gewonnen. Zumindest in jener Parallelwelt, in welcher die Statistik über Sieg und Niederlage entscheidet. Bei 31:6 Abschlüssen sowie 15:1 Eckbällen mutet die 2:3-Heimpleite tatsächlich fast grotesk an. Auch die elaboriertere Rechnung der «Expected Goals» sprach mit 3,8 zu 1,3 für einen deutlichen Bayern-Erfolg.
Doch grau ist alle Theorie und entscheidend ist auf dem Platz. PSG setzte sich in München 3:2 durch, was aus Sicht der Hausherren grob auf zwei Missstände zurückzuführen ist: die Ineffizienz in der Offensive und die Unordnung in der Verteidigung. Zumal beim ersten Gegentreffer auch der sonst so sichere Keeper Manuel Neuer nicht gut aussah. Beim Tor von Marquinhos stimmte das Timing nicht. Der für den verletzten Niklas Süle eingewechselte Jérôme Boateng agierte dann beim 3. Pariser Treffer hüftsteif.
Um die Probleme im Angriff zu erklären, ist nur ein Name notwendig: Robert Lewandowski. Der polnische Goalgetter fehlte wegen einer Bänderverletzung. Er traf in dieser Saison bis zu seinem Ausfall in 36 Pflichtspielen 42 Mal, steuerte zudem 8 Assists bei. 50 direkte Beteiligungen bei 71 Toren – die fussballerische Definition einer Lebensversicherung.
Ohne «Lewa» erzielten die Bayern ausser gegen Köln (2:1) nie mehr als ein Tor (1:0 gegen Leipzig, 1:1 gegen Atletico). Oder wie SRF-Experte Peter Knäbel ausdrückte: «Ohne ihn fehlen dem FC Bayern 20 Prozent.» Das muss sich kommende Woche ändern, wollen die Bayern doch noch in den Halbfinal der Königsklasse einziehen: Ein Blitzcomeback im Rückspiel in Paris am Dienstag schloss Lewandowski nämlich aus.
Ich muss aber nicht immer alles beantworten. Ich muss auch ein bisschen schauspielern.
Nach dem Spiel sorgte dann auch noch Trainer Hansi Flick für Irritationen. Darauf angesprochen, dass Sportchef Hasan Salihamidzic vor der Partie verkündete, Boatengs Vertrag Ende Saison nicht zu verlängern, meinte Flick: «Ich muss hier professionell den Fragen antworten. Ich muss aber nicht immer alles beantworten. Ich muss auch ein bisschen schauspielern.» Beim Coach steht der deutsche Verteidiger jedoch hoch in der Gunst. Es scheint also durchaus Feuer unter dem Münchner Dach zu sein.
Oder wie man es in der mathematischen Parallelwelt aufschlüssen würde: Uneinigkeiten mit dem Sportchef + DFB-Avancen für die Löw-Nachfolge = mächtig Diskussionsstoff an der Säbener Strasse.