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EL-Final in Baku: Austragungsort mit Nebengeräuschen
Aus Sport-Clip vom 28.05.2019.
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Vor dem Europa-League-Final Baku, der zweifelhafte Austragungsort

Baku empfängt den europäischen Spitzenfussball im Final der Europa League – unter lautstarken Zwischentönen.

Aserbaidschan will sich als Sporthochburg positionieren: Ein Formel-1-Rennen gibt es schon, die Fussball-EM kommt nächstes Jahr nach Baku und der Europa-League-Final dient quasi als Vorbote.

Doch vor dem Final zwischen Arsenal und Chelsea gab es viele Misstöne gegen den Veranstaltungsort am Kaspischen Meer – die Kritik hat auch eine politische Dimension.

Fanboykotte – Klubs geben Tickets zurück

Baku ist als Austragungsort für einen Europacupfinal schon geografisch speziell. Dass zwei Londoner Klubs den Final erreicht haben, führt zu einer absurden Situation: Die Teams, die nur einige Kilometer voneinander beheimatet sind, müssen für das Spiel 4’000 Kilometer reisen.

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Kein Katzensprung: Die Reise von London nach Baku
Aus Sport-Clip vom 29.05.2019.
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Viele Fans boykottieren den Match. Flüge von London sind sehr teuer, einen Direktflug gibt es keinen. «Baku ist eine der am schwersten erreichbaren Städte in Europa», schrieben die Fans in einer gemeinsamen Mitteilung: «Die Flugpreise sind exorbitant, die Hotelpreise explodiert.»

Von den jeweils nur 6'000 Tickets, welche die Klubs für ihre Fans bekommen haben, hat Arsenal rund 2'000 und Chelsea rund 4'000 zurückgeschickt. Somit nutzen die Klubs zusammen nur die Hälfte des ohnehin schon kleinen Kontingents aus.

Auch die Online-Ticketbörsen kriegen den Unmut der Fans zu spüren; sie fahren sogar Verluste ein. Tickets für die billigste Kategorie sind inzwischen für rund 20 statt 30 Euro zu bekommen. Auch die Billete für die teuerste Sektion sind für rund 40 Prozent unter dem offiziellen Verkaufspreis erhältlich.

Konflikt mit Armenien: Mchitarjan verzichtet auf Final

Die Kritik am Austragungsort erreichte einen Höhepunkt, als Arsenal bekanntgab, dass Henrik Mchitarjan nicht am Final teilnehmen werde. Der Armenier machte Sicherheitsbedenken geltend – es ist nicht das erste Mal, dass er einem Spiel in Aserbaidschan fernbleibt. Aserbaidschan und Armenien stehen in einem Konflikt um die Bergkarabach-Region.

Die Uefa betonte, sie habe «eine Zusicherung für die Sicherheit des Spielers in Aserbaidschan von den höchsten Behörden des Landes eingefordert und bekommen. Als Ergebnis dieser Garantien wurde ein umfassender Sicherheitsplan entwickelt und dem Klub ausgehändigt.» Diese Zusicherung war Mchitarjan offenbar nicht genug.

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Mchitarjan-Fans in Baku kontrolliert
Aus Sport-Clip vom 29.05.2019.
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«Kein Land, in dem Menschenrechte respektiert werden»

Zu reden gibt auch das politische System Aserbaidschans. Ist der EL-Final nicht einfach ein weiterer Event, mit dem sich der Autokrat Ilham Alijew schmückt?

Die Menschenrechtsorganisation «Human Rights Watch» berichtet von systematischer Folter im Land. In der aktuellen «Rangliste der Pressefreiheit» der Organisation «Reporter ohne Grenzen» belegt Aserbaidschan Rang 166 unter 180 Ländern.

Die Menschenrechtslage ist hier ein Problem, das ist sie in anderen europäischen Staaten jedoch auch.
Autor: Aleksander CeferinUefa-Präsident

«Wir leben nicht in einem wahren europäischen Land, wo Menschenrechte und Meinungsfreiheit respektiert werden», kritisierte der aserbaidschanische Oppositionspolitiker Ilgar Mammadow, der in seinem Heimatland auch schon inhaftiert war.

«Die Menschenrechtslage ist hier ein Problem, das ist sie in anderen europäischen Staaten jedoch auch», sagte Uefa-Präsident Aleksander Ceferin dem Spiegel, um anzufügen: «Die Menschen dort lieben den Fussball. Und der darf von der Situation nicht gestoppt werden.»

Sendebezug: Radio SRF 3, Morgenbulletin, 29.05., 07:00 Uhr

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