Er zog sich die Jacke aus und entblösste seine tätowierten Arme. Er schrie sich die Seele aus dem Leib und lief auf den Platz. Jorge Sampaoli versuchte an der WM schon alles, um sein Team auf den richtigen Weg zu bringen.
Doch so richtig fruchtete noch keine Massnahme. Erst Marcos Rojos später Treffer gegen Nigeria brachte Argentinien in den WM-Achtelfinal. Dort trifft der zweifache Weltmeister am Samstag auf Frankreich und geht erstmals an dieser bislang verkorksten WM als Aussenseiter in eine Partie. Genau dieser Fakt könnte die grosse Chance der «Gauchos» sein.
Mit den «Kleinen» ganz gross
Denn Trainer Jorge Sampaoli, der in der Heimat unter enormem Druck steht, kennt sich in dieser Rolle aus. Ja, er selber kultivierte sie jahrelang. Als Trainer von Chile und danach Sevilla lehrte er die ganz Grossen das Fürchten und feierte überraschende Erfolge. Den grössten: die Copa America mit Chile 2015.
Gegen die Franzosen dürfte Argentinien erstmals an dieser WM weniger Ballbesitz haben als der Gegner und zu Kontern kommen. Für Messi, Di Maria oder Meza ein gefundenes Fressen und die Chance, den WM-Favoriten zu stürzen.
Sampaolis Trainerstuhl wackelt
Und für Sampaoli wohl die letzte Möglichkeit, sich trotz Vertrag bis 2022 auf dem Trainerstuhl zu halten. Denn der Vulkan an der Seitenlinie ist angeschlagen. In der Heimat wird gemunkelt, die Stars tanzten ihm auf der Nase herum. Was der 58-Jährige an einer Medienkonferenz mit einem Augenzwinkern beantwortete.
Ich bin in meinen Kompetenzen nicht beschnitten, ausser dass Messi die Aufstellung macht und Mascherano die Anweisungen gibt.
Gut also für Sampaoli, dass in seiner aktuellen Situation die Partie gegen die Franzosen ansteht. Denn in der Aussenseiterrolle fühlt er sich besonders wohl.
Sendebezug: Laufende WM-Berichterstattung SRF zwei