Es gibt einige Versionen davon, wie sich die Geschichte rund um den 15. November 2006 zugetragen hat. Die Quintessenz jedenfalls: Der damalige französische Teamchef Raymond Domenech will für das Testspiel gegen Griechenland ein 18-jähriges Talent aufbieten. Es ist in Brest geboren, spielt bei River Plate. Name: Gonzalo Higuain.
Absage an Domenech
Dessen argentinischer Vater Jorge lässt jedoch ausrichten, sein Sohn wolle für die «Albiceleste» auflaufen. Es folgt ein von den Medien genüsslich ausgeschlachteter Schlagabtausch zwischen Jorge Higuain und Domenech. Bis zu Gonzalos Debüt im argentinischen Dress dauert es knapp 3 Jahre.
Wiederum 9 Jahre später trifft nun Higuain, den sie «El Pipita» (die kleine Pfeife) nennen, im Achtelfinal erstmals auf sein Geburtsland. Kleine Pfeife übrigens, da Vater Jorge als Profi aufgrund seiner spitzen Nase «El Pipa» (die Pfeife) genannt wurde.
Mit 31 Treffern in 75 Länderspielen ist Gonzalo Higuains Torgefährlichkeit unbestritten. An der WM wollte es für den 30-Jährigen noch nicht klappen. Doch viel treffsicherer sind die Franzosen auch nicht: Sie skorten in ihren 3 Vorrundenspielen (wie Argentinien) bescheidene 3 Mal.
Sollte der Achtelfinal für die «Equipe Tricolore» Endstation bedeuten, müsste Coach Didier Deschamps auch seine Personalentscheidungen rechtfertigen. Schliesslich liess er folgende «Elf» zuhause:
- Tor: Benoît Costil. Der Bordeaux-Keeper hat immerhin einen Marktwert von 6,5 Millionen Euro.
- Abwehr: Neben Lucas Digne (Barcelona) und Kurt Zouma (Chelsea) musste auch Aymeric Laporte zuhause bleiben. Letzteren holte ManCity Anfang Jahr für 65 Millionen Euro.
- Mittelfeld: Sie würden wohl in manch anderer Mannschaft einen Stammplatz innehaben: Moussa Sissoko, Adrien Rabiot, Kingsley Coman, Dimitri Payet und Anthony Martial.
- Sturm: Arsenals Alexandre Lacazette durfte nicht mit nach Russland. Genauso wie Karim Benzema, der seit dem Sextape-Skandal nicht mehr für die «Grande Nation» aufgeboten wurde.
Ein Achtelfinal-Out könnte Deschamps angesichts der getroffenen Entscheide schwer treffen. Und auch wenn der französische Verbandspräsident dem Captain des Weltmeister-Teams von 1998 eine Jobgarantie ausstellte («Er hat einen Vertrag bis 2020 und ich halte solche Verträge ein.»): Ein solch frühes Out gegen formschwache Argentinier würde den Trainerstuhl wohl dennoch erzittern lassen.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass mit Zinédine Zidane ein anderer Grosser des französischen Fussballs verfügbar wäre ...
Sendebezug: Laufende WM-Berichterstattung SRF zwei