Als einen Akt der Verzweiflung aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten sieht Ottmar Hitzfeld die diese Woche präsentierten Pläne für eine European Super League. Der ehemalige Nationaltrainer nahm am Donnerstagabend gegenüber von Urs Gredig im SRF-Studio Platz.
«Dass die Präsidenten Florentino Perez von Real Madrid und Andrea Agnelli von Juventus Turin vorpreschen, ist vielleicht einfach Hilflosigkeit. Man kann diese Schulden fast nicht mehr bezahlen», sagte der 72-Jährige bei «Gredig direkt».
Unverständnis über möglichen Alaba-Transfer
Hitzfeld zweifelt daran, dass es den 12 Klubs mit der kurzfristigen Umsetzung der Idee ernst war. «Ich glaube, sie wussten schon vorher, dass sie damit nicht durchkommen.»
Misswirtschaft habe dazu geführt, dass etwa Barcelona oder Real Madrid jedes Jahr hohe Verluste einfahren würden. «Und jetzt diskutiert man bei Real darüber, einen David Alaba zu holen, der anderthalb Millionen im Monat verdienen und 20 Millionen Handgeld bekommen soll.»
Lob für den Ex-Klub
Als löbliche Ausnahme sieht Hitzfeld seinen ehemaligen Arbeitgeber Bayern München, der sich nicht an den Plänen für die European Super League beteiligte. «Dort wird Gewinn gemacht. Jeder Spieler bei Bayern hat sicher zwischen 5 und 15 Millionen Lohn. Wenn man die Summen wieder einspielt, ist das auch legitim.» Die 12 ESL-Verfechter hätten den Bogen aber deutlich überspannt. «Das ist Hohn und Spott den Vereinen gegenüber, die wirklich gut wirtschaften.»
Hitzfeld sprach bei «Gredig direkt» auch über seinen Abschied bei der Nati, ein 25-Millionen-Angebot aus China und die Zeit, in der er als Bayern-Coach auf Antidepressiva zurückgreifen musste.