Auch am Sonntag gegen Burnley schmorte Xherdan Shaqiri beim FC Liverpool 90 Minuten lang auf der Bank. In 6 Spielen seit dem 9. Februar kam der Nati-Akteur nur zu 18 Einsatzminuten.
Wir haben den Journalisten und FC-Liverpool-Experten James Pearce nach den Gründen gefragt.
SRF Sport: James Pearce, was läuft derzeit schief bei Xherdan Shaqiri?
James Pearce: Es gibt mehrere Faktoren. Fast immer, wenn Shaqiri diese Saison in der Startelf stand, liess Klopp eine 4-2-3-1-Formation spielen mit Shaqiri auf der rechten Seite. Firmino und Salah agierten im Zentrum. Seit Januar agiert Klopp mit einem 4-3-3. Das mindert Shaqiris Chancen: In der Frontreihe kommt er nicht an Salah, Firmino und Mané vorbei. Für einen Mittelfeldplatz hält ihn Klopp wohl defensiv für zu wenig stabil.
Sie sprachen von mehreren Faktoren ...
Klopp setzt jetzt mehr auf Erfahrung, Disziplin und die defensiven Qualitäten von Mittelfeldspielern wie Henderson, Wynaldum und Milner. Ich habe ihn letzte Woche zu Shaqiri befragt, und er nannte ausserdem eine Rückenverletzung Shaqiris. Er verpasste das Spiel gegen Bournemouth und muss seither seine Fitness wieder aufbauen.
Ich habe nie etwas Negatives über Shaqiris Einstellung gehört
Ist er für die so starke Liverpool-Offensive einfach nicht gut genug?
Das würde ich nicht sagen. Er wurde eher ein Opfer der Umstände. Man muss auch sagen: Shaqiri kostete den Klub nicht so viel. Mit seiner Rekrutierung wollte man sich zusätzliche Optionen eröffnen, er galt nicht als gesetzter Starter. Ich denke, nicht einmal er selbst rechnete damit. Trotzdem hatte er eine brillante Phase mit 6 Toren und 3 Assists in 10 Spielen.
Und jetzt hat er gar keine Einsätze mehr ...
Ich war etwas überrascht, dass er nicht etwas häufiger als Joker zum Einsatz kam. Aber wir wissen nicht, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht. Ein Beispiel: Niemand rechnete mit Lallanas Einsatz gegen Burnley. Klopp erklärte, es sei die Belohnung für eine hervorragende Trainingswoche. Das einzige, was Shaqiri tun kann, ist diesem Beispiel zu folgen. Ich möchte aber auch betonen, dass es nie irgendwelche negativen Gerüchte über Shaqiris Einstellung gab.
Er kann also nur weiterhin hart trainieren.
Solange Klopp mit einem 4-3-3 spielt, muss er den Trainer davon überzeugen, dass er defensiv solid genug spielt, um in dieses Dreier-Mittelfeld zu kommen. Anfang Saison gegen Southampton hatte er diese Gelegenheit und trug zu den Toren bei. Trotzdem wurde er zur Halbzeit ausgewechselt, weil Klopp dachte, sein Team sei im Zentrum zu instabil.
Mit welchem Game Plan wird Klopp am Mittwoch bei Bayern München antreten?
Ich rechne damit, dass er auf Konter setzt. In der letzten Europacup-Saison war dies eine von Liverpools grossen Stärken bei Auswärtsspielen – das Tempo, die Präzision, die Mobilität der Angreifer. Die Bayern werden mehr tun müssen als in Anfield. Das wird Liverpool entgegen kommen. Klopp wird wohl bei seinem 4-3-3 bleiben und Shaqiri auf der Bank Platz nehmen müssen. Als Joker kann er aber sehr wohl eine Rolle spielen.
Das Gespräch führte Boris Bögli
Sendebezug: Radio SRF 1, 10.3.19, 17-Uhr-Bulletin / SRF 4 News, 11.3.19, 06:17