6 Partien noch, 4 Heimspiele, 2 Punkte Rückstand – und am Ende soll eine eins rauskommen. Sebastian Kehl schlüpfte in die Rolle des Mathelehrers und stellte seine Meister-Formel auf. «Unser Ziel, den Titel zu holen, haben wir nicht aus den Augen verloren», sagte Borussia Dortmunds Sportdirektor 3 Tage nach dem 3:3-Schock beim VfB Stuttgart in den Ruhr Nachrichten : «Wir sind das heimstärkste Team der Liga und jederzeit in der Lage, eine Serie zu starten.»
Permanent in den Rückspiegel zu schauen, bringt nichts.
Dabei klang das am Samstag im BVB-Lager noch ganz anders. Fassungslos, schockiert, enttäuscht, gar wütend waren sie. Gegen die abstiegsbedrohten Schwaben verspielten die Westfalen in Überzahl den Sieg leichtfertig, Trainer Edin Terzic und Kehl hatten hinterher sichtlich Mühe, sich vor laufenden Fernsehkameras zu beherrschen.
«Wir haben eine riesige Chance liegen gelassen. Heute sind wir die Jungs, über die ganz Deutschland lacht», fand der BVB-Trainer knallharte Worte bei Sport1 . «Ich bin einfach bitter enttäuscht und sauer über das, was heute passiert ist»
Siegesserie wie zu Jahresbeginn gefordert
Es habe «ein, zwei Tage» gedauert, den Rückschlag zu verdauen, gab Kehl zu – doch «permanent in den Rückspiegel zu schauen», bringe nichts. Also setzte der 43-Jährige den Blinker links und forderte vom BVB, auf die Überholspur zu ziehen und am Münchner Rivalen vorbeizusprinten: «Wir wollen deutscher Meister werden!»
Eine Siegesserie hatte der selbsternannte Meisteranwärter ja schon zu Beginn des Kalenderjahres hingelegt, sich nach verkorkster Hinrunde häppchenweise an die Münchner herangearbeitet und die Tabellenspitze für einen Spieltag übernommen.
Auch Bayern im Krisenmodus
Ein weiterer Grund zur Hoffnung? Der auch unter Thomas Tuchel schlingernde Serienmeister FC Bayern, der in der grössten Krise seiner jüngeren Klubgeschichte steckt. Auch mit dem Nagelsmann-Nachfolger straucheln die Münchner, der Triple-Traum platzte, auch in der Champions League droht das Aus im Viertelfinal gegen Manchester City.
«Wir haben die Meisterschaft nicht in der eigenen Hand», sagte Kehl, dennoch sei Schwarz-Gelb «so nah dran» wie seit Jahren nicht mehr. Die Marschroute für das Heimspiel am Samstagabend gegen Eintracht Frankfurt ist eindeutig: «Wir benötigen jetzt eine sehr gute Trainingswoche, ein bisschen Wut, absolute Gier, den unbedingten Willen, unser Tor gemeinsam zu verteidigen und natürlich die Unterstützung der Fans. Mit diesem Paket ist alles möglich.»