Dass ein Spieler vom Kaliber eines Dejan Janjatovic in der 2. Liga interregional aufläuft, ist ungewöhnlich. Einst wurde dem serbisch-deutschen Doppelbürger eine gloriose Profikarriere zugetraut. Stattdessen fordert er am Sonntag in der 1. Runde des Schweizer Cups mit Rorschach-Goldach seinen Ex-Klub St. Gallen heraus.
Janjatovic würde sich kaum als gescheiterten Fussballer bezeichnen. Denn dafür, dass er nun ist, wo er ist, gibt es Gründe körperlicher und persönlicher Natur.
Knie macht immer wieder Ärger
Schon während seiner ganzen Karriere begleiteten den heute 30-Jährigen Knieprobleme. «Wenn ich diese nicht hätte, würde ich heute noch im Profifussball spielen», ist Janjatovic überzeugt. In der Jugendabteilung Bayern Münchens habe er als 17-Jähriger die ersten Operationen am linken Knie über sich ergehen lassen müssen. Seither kämpfte er immer wieder mit Einschränkungen.
Trotzdem reichte es nach einem verunglückten Abstecher zu Getafe zu 115 Einsätzen für St. Gallen in der Super League. Rückblickend war es die beste Zeit des Mittelfeldregisseurs. Platz 3 in der Aufstiegssaison 2012/13 und die Qualifikation für die Europa-League-Gruppenphase in der folgenden Spielzeit bezeichnet er immer noch als seine Highlights bei den «Espen».
Schmerzlicher Verlust der Tochter
Nach dem Abgang von Trainer Jeff Saibene gab es Unstimmigkeiten mit dem neuen Übungsleiter Joe Zinnbauer. Janjatovic nahm einen neuen Anlauf in Vaduz, bevor er 2017 von einem Schicksalsschlag heimgesucht wurde. Er verlor nur drei Monate nach der Geburt seine herzkranke Tochter Una, kurz darauf auch seine Tante und seine Grossmutter – und wurde aus der Bahn geworfen.
Wenn du solche Dinge durchmachst im Leben, setzt du deine Prioritäten anders. Mit einigen Dingen muss man abschliessen können.
Grosse Lust auf Fussball verspürte er in dieser Zeit nicht mehr. Beim polnischen Erstligisten Termalica wurde er nicht glücklich und kehrte bald in die Schweiz zurück. Über Brühl in der Promotion League führte der Weg nach einer weiteren Pause schliesslich im letzten Jahr zu Rorschach-Goldach. Längst hat Janjatovic als Konditionstrainer bei der Tennisschule Falkensteig in der Region eine neue Aufgabe gefunden. Langfristig strebt er eine Karriere als Trainer im Profifussball an.
«Wenn du solche Dinge durchmachst im Leben, setzt du deine Prioritäten anders. Mit einigen Dingen muss man auch abschliessen können, im Fussball und privat», sagt Janjatovic heute. Vor sieben Monaten ist das Familienglück zurückgekehrt. Seine Frau und er wurden Eltern eines zweiten Sohnes. «Es passt alles, alle sind gesund und munter. Das ist für mich das Allerwichtigste.»
Was liegt für Rorschach-Goldach drin?
Sportlich steht für den Routinier mit Rorschach-Goldach der Spass im Vordergrund. Der FCSG ist nach dem FC Basel im letzten Jahr das noch etwas attraktivere Cup-Los. «Wir werden versuchen, St. Gallen das Leben schwer zu machen und hinten so lange wie möglich die Null zu halten. Dann schauen wir mal, was dabei rauskommt», hält Janjatovic den Ball flach. Für eine stimmungsvolle Atmosphäre dürfte gesorgt sein, findet das «Derby» doch im altehrwürdigen Espenmoos statt.
Ihre ehemalige Nummer 31 dürften die St. Galler Fans nicht vergessen haben. «Ich gehe oft noch Spiele von St. Gallen schauen und habe einen guten Austausch mit den Fans. Ich denke, dass sie mir einen schönen Empfang bereiten werden.»