Im Cup-Halbfinal empfängt der FC Basel am Dienstag den FC Winterthur, der als klarer Aussenseiter in die Partie gehen wird. Doch bei den Baslern verliefen die letzten Wochen – insbesondere neben dem Feld – nicht nach Wunsch. Ruedi Zbinden gibt sein Amt als Sportchef ab, U21-Trainer Alex Frei verlässt Basel, und Marcel Koller wird nach dem Saisonende abgelöst. Der optimale Zeitpunkt für Winterthur, um eine Cup-Sensation zu schaffen?
Winterthur selbst kam nach der Corona-Unterbrechung immer besser in Fahrt. Die letzte Niederlage des Teams von Ralf Loose resultierte am 7. Juli 2020. Seither feierten die Eulachstädter 7 Siege in 8 Pflichtspielen.
Massgeblich am Aufschwung beteiligt war Roman Buess. Der 27-jährige Stürmer war neben dem zu Magdeburg (3. Bundesliga in Deutschland) abgewanderten Luka Sliskovic die Konstante in der Winterthurer Offensive. Im Interview äussert sich der gebürtige Basler über den Cup-Gegner, die Chancen seines Teams und seine persönlichen Ziele.
SRF Sport: Der FC Basel wirkt auf verschiedenen Ebenen angeschlagen. Ist es der optimale Zeitpunkt für einen Coup oder hat es schon mal einen besseren Moment gegeben?
Roman Buess: Gegen einen starken Gegner wie Basel gibt es nie einen optimalen Zeitpunkt. Es kann sein, dass sie angeschlagen speziell gefährlich sind, weil sie besonders fokussiert sind und uns nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Beim FCB läuft es längst nicht mehr so wie zu den glorreichen Zeiten. Geht das Ihnen als gebürtiger Basler und ehemaliger FCB-Junior nahe?
Für mich als Basler ist es sehr schade, dass es nicht mehr so läuft beim FC Basel. Aber die Situation ist so wie sie ist. Ich glaube, dass Basel gut genug aufgestellt ist, um aus dieser kleinen Krise im nationalen Bereich – international stimmen die Resultate ja weiterhin – wieder herauszukommen. Ich mache mir keine Sorgen um den FCB.
Inwiefern nehmen Sie die Unruhen beim Gegner wahr?
Man bekommt dies natürlich mit. Es vergeht momentan kaum ein Tag ohne Schlagzeilen über die Basler. Wir schauen aber auf uns und wollen unsere Sache durchziehen. Alles andere blenden wir aus.
Die Rückkehr in die Super League ist mein Ziel.
Neben Ihnen haben auch Gezim Pepsi und Davide Calla eine Vergangenheit bei Basel. Spornen Sie sich untereinander nochmals zusätzlich an?
Bei einem Cup-Halbfinal gegen Basel muss man sich nicht zusätzlich anspornen. Das ist bereits Highlight genug. Aber natürlich ist es für uns gegen den Ex-Verein eine Spur spezieller.
Sie sind mit dem FC Winterthur seit 8 Spielen ungeschlagen und haben davon 7 Partien gewonnen. Was können Sie Basel entgegensetzen?
Wir hatten nach dem Lockdown einen wirklich guten Lauf. Es ist schade, dass dieser nun unterbrochen wurde. Wir hätten sehr gerne direkt nach dem Viertel- den Halbfinal gespielt. Aber unter diesen Umständen ist es verständlich, dass die Partie später angesetzt wurde. Wir haben nicht oft solch ein Highlight vor der Brust und sind daher top motiviert.
Seit dem 5. August haben Sie kein Pflichtspiel absolviert. Hatten Sie seither eine Pause ohne Training?
Nach dem Cup-Viertelfinal hatten wir einige Tage Pause, um uns von den Strapazen zu erholen. Nach der Corona-Unterbrechung war es eine sehr intensive Zeit mit sehr vielen Spielen. Wir haben diese Pause genutzt, um uns zu erholen.
Zu Ihrer persönlichen Situation: Sie haben in Winterthur einen Vertrag bis Sommer 2021, haben aber mehr als 100 Super-League-Partien auf dem Buckel. Ist es Ihr Anspruch, in naher Zukunft wieder in der Super League zu spielen?
Ja, auf jeden Fall. Als Spieler muss es immer der Anspruch sein, so hoch wie möglich zu spielen. In der Schweiz ist das höchste Level nun mal die Super League. Die Rückkehr in die Super League ist mein Ziel und dafür arbeite ich täglich hart. Der FC Winterthur ist aber ein Top-Arbeitgeber und ich bin momentan sehr zufrieden hier.
Das Gespräch führten Joris Gürber/Deborah Bucher.