Thoma ist keiner, der schnell vor etwas zurückschreckt. Im Gegenteil. «Mich ziehen Herausforderungen an. Ich liebe es, etwas bewegen zu können.»
Mit diesem Hintergrund ist zu erklären, weshalb sich der 50-Jährige von den Grasshoppers als neuen Sportchef verpflichten liess. Nach ein paar Wochen Bedenkzeit sogar grosse Lust auf das Amt verspürte.
Vom «Salatic»-Dossier entbunden
Denn beim Rekordmeister ist das Klima derzeit eher rau. Als Vizemeister 2013/14 hinken die Zürcher in der laufenden Meisterschaft den Erwartungen hinterher, belegen nur Rang 8 und weisen schon 12 Punkte Rückstand auf die Spitze auf.
Im Vergleich dazu war Thoma an seinem früheren Wirkungsort behaglich aufgehoben. Während 8 Jahren engagierte er sich für den FC Wil, zuletzt in der Doppelfunktion Trainer/Sportchef. Thoma nennt es ein «warmes Nest», das er aufgab. Er gibt aber zu bedenken: «Ein Weile fühlt es sich gut an. Die Geborgenheit kann sich allerdings relativ schnell abnützen. Es fehlen Kick und Reibungspunkte.» In diesem Fall sei ein Schnitt für beide Seiten ratsam.
Thoma wünscht sich, dass er GC bald stabilisieren und in die obere Tabellenhälfte zurückführen kann. Immerhin bleibt ihm das Dossier «Veroljub Salatic» erspart. Der Fall um den suspendierten früheren Captain beschäftigt die Vereinsführung. «Es ist sicher nicht unsere Erwartung, dass Thoma in dieser Angelegenheit schlichten muss», betont GC-Verwaltungsrat Martin Keller.
Fliegender Wechsel in die Politik
In einem Punkt unterscheidet sich Thomas neuer Auftrag nicht entscheidend vom bisherigen. So soll er auch in Niederhasli mit wenig Geld viel Gutes bewirken. «Ein Spagat, der reizvoll ist», wie er bemerkt. Und ein Anspruch, den er in der Ostschweiz vorbildlich erfüllte. Mehr als 25 Spieler schafften unter ihm den Sprung in die Super League. Fabian Schär (zum FC Basel), Adrian Winter (St. Gallen), Dario Lezcano (Luzern) oder Dzengis Cavusevic (St. Gallen) sind nur einige Beispiele.
«Neben dieser Qualität passt er menschlich und charakterlich sehr gut zu uns. Er ist nicht befangen und kann frei denken», lobt Keller.
Dann gibt es an Thoma noch eine ganz andere Facette. Er ist seit Mai Gemeinderat in seinem Wohnort im deutschen Büsingen. Nach seinem ersten Arbeitstag bei GC rief eine Sitzung. Thoma definiert sein politisches Engagement nicht etwa als weitere Herausforderung, sondern «als Ausgleich».
Sendebezug: SRF zwei, Radio SRF 1, 16.10.14 18:45 Uhr