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Albanien-Coach Gianni de Biasi.
Legende: Freundlich und bescheiden Albanien-Coach Gianni de Biasi. Keystone

UEFA EURO 2016 Albanien: Bescheidenheit ist ihre Zier

Bescheidenheit, Herzlichkeit und Offenheit: Wie sich Albanien vom grossen Rest der übrigen EM-Teilnehmer abhebt.

Wenn es um die Vorbereitung auf die EURO geht, dann ist für die meisten Teams nur das Beste gut genug. Man logiert in Herbergen vom Feinsten und schafft für die Stars ein Wohlfühl-Klima.

Luxus bei Deutschland und Russland...

Dass vor der Luxus-Unterkunft von Weltmeister Deutschland in Ascona eine temporäre Geschwindigkeits-Beschränkung eingeführt werden musste, um den Lärmpegel zu senken, war für die Gemeindeväter im Tessin kein Problem – wer will schon dafür verantwortlich sein, dass Löws Männer Schlafmangel als Ursache für einen Fehlstart ausmachen könnten?

Auch die Russen, weiss Gott nicht mit grossen Stars gesegnet, logieren fürstlich. Für die Vorbereitung in Bad Ragaz war das «Grand Resort» gerade gut genug, dort, wo sonst Prinzen-Familien aus Arabien ihren Urlaub verbringen.

... Zwei-Sterne-Bescheidenheit bei Albanien

Von solchem Luxus können die albanischen Spieler nur träumen. Vor Heimspielen wohnen sie jeweils in einer bescheidenen Unterkunft am Strand von Durres. Zwei-Sterne-Bescheidenheit inmitten von normalen Gästen – kein Problem für die Albaner.

Wir haben eine familiäre Atmosphäre geschaffen, das ist unsere Stärke.
Autor: Gianni de Biasi

Auch in Bergamo, wo sich die Mannschaft zur Zeit befindet, lebt das Team bescheiden. Die Albaner haben ein unscheinbares Hotel im Niemands-Land ausserhalb der Stadt bezogen, Zimmerpeis 81 Franken. Man ist unter sich: Freunde und Familie gehen in der Hotel-Lobby ein und aus, Lockerheit pur, angeführt vom Chef persönlich.

Medienpolitik der anderen Art

Gianni De Biasi, der leutselige italienische Coach, herzt alte Bekannte und gibt ein Interview nach dem anderen – eine Medien-Politik der ganz offenen Art. «Wir haben eine familiäre Atmosphäre geschaffen», sagt De Biasi, «das ist unsere Stärke.»

Was für ein Gegensatz zum grossen Rest der 24 Teams! Nehmen wir die Franzosen. Wer als akkreditierter Journalist die unbeschreibliche Ehre haben möchte, ein Interview mit einem der 23 gallischen EURO-Fahrer zu führen, muss zuerst die Erlaubnis des Spieler-Beraters kriegen.

Mit desssen gnädigem «Oui» marschiert er dann zum Verband, in der Hoffnung, dass auch dieser sein Okay gibt. Bei den Albanern ist das alles erfrischend einfacher: Frag Gianni, und der sagt «Si».

Sendebezug: Laufende (Vor-)Berichterstattung zur EURO 2016

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