Die englische Nationalmannschaft kämpft nicht nur um den Titel, sondern auch darum, die angekratzte Reputation der ehemaligen Fussball-Grossmacht wiederherzustellen. Der erste Schritt soll am Samstag mit einem Sieg über Russland getan werden. Im weiteren Verlauf des Turniers will England diese 3 Traumata überwinden:
- Die Elfmeterphobie : Es gibt viele ungeschriebene Gesetze im Fussball. Eines davon lautet: Kommt es zum Elfmeterschiessen, verliert England. Seit 1990 mussten die «Three Lions» an Grossereignissen 7 Penaltyschiessen absolvieren. Resultat: 6 davon verlor England.
- Die Durststrecke : Genau 50 Jahre ist es her, als das englische Team den ersten und einzigen Titel errang: den Gewinn der Weltmeisterschaft im eigenen Land. Gerade bei Europameisterschaften ist die Bilanz ernüchternd: Noch nie stand das Mutterland des Fussballs in einem Final.
- Die Auftakt-Angst : Noch nie gelang es England, sein Auftaktspiel an einer EM-Endrunde zu gewinnen.
Jugend über Erfahrung
England ist mit einem Durchschnitstalter von 25,9 Jahren das jüngste aller EURO-Teams. Nur 4 Spieler der letzten EM sind wieder mit an Bord. Um Captain Wayne Rooney (30) sollen vor allem der 22-jährige Harry Kane, Raheem Sterling (21) und Dele Alli (20) für Furore sorgen. Mit dem 18-jährigen Marcus Rashford stellt England zudem den jüngsten Spieler des Turniers.
Enthusiasmus wird mangelnde Erfahrung wettmachen.
Ist das Team zu jung? Nicht, wenn es nach Roy Hodgson geht: «Den Mangel an Erfahrung macht die Truppe durch Enthusiasmus wieder wett», ist sich der Coach sicher. Und er weiss, worauf der Fokus gerichtet werden muss: «Wir müssen uns auf die Gegenwart konzentrieren, denn die Vergangenheit können wir nicht ändern.»
Russische Erfahrung und ein Neuling
Die englischen «Junglöwen» stehen einer sehr erfahrenen russischen Defensive gegenüber. Die Innenverteidigung setzt sich aus dem 33-jährigen Wassili Beresuzki und dem 3 Jahre älteren Sergej Ignasewitsch zusammen.
Zu seinem ersten Einsatz an einem Grossevent könnte Roman Neustädter kommen: Dem Schalker, in Dnipropetrowsk geboren, wurde im Schnellverfahren die russische Staatsbürgerschaft verliehen. Neustädter hatte zuvor in 2 inoffiziellen Partien das deutsche Trikot getragen. Nun figuriert der 28-Jährige im russischen EM-Kader. In der Zwischenzeit spielte er immerhin 26 Minuten im Dress der «Sbornaja».