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Coach Didier Deschamps und Starspieler Paul Pogba klatschen ab.
Legende: Wie weit führt der Weg? Coach Didier Deschamps und Starspieler Paul Pogba. Imago
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UEFA EURO 2016 Deschamps' Frankreich – beinahe eine Oase der Ruhe

Frankreichs Nationalteam steht auf dem Prüfstand. Die Equipe tricolore muss gegen Deutschland beweisen, dass sie gewachsen ist (ab 20 Uhr auf SRF zwei). Bisher verlief das Turnier beinahe perfekt – auf und neben dem Platz.

Hat Frankreich von seinen Fehlern gelernt? Hat die Equipe in Didier Deschamps einen «Sélectionneur» gefunden, der als Dirigent tragfähig und kompromisslos zugleich ist? Mit Gewissheit. Denn seit dem Double mit WM 1998 und EM 2000 ist kein grosses Turnier so «ruhig» verlaufen wie die aktuelle EURO. Frankreich blieb von Polemiken, Skandalen und Verletzungen weitgehend verschont. Das war in den letzten Jahren anders:

  • 2002: Der Oberschenkel von Zinédine Zidane. «ZZ» verpasst die ersten beiden WM-Gruppenspiele (Frankreich schied in der Vorrunde aus)
  • 2006: Zidane und der Kopfstoss oder eben «coup de boule» gegen Italien
  • 2010: Der Skandal-Streik im südafrikanischen Kynsna
  • 2012: Samir Nasri beleidigt die Medienschaffenden an der EURO

Störgeräusche vor allem vor dem Turnier

Natürlich, die Vorbereitung auf die EURO 2016 verlief keineswegs geräuschlos. Die Affäre um Mathieu Valbuena und Karim Benzema, Raphaël Varanes Verletzung und der Dopingfall Mamadou Sakho strapazierten Deschamps Nerven.

Während des Turniers gab es jedoch keine Anzeichen für eine Entgleisung. Jeder wusste, dass auch nur das kleinste Störgeräusch der Presse zu Ohren kommen würde. Deschamps Truppe hat sich auf ihre Mission konzentriert. Sie hat einen bemerkenswerten Teamgeist und eine beachtliche mentale Verfassung (3 Tore in der Schlussphase) an den Tag gelegt.

«Sorgen um Griezmann» und Pogbas Geste

Vor allem hat es Deschamps geschafft, seine Schützlinge in einer fast undurchdringlichen Blase einzuschliessen. Das Ziel: nicht auf die Medien achten, die jede noch so kleine Schwäche ausschlachten.

So zögerte die Zeitung L’Équipe nicht, am Tag nach dem Rumänien-Spiel zu titeln: «Sorgen um Griezmann». In den sozialen Netzwerken brach ein Sturm der Entrüstung aus. Eine solche Titelseite sei nach nur einem Spiel nicht gerechtfertigt, lautete der Tenor.

Den zweiten Brand legte Paul Pogba mit seiner Geste in Richtung Medien nach dem Spiel gegen Albanien. Die Adressaten zögerten nicht, danach kräftig Öl ins Feuer zu giessen. Es war die Folge einer Kraftprobe zwischen den zu ungeduldigen Medien und einem auf dem Platz nicht genügenden Pogba.

Wie jedes Gastgeberland musste Frankreich mit dem medialen und öffentlichen Druck umgehen. Aber man blieb bisher unbeschadet. Das Verhalten war – wie vom ganzen Land gefordert – beispielhaft. Das ist ein erster Sieg. Folgt diese Woche die Krönung?

Sendebezug: laufende Berichterstattung EURO 2016

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Timothé Crépin arbeitet seit 2012 als Fussball-Journalist für das Magazin «France Football». Er ist 27 Jahre alt, stammt aus Reims und wohnt heute in Paris. Er schreibt während der EURO in loser Folge für srf.ch/sport.

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