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UEFA EURO 2016 Giresse: «Griezmann atmet den Fussball»

Alain Giresse, Europameister mit Frankreich 1984, verfolgte den Halbfinal gegen Deutschland im Stadion. Im Interview spricht er über den magischen Abend und den Schlüssel zum Erfolg gegen Portugal.

Alain Giresse, wie ist Ihre Einschätzung zum Halbfinal gegen Deutschland?

Zur Person

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Alain Giresse war in den 80er Jahren Teil des überragenden Mittelfelds der französischen Nationalmannschaft (neben Platini, Tigana und Fernandez). 1984 triumphierte der heute 64-Jährige an der Heim-EM mit Frankreich.

Mit Bordeaux holte Giresse je zweimal den nationalen Titel (1984 und 1985) und den Cup (1986 und 1987).

Giresse: Wir haben gewonnen, nur das zählt! Das war ein richtig tolles Fussballspiel. Abgesehen vom Beginn hatte Frankreich allerdings wenig Ballbesitz.

Der Penalty war für die Deutschen aber ein echter Nackenschlag. Sie hatten zuvor extrem viel investiert, um uns in Schwierigkeiten zu bringen. Das Tor hat den Franzosen erlaubt, die neu entstandenen Räume zu nutzen und ihr offensives Potenzial besser zu entfalten. Sie haben das intelligent gemacht.

War dieser Erfolg in gewisser Weise auch ein Sieg von Didier Deschamps?

Er hat es geschafft, Disziplin in diese Mannschaft zu bringen. Er hat ihnen zu verstehen gegeben, was es braucht, um auf diesem Niveau, sprich in der französischen Nationalmannschaft, zu spielen.

Dazu braucht es neben dem individuellen Einsatz jedes Einzelnen auch das kollektive Bewusstsein. Er hat eine Gruppe geformt, wie eine französische Nationalmannschaft sein sollte.

Antoine Griezmann überstrahlte gegen Deutschland alle. Wie beeindruckt sind Sie von seiner Leistung?

Vor der EURO hatte er die Enttäuschung des verlorenen Champions-League-Finals mit Atletico Madrid zu verdauen (Niederlage gegen Real Madrid, Griezmann verschoss einen Penalty, Anm. d. Red.). Er hat sich aber schnell gefangen und jetzt sehen wir das Resultat. Er atmet den Fussball. Mir haben seine Intelligenz, seine Vision des Spiels und seine Präzision gefallen – das Markenzeichen von talentierten, aussergewöhnlichen Spielern.

Der Final muss zuerst gespielt werden, noch ist nichts entschieden.
Autor: Alain Giresse

Sehen Sie Gemeinsamkeiten zur EURO 1984, als Sie dabei waren und den Titel holten?

Jedes Team hat seine eigene Geschichte. Aber es gibt schon Parallelen: Die Entschlossenheit, die Überzeugung, das Selbstvertrauen. Dass der Halbfinal wie schon 1984 in Marseille gespielt wurde, kommt noch dazu. Auch wir haben uns damals von Spiel zu Spiel gesteigert.

Am Sonntag geht es im Final gegen Portugal. Besteht die Gefahr, den Gegner zu unterschätzen?

Der Final muss zuerst gespielt werden, noch ist nichts entschieden. Man darf auch nicht das Gefühl haben, dass es leicht wird gegen die Portugiesen, nur weil sie bis jetzt keine brillante EURO gespielt haben. Es handelt sich hier um einen Final und genau so muss man die Aufgabe angehen.

Ein Element wird entscheidend sein: Die Erholung. Es ist das erste Mal in diesem Turnier, dass Frankreich 3 Spiele innerhalb einer Woche bestreiten muss. Aber die Siege und die Euphorie helfen natürlich. Und gegen Deutschland hatte ich nicht den Eindruck, dass sie ausgebrannt waren.

Sendebezug: Laufende Berichterstattung zur EURO 2016

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