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Schweizer Nationalmannschaft Sommer: Herr der Hundertstelsekunden

Kurz nach Abpfiff versammelte sich ein Teil der Schweizer Mannschaft um ihren Torwart. Die Spieler wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten. Wie Yann Sommer ein Spiel, ja vielleicht ein Turnier rettete.

Das ungeheuerliche Tempo, das den Fussball gegenwärtig ausmacht, hat auch die Interpretation des Torwartspiels verändert. Und dabei ist nicht mal der viel zitierte mitspielende Keeper gemeint, sondern vielmehr die Unerbittlichkeit der Geschwindigkeit. Die Spieler sind schneller geworden, die Angriffe schwungvoller, die Schüsse unberechenbarer.

Jene Hundertstelsekunden können auch die Wahrnehmung einer Generation verändern.

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Sascha Ruefer ist Moderator und Kommentator bei SRF Sport. Seit 2008 kommentiert er sämtliche Partien der Schweizer Nationalmannschaft.

Folglich ist auch der Mann zwischen den Pfosten gezwungen, schnellere Entschlüsse zu fassen. Sekundenbruchteile entscheiden über Tor oder Glanzparade, Sieg oder Niederlage. Unter Umständen können jene Hundertstelsekunden auch die Wahrnehmung einer ganzen Generation verändern.

Man stelle sich vor, Yann Sommer hätte seine Arme beim Schuss von Shkelzen Gashi ein paar Hundertstel später in die Höhe gestreckt. Es hätte womöglich das Aus in der Gruppenphase gedroht und die einst so vielversprechende Generation wäre als vorerst gescheitert erklärt worden.

Glück ist bei Sommer nur ein kleiner Faktor

Der Faktor Glück ist in Situationen wie der nach 87 Spielminuten kein unwesentlicher. Sommers Leistung in den gesamten 90 Minuten überrascht aber nicht, wenn man seine einzelnen Interventionen genau betrachtet. Die Eckbälle der Albaner pflückt er allesamt runter. Kein Zögern, kein Verlust dieser entscheidenden Hundertstelsekunden.

Und als Armando Sadiku in der 31. Minute alleine auf das Schweizer Tor läuft, macht Sommer aus der Einfachheit einer Eins-gegen-eins-Situation einen psychologischen Machtkampf auf vier Quadratmetern. Er fährt die Arme aus, deckt das Tor ab, bleibt stehen, fährt die Arme wieder ein und lässt dann vermeintlich Platz für Sadiku. Dieser meint den passenden Augenblick für den Abschluss gefunden zu haben und zieht ab. Sommer pariert reflexartig mit dem rechten Fuss.

Die Schweizer verfügen – im Vergleich mit anderen Mannschaften – über einen Trumpf zwischen den Pfosten.

Die Europameisterschaft läuft erst drei Tage. Trotzdem beklagen mehrere Mannschaften schon Torwartfehler. Der Slowake Matus Kozacik beispielsweise entschied zu spät, wohin er sich denn werfen solle. 0:1 Wales. Die Schweizer verfügen – im Vergleich mit anderen Mannschaften – über einen Trumpf zwischen den Pfosten.

Mitarbeit: schr

Sendebezug: Laufende Berichterstattung EURO

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