Was darf man vom Schweizer Team nach 4 bitteren Achtelfinal-Niederlagen an WM- oder EM-Endrunden in den letzten 15 Jahren erwarten? Dass es auch an der EURO 2020 die Gruppenphase übersteht. Sollte der Weg im Turnier danach noch weiter gehen, würde das Team von Coach Vladimir Petkovic historische Sphären erreichen. Seit 1954 hat die Schweiz bekanntlich keine K.o.-Phase mehr überstanden.
Bei der EM wollen wir endlich in diesen verdammten Viertelfinal. Wir haben das Potenzial, Geschichte zu schreiben, und das haben wir bereits oft gezeigt.
Der Viertelfinal soll es also diesmal werden – mindestens. Denn gepackt haben Captain Granit Xhaka und Co. bis zu einem möglichen Final. Solche Ansagen gab es bereits in der Vergangenheit, es folgten bislang aber noch keine Taten.
Als Gruppendritter droht im Achtelfinal ein «Grosser»
Ein Selbstläufer wird das Unterfangen auch heuer nicht. Die Gruppe A ist nach der Hammergruppe F (FRA, GER, POR, HUN) die gemäss Weltrangliste zweitstärkste des Turniers. Der Umstand, dass selbst die 4 besten Gruppendritten weiterkommen, ist trügerisch. Schliesst die Schweiz die Gruppe A nämlich auf Rang 3 ab, so droht in einem allfälligen Achtelfinal ein Duell mit Kalibern wie Belgien, Spanien oder Frankreich.
Deshalb ist die Schweiz am Samstag im Startspiel gegen Wales (14:10 Uhr, SRF zwei) schon unter Zugzwang. Danach warten die kaum einfacheren Aufgaben gegen Italien (16.6.) und die Türkei (20.6.).
Wales hofft auf Bale
Wales, die aktuelle Nummer 17 der Weltrangliste, blickt auf eher schwierige Monate zurück. An der Seitenlinie hat Robert Page übernommen, weil Nationalcoach Ryan Giggs in eine Justiz-Affäre verwickelt ist. Das Team sei breiter aufgestellt als 2016, als es sensationell den Halbfinal erreichte, sagen Experten. Diesen Coup zu wiederholen, dürfte dennoch schwierig werden.
Immerhin: Mit Gareth Bale verfügt die mit Premier-League-Spielern gespickte Truppe über einen echten Star. Und Aaron Ramsey (Juventus Turin) scheint fit zu sein für den Auftakt.
Die Hoffnungen der Schweizer ruhen dagegen auf Xherdan Shaqiri. Der 29-Jährige hat zwar kein einziges EM-Qualifikationsspiel absolviert, dennoch ist die Mannschaft dringend auf ihn und seine Geniestreiche angewiesen. Doch ist er dazu in der Lage? In welcher Verfassung präsentiert sich der Liverpool-Akteur, der nur wenig Spielpraxis mitbringt?
Krönt sich die Generation Shaqiri?
Wie Shaqiri befindet sich die Generation um die U17-Weltmeister Granit Xhaka, Haris Seferovic und Ricardo Rodriguez womöglich auf dem Zenit. Will sie Geschichte schreiben, bietet sich diesen Sommer vielleicht die letzte Möglichkeit.
Auch die Ära von Vladimir Petkovic könnte in den nächsten Wochen gekrönt werden. Mit dem Viertelfinal-Einzug könnte auch er sich endgültig von all seinen Vorgängern abheben. Es wird wohl vom Ausgang dieses Turniers abhängig sein, wie es mit Petkovic weitergeht. Sein Vertrag ist bis und mit zur WM 2022 gültig.
Mögliche Aufstellungen:
Schweiz: Sommer; Widmer, Schär, Akanji, Elvedi, Rodriguez; Freuler, Xhaka; Shaqiri; Embolo, Seferovic.
Wales: Hennessey; Roberts, Mepham, Rodon, Davies, Williams; Allen, Morrell; Bale, Wilson/Ramsey, James.