Nach 6 EM-Titeln in Serie war für Deutschland in den Niederlanden bereits im Viertelfinal Schluss. Gegen Dänemark setzte es eine überraschende 1:2-Niederlage ab. Erstmals seit 1987 gehören die DFB-Frauen damit nicht zu den vier besten Teams Europas.
Wer in einem EM-Viertelfinal keinen Willen zeigt, der hat in der Nationalmannschaft nichts zu suchen.
Inka Grings, 96-fache Nationalspielerin und zweifache Europameisterin, findet im Interview (siehe Audio oben) klare Worte: «Man hat in keinem Spiel das Gefühl gehabt, dass die Mannschaft verstanden hat, worum es geht. Es wurden weder Wille noch Entschlossenheit aufs Spielfeld gebracht.»
Die 38-Jährige geht sogar noch weiter und sagt: «Wer in einem EM-Viertelfinal keinen Willen zeigt, der hat in der Nationalmannschaft nichts zu suchen.»
Jones nicht über alle Zweifel erhaben
Grings' Kritik richtet sich auch an Steffi Jones. Die Aussagen der Trainerin im Vorfeld («Wir wollen Europameister werden») waren ihr zu forsch:
- «Man ist das Risiko eingegangen, eine Trainerin zu holen, die überhaupt keine Erfahrung im Trainergeschäft hat. In der Mannschaft fand zudem ein kompletter Umbruch statt. Da muss man mit gewissen Aussagen vorsichtig sein.»
- «Die ganzen Rotationen haben nicht dazu beigetragen, dass die Mannschaft Sicherheit bekommt und selbstbewusster wird.»
- «Ihre Ideen mögen nicht verkehrt sein, aber es braucht einfach Zeit und die Spielertypen dazu. Ich bin gespannt, ob sie die Chance bekommt, daran zu wachsen.»
Für Grings ist klar: Der Frauenfussball entwickelt sich rasant weiter, Deutschland hat seine Vorreiterrolle mittlerweile verloren. Das habe auch seine guten Seiten. «Wenn ich meine beiden letzten Europameisterschaften anschaue, war es immer nur die Frage, wie hoch wir gewinnen werden. Das Niveau hat sich gesteigert, das ist wahnsinnig wichtig für den Fussball», so die 38-Jährige.
Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 30.7.17, 18:30 Uhr